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Titellos

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Titellos

Geschrieben von Matthew am 22.01.07 um 19:02 Uhr

Öhmja, ich hab in den Winterferien endlich mal wieder meine Arsch hochgekriegt und was geschrieben.
Is zwar noch net viel, aber immerhin.
Mal sehen ob sie jemals fertiggestellt wird.
Ich poste dass hier einfach mal, erwarte aber nicht, dass es sich jemand durchliest.
Aber falls doch, würd ich mich über Feedback natürlich freuen.

„Ich bin ein Tagträumer. Und ich kann von mir behaupten, dass dies meine wohl positivste Eigenschaft ist. In den Momenten in denen sich jeder andere von der Hektik und dem Lärm des Alltags erschlagen zu fühlen scheint, schwebe ich in einem Nichts aus gedankenerfüllten Wolken die darauf warten ihre, für die Allgemeinheit sinnlosen, für das Individuum aber so wichtigen, Gedankenstropfen auf den Sinnierenden herunter prasseln zu lassen.
Es ist die Zeit des Tages an dem ich mich der Frei- und Glückseligkeit am nächsten sehe.
Die Momente der inneren Ruhe, Stille und Ausgewogenheit.
Perioden in denen man nicht nachdenken muss um Einfälle zu haben und in denen die Welt so aussieht wie man sie gern hätte.
Doch jäh durchstreift mich eine zähe Leere, jedes Mal wenn ein solcher Moment endet.
Schmerzlich werde ich innerhalb eines minuziösen Zeitraums in die Gegenwart, die Realität zurückbefördert und fühle mich sogleich erschlagen von ihrer unendlichen Boshaftigkeit, so wie es allen zu gehen schien, kurz bevor ich mich in meine eigene Welt geträumt hatte.
Ich bin ein Tagträumer und ich kann behaupten, dass dies wohl meine positivste Eigenschaft ist. Doch umso schöner ein solcher Tagtraum ist, umso härter sieht nach seinem Ende die Realität aus und umso schwerer fällt es mir danach sie akzeptieren zu können.“

Es war wieder einmal Morgen. Weissgott kein besonderer. Denn mehr als sich dem zuvor von Statten gegangenen anzuschliessen und den künftig eintreffenden abzuwarten, schien er nicht in sich zu bergen.
Jeff wartete wie jeden Morgen am Bahnhof auf den Zug der ihn in die 2. Stadt bringen würde.
Als es so weit war, stieg er ein, suchte nach einem leeren Abteil, fand es und setzte sich auf einen der abgenützten, rot/blau bepolsterten Sitze.
Eine Fahrdauer von 18 Minuten lang, musste er nun keinen Menschen sehen.
Während er die Kopfhörer seines portablen CD-Spielers in seinen Ohren beheimatete, dachte er nach. Was würde dieser Tag wohl bringen? Würde etwas eminentes geschehen?
Oder würde es doch nur ein Tag wie einer der vielen sich zuvor ereigneten werden?
Er studierte noch eine Weile darüber nach und stellte sich vor wie dieses und jenes aus dem abgebrochenen Tag etwas Besonderes machen könnte und was für Folgen es für die nächsten Tage haben würde.
Und dann waren die 18 besten Minuten des frühen Morgens auch schon vorbei und er entstieg dem Zug, bemüht keinen Menschen ansehen zu müssen.
Bis zu seiner Schule waren es zu Fuss etwa 20 Minuten.
Den Blick starr auf den ihm einen konventionellen Gang ermöglichenden Beton des Bürgersteigs gerichtet, lauschte er der Musik in seinen Ohren und probierte den zuvor fest zusammengedrückten Gedankenschwamm zu weiteren Entleerungen zu zwingen.
Indes eilten Menschen hastig an ihm vorbei so wie Neutrinos durch den Erdball.
Er nahm keinen der Menschen wahr und war bemüht sich ganz auf seine Gedanken und die ihn inspirierende Musik zu konzentrieren.
Es war kalt und nass draussen. Die Menschen waren bestrebt so schnell wie möglich an ihr anvisiertes Ziel zu gelangen.
Jeder hätte das oft zierlich, oft dominante platschen von Wasser, das eingeengt durch Stiefel und anderes Schuhwerk, auf sich aufmerksam zu machen versuchte, hören können. Doch alle überhörten sie es.
So schossen grosse und kleine Wassertropfen bei jedem Tritt, in eine auf dem Boden befindliche Wasserlache, fontänenartig gen Himmel um danach wie letzte Lichtfetzen eines in die Luft beförderten Feuerwerkkörpers wieder auf den Boden zu prasseln. Und all dies ungeachtet des stetigen Treibens der Menschen auf den Strassen und Gehsteigen.
Vom Regen durchnässt, hetzten Schulkinder an den Mitstreitern dieses morgendlichen Kampfes gegen die feucht gewordenen Elemente der Natur, vorbei und schlängelten sich ihren Weg durch die klammen Strassen der 2. Stadt.
Von den zu oberst mit einem erschwinglichen pinkfarbenen Pelz versehenen Stiefeln eines Mädchens, schlängelten sich Wasserwürmer fast klaustrophobisch anmutend hinunter, um sich dann am ende des Stiefels oder in einer der vielen Wasserlachen auf dem Boden niederzulassen.
Es war ein regnerischer Morgen wie es schon so viele zuvor gegeben hatte.
Und doch, wäre er etwas ganz besonderes, so würde man die kleinen Sachen des Alltags bewusst wahrnehmen und nicht unter dem schweren Mantel der Oberflächlich- und Gleichgültigkeit verstecken wollen.
Nachdem 10 Minuten nun der Vergangenheit ins Garn gingen, durchbrach der Gruss eines Freundes Jeffs Gedankengänge und blitzartig verstummten die Geigen- und Klavierklänge in seinem Kopf.
Mike war es, der Jeff wie jeden Morgen auf dem verbleibenden halben Schulweg begleitete.
Sie redeten nicht, sondern gingen nur still neben einander her und beobachteten das hastige Treiben.
Und so wie sie sich begrüsst hatten, verabschiedeten sie sich auch wieder.
Jeff und Mike hatten viel gemeinsam und lebten dies merklich aus.
Nun stand Jeff ein 9-stündiger Schultag bevor, den er wie jeden zuvor, mit zeichnen, schreiben und in Gedankenwäldern spazieren, verbringen würde.
Geachtet dieser Interesse missenden Umstände, sahen seine Noten sehr gut aus.
Einer von vielen Gründen warum ihn fast keiner seiner Mitschüler und Mitschülerinnen mochte.
Aber das war ihm egal. Als stiller Misanthrop unter all diesen unsäglichen Dilettanten, fühlte er sich auf eine bestimmte Weise sogar sehr wohl.
In was für einen Haufen man ihn da gesteckt hatte.
Da war Maria, die kleinwüchsige, neurasthenische Italienerin, deren Verhalten in Stresssituationen Jeff immer wieder ein leinwandbreites Grinsen ins Gesicht trieb.
Oder auch Martina, die davon überzeugt war, ihre Stärke sei es in lapidarer Kürze althergebrachte, in des Vaters Gedichtbüchern gefundene, Gedichtsfetzen zu rezitieren.
Eine lästige Angewohnheit, in der sie natürlich stets von ihren einfältig kichernden Kolleginnen unterstützt wurde.
Ihr Kurzzeitfreund Jonas, der in der hintersten Reihe sass, war ein scheinmuskulöser wie hirnabsenter Prolet, dessen Lebensziel es zu sein schien, pro Monat gleich viele Mädchen herumzukriegen, wie sich Schweisstropfen von seiner Stirn befreiten, wenn er seine morgendlichen Kraftübungen machte.
Und dann war da noch Michael, der Typ mit Brille der neben Jeff sass.
Er hatte mehr Pickel im Gesicht, als eine 7" Schalplatte Rillen hatte.
Davon abgesehen war er ein holistischer Streber und Besserwisser.
Die einzige Person in seiner Klasse, die Jeff mochte war Sabine.
Sie sass am Pult vor Jeff. Sie hatte lange braune Haare, die sie abwechselnd frei und zusammengebunden trug und grüne Augen, wie sie Jeff nicht schöner kannte.
Sabine war meist eher still und konzentrierte sich gleichermassen auf den Unterricht wie auf alles was vor dem Fenster des Klassenzimmers vor sich ging.
Schon oft hatte Jeff bemerkt, wie ihre beiden Blicke demselben Vogel folgten, der draussen beim grossen Baum auf dem Schulareal, freimütig durch die Luft glitt.
Oder wie sie beide von ihrem Klassenzimmer aus, eifrig, ein in herbstliches Gewand gekleidetes, mit dem Wind herumtollendes Blatt, dass sich vom Ast des selben Baumes gelöst hatte, verfolgten, bis es schliesslich aus dem eingeschränkten Radius des Schulfensterglases entschwand.

Zuletzt bearbeitet am 22.01.07 um 19:05 Uhr von Matthew (Anzahl Bearbeitungen: 3)

"Das ewige Leben liegt auf meinem Weg. Ich brauche nur noch einen letzten Nagel für meinen glitzerroten Sarg"

Matthew
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Geschrieben von colorblind am 22.01.07 um 20:53 Uhr

ich mag es, vor allem den letzten teil, wenn er in der schule ist...davor haben mich ein paar adjektive gestört, die mir ab und an fehl am platz schienen oder die gefühlvollen beschreibungen irgendwie übertrieben haben.
aber ab dem moment wo jeff dann in der schule ist finde ichs richtig toll.

erinnert mich an 2 leute aus unserer stufe. rene und sabine (haha).... das würde wirklich zu beiden passen.

ich mags...

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Geschrieben von Matthew am 22.01.07 um 22:11 Uhr

Danke. Allein schon fürs lesen.
Das dus magst, freut mich natürlich zusätzlich.

Hihi, wasn Zufall.

Naja, hab noch keine Ahnung wies weitergehen soll in der Geschichte.

Zuletzt bearbeitet am 22.01.07 um 22:11 Uhr von Matthew (Anzahl Bearbeitungen: 1)

"Das ewige Leben liegt auf meinem Weg. Ich brauche nur noch einen letzten Nagel für meinen glitzerroten Sarg"

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Geschrieben von colorblind am 22.01.07 um 23:48 Uhr

finde den prolog auch gut.... =)

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Geschrieben von schnute am 23.01.07 um 11:47 Uhr

mir gefällt dein schreibstil sehr gut!!!!schreibst du dran weiter?möcht gern wissen wie es weitergeht.

schade nur das paar rechtschreibfehler drin sind.

Vater RocknRoll, der du bist im Himmel,
geheiligt werde dein Rythmus,
dein Konzert komme,
dein Wille geschehe,
wie auf der Tanzfläche so auf der Bühne,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von den Groupies
denn dein ist die Konzerthalle
und die Gästeliste
in Ewigkeit
YEAH

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Geschrieben von Matthew am 23.01.07 um 12:41 Uhr

Danke.

Joa, werd da immer wieder mal was schreiben wenn ich Zeit hab.

Joa, das mit den Rechtschreibfehlern weiss ich, war noch nie meine Stärke.

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