Special
With Full Force Festival
With Full Force - Klappe, die zwanzigste.
Die Jubiläumsausgabe des With Full Force Festival zeigte auch als gäbe es etwas zu feiern: Es gab einen Zusätzlichen Abend an dem die Mainstage bespielt wurde und insgesamt wurde auch ein wirklich hochkarätiges Line-Up gebucht um die etwa 30000 Festivalbesucher zu bespaßen.
Für mich war es der erst Ausflug ins sächsische Roitschjora, wo am heimischen Flugplatzgelände seit zwei Dekaden das Festival statt findet. Zunächst war besonders auffällig dass sich das Publikum nicht nur im erwarteten Schwarz zeigte, sondern es recht bunt zu ging. Das dürfte mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit am großen Hardcore-Einfluss liegen, der durch Impericon und Co. zu flippigen Neonfarben gefunden hat. Auch das Campinggelände war beschaulich und für ein Festival gespenstisch ruhig. Alles gut durchorganisiert vom hilfsbereiten Security zum überschaubaren Festivalgelände. Und vor allem eine gastliche Atmosphäre, wie sie nur wenige Festivals besitzen.
Bereits am Donnerstag spielten, dem 20. Jahrestags des Festivals wegen, Slayer, Hatebreed, Agnostic Front und das sächsische Comedy-Duo Elsterglanz, denen die Ehre zu Teil wurde das Festival zu eröffnen.
Der Freitag begann bei mir erst relativ spät zu The Devil Wears Prada, deren Show allerdings, gleich ihrer Musik, in keinster Weise originell war oder vor Motivation strotzte. Auf der Zeltbühne folgten dann Thy Art Is Murder, die mir ausgesprochen gut gefielen, für eine Hardcoretruppe und Iwrestledabearonce, die ich vor nicht allzu langer Zeit auch in der Schweiz gesehen hatte und die, wie ich finde, mit ihrer Mischung aus fast allem auf jedem Festival Stammgast sein sollten. Die Schweden von Pain boten dann auf der Mainstage eine gute, routinierte Show, konnten aber in Sachen Motivation auch nicht die Wurst vom Teller ziehen.
Da der Freitagsheadliner Motörhead, aufgrund eines Krankheitsfalls von Lemmy, ausfiel spielten Parkway Drive ein verlängertes Set und das gleich mit Pyroshow und allem was dazugehört. Ein würdiger Ersatz, sofern man nicht wegen Motörhead angereist ist.
Die Knüppelnacht war superb besetzt und machte enorm Spaß zum zuschauen und Headbangen. Den Anfang machten Napalm Death die routiniert und sympathisch durch ihre vierzig Minuten Zeit grindeten. God Seed, die neue Formation des ehemaligen Gorgoroth-Sängers Gaahl, folgten und waren nach Startschwierigkeiten auch ein gern gesehener Gast beim With Full Force. Gerade Gaahl zeigte sich einmal mehr als König der Minimalbewegung. Und das in Zeitlupe, was auch mitunter unfreiwillig komisch wirken kann. Doch den Zuschauer freut es. Die Niederländer von Hail of Bullets walzten danach alles nieder. Ebenso die folgenden Naglfar, Krisiun und natürlich Marduk.
Der Samstag begann mit A.O.K. die ich jedoch nur so am Rand mitbekommen habe. Hämatom die auf der Mainstage folgten hatten auf jeden Fall reichlich Fans und mitsingwillige Fans in Petto. Ein solider Auftritt, mir persönlich bietet die Band aber nichts, was auch nach dem Liveerlebnis keinerlei Änderung erfuhr. Es folgten Adept, so etwas wie die schwedische Antwort auf Parkway Drive, vielleicht noch etwas mehr im Hardcore zu Hause als das australische Vorbild. Dennoch recht ähnlich im Klang, war der Auftritt von Adept die Light-Variante des Konzerts des großen Bruders vom Vortag. Zwischenzeitlich bespielten Bane die Zeltbühne und überraschten mit einer nachdenklichen Ansage zum Thema Alkohol. Weitere Bands sah’ ich abgesehen von Kvlertak des Nachtens nicht im Zelt.
Am Samstag war die Live-Macht In Flames Headliner und präsentierte sich wie eh und je in bester Spiellaune und mit guter Songauswahl. Leider war ab zwei Dritteln des Auftritts der Bass so Präsent, dass die Gitarren fast gänzlich untergingen. Was zwar der Stimmung keinen Abbruch tat, wohl jedoch den musikalischen Genuss dessen was die Musiker boten schmälerte. Zuvor gaben sich die New Yorker Hardcoreveteranen von Sick of it all, die Klinke in die Hand und hatten sichtlich Spaß der Menge bei zunehmender Dunkelheit einzuheizen.
Der Sonntag startete enorm mit Between The Buried And Me. Eigentlich mein persönlicher Headliner. Leider wurden die US-Amerikaner nur mit 30 Minuten Spielzeit bedacht, die auch voll ausgeschöpft wurden. Auch das Publikum war vergleichsweise spärlich vorhanden, im Vergleich zu vorangegangenen Mambo Kurt oder den später spielenden The Browning.
The Browning, ebenfalls aus den USA machten der Menge enorm Druck mit ihrer Mischung aus Hardcore und Techno. Demzufolge war vor der Mainstage eine Menge los. Das überwiegend sehr junge Publikum war sehr agil und in Dauerbewegung und zeigte von Hüpfen über Violent-Dancing zum klassischen Headbangig das ganze Reportoir metal- und hardcorekompatibler „Tanz-variationen“
Gleichzeitig bespielten All That Remains die Zeltbühne wovon ich noch die letzten Songs mitkriegen konnte. Auch hier war eine beachtliche Fülle an Zuschauern da. Und die Stimmung gut. Die nachfolgenden Kassierer spielten in gewohnter Manier ihren Saufpunk. Dazu würde eifrig gegrölt, begleitet von „Ausziehen“-Rufen. Sicherlich eine der beliebtesten Bands des Festivals.
Spannend stelle ich mir ein Aufeinandertreffen des Bane-Sängers, der die zuvor erwähnte Schmähansage zum Alkohol gegeben hatte, mit den Mitgliedern der Kassierer vor.
Auf der Hauptbühne spielten dann Knorkator ganz groß auf. Normalerweise als Quartett unterwegs war die Band diesmal noch von einer weiteren Gitarristin verstärkt. Das tat dem Sound auf jeden Fall gut. Sänger Stumpen stänkerte was das Zeug hält. Auch Gedichte trug Alf Ator vor, während Stumpen sich noch für seinen Ritt durch Publikum in einem riesigen Ball vorbereitete. Beendet wurde das Spektakel mit der dauerrichtigen Prognose die unser aller Tod heraufbeschwört: „Wir werden alle sterben“ heißt es da zu lieblichen Mandolinenklängen.
Es folgten noch die finnischen Folk-Metaller von Korpiklaani. Die Alkoholgeschwängerte Musik ist einfach, genau wie bei Die Kassierer, enorm Festivaltauglich. Zu meiner Freude spielte die Band noch ihre eigene Version des finnischen Liedes Levkas Polka, was mir bis dato in diversen A-Capella oder Techno-Versionen untergekommen ist.
Leider musste ich nach den deutschen Metalcorelern von Caliban abreisen, weshalb mir der Headliner des Sonntags Korn leider verwehrt blieb. Auch das dass Festival beendende The Last Supper, was mit Paradise Lost, Negura Bunget und Amorphis ebenfalls grandios besetzt war.
Insgesamt war das zwanzigste With Full Force ein voller Erfolg. Für die Anwesenden auf jeden Fall. Es herrschte eine familiäre und schöne Atmosphäre und alles blieb, meines Wissens nach, ohne Zwischenfälle. Auch das Wetter, war gegenüber dem sagenumwobenen Vorjahr (Dauerregen, Blitzeinschlag, Verletzte) geradezu in Geberlaune. Lediglich am Samstag gab es ein, zwei kleine Regenschauer. Aber nichts was einen Festivalbesucher aus der Reserve lockt. Nächstes Jahr gerne wieder.
Rasmus Peters, 03.07.2013
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