Special
Southside Festival
Southside 2014 - Überragend entspannt
Die Wettergötter zeigten sich in diesem Jahr besonders gnädig mit dem Southside Festival: drei Tage warm und trocken. Beste Voraussetzungen für ein entspanntes Festivalwochenende für die 65.000 Besucher, die das Line-up bestehend aus gut einhundert Bands nach Neuhausen ob Eck gelockt hatte. Zwar mussten Duke Dumont und We Came As Romans ihre Auftritte am Sonntagabend absagen doch sonst gab es für die Angereisten zu sehen was auf dem Programm stand.
Den Freitag eröffneten The Bots auf der Green Stage planmäßig um drei Uhr nachmittags. Das blutjunge Geschwisterpaar aus Los Angeles begeisterte mit ihrer Mischung aus Garage-Punk und Blues-Rock und so wurden auch sofort Rufe nach einer Zugabe laut. Diese blieb dem Publikum aber verwehrt, schließlich standen schon Dispatch für ihren Auftritt in den Startlöchern. Den Großteil des Publikums zog es in der Umbaupause weiter zu den schottischen Alternative-Rockern von Twin Atlantic an die Blue Stage, denn noch konnte man sich ziemlich frei von A nach B auf dem Gelände bewegen.
Ein Umstand der sich spätestens beim Auftritt von Franz Ferdinand änderte. Die Schlange und das Gedränge um ins Infield, möglichst nah an die Bühne, zu kommen, waren zu diesem Zeitpunkt groß und erste Wellen von Ungemach und Platzneid schwappten durchs Publikum. All das war jedoch schnell vergessen als Alex Kapranos und Co. die Bühne betraten und sechzig Minuten lang zum Tanzen animierten.
Nach Ende des Sets der Schotten ging der Großteil des Publikums für den Auftritt der Black Keys in Lauerstellung, ein kleiner Teil zog weiter zu Bonaparte und Bosse. Carney und Auerbach hatten ihr neues Album Turn Blue für die Festivalbesucher im Gepäck und spielten die Veranstaltung in den Sonnenuntergang. So richtig Stimmung wollte aber nicht aufkommen. Das von Vielen sehnlich erwartete „Everlasting Light“ gab es nicht zu hören und soundtechnisch zeigte sich die Unausgewogenheit von Bass und Höhen an der Green Stage erstmals als wirklich problematisch.
Über die kommenden Tage würde diese auch noch Blood Red Shoes, The Subways, Dillinger Escape Plan und anderen zum Problem gereichen. Nur auf der Red Stage im Zelt war der Sound streckenweise noch schlechter. Belle & Sebastian navigierten sich am Freitagabend noch recht geschickt darum herum, ähnlich wie James Blake am Samstag, während die Auftritte von Balthazar, Tocotronic und Bad Religion merklich von der Inkonsistenz im Klang litten.
Der Samstag hatte es dann wirklich in sich. Bereits früh zeigten The Durango Riot und Drenge wo musikalisch der Hammer hing, während den Kanadiern von Fucked Up der Preis für Publikumsnähe gebührte. Deren Frontmann Damian Abraham stürzte sich nach nur wenigen Sekunden von der Bühne ins Publikum und entschied sich dazu für den Rest der Show genau dort zu bleiben. Was sich anschloss waren dreißig Minuten Begeisterung und Verwirrung.
Um halb drei Uhr nachmittags lockte der Singer/Songwriter George Ezra die Massen in und vor das Zelt an der White Stage. Drinnen war es kuschelig warm, es wurde getanzt und mitgesungen. Draußen saßen die Neugierigen auf dem Rasen und lauschten gebannt seiner Mischung aus Folk, Pop und Indie. Blood Red Shoes und The Subways zeigten sich am Nachmittag gewohnt mitreißend – wenn auch schlecht abgemischt – auf der Green Stage. Bei Elbow am frühen Abend hatten die Techniker den Sound dann wieder unter Kontrolle.
Besser klang es bei Thees Uhlmann & Band auf der Blue Stage. Uhlmann präsentierte sich gewohnt charmant und wortgewandt und mahnte die Selbstobjektivfizierung einer jungen Dame im Publikum an: „Zieht dem Mädchen bitte was an.“ Bei The Kooks zeigt ein Herr im engen schwarzen Slip dass auch das männliche Geschlecht in Sachen Körperlichkeit in nichts nachstand. Bevor sich am Sonntag bei Kraftklub das komplette Ausmaß der festivalinduzierten Enthemmung zeigte – wohl auch dank Animation durch Sänger Felix Kummer.
Die Höhepunkte des Samstags waren wie zu erwarten die Auftritte von Arcade Fire und James Blake. Klang und Bühnenshow gingen dort Hand in Hand. Macklemore & Ryan Lewis waren hingegen etwas enttäuschend. Trotz Feuerwerk und anderem Brimborium wollte der Funke nicht so recht überspringen. Was wohl auch daran lag, dass zuvor bereits Casper und am Freitag Seeed und Fettes Brot ordentlich im Bereich Hip-Hop und Dancehall-Performance vorgelegt hatten. Dagegen wirkte das amerikanische Duo ein Wenig fad.
Der Sonntag stand trotz einsetzender Abreisewelle weiterhin im Zeichen großartiger Auftritte. Feine Sahne Fischfilet brachten das Zelt an der Red Stage bereits um zwölf Uhr mittags zum Kochen. The Wombats, Broilers und Dropkick Murphys legten am Nachmittag auf den beiden großen Bühnen nach. Der heiß erwartete Auftritt der Pixies am frühen Abend überzeugte. Ebenso der von Interpol – der nur gegen Ende etwas unter der von Kraftklub herbeigeführten Publikumsmigrationswelle litt. Positiv überraschte Lily Allen, die dem Sonntagabend noch einmal gehörigen Popappeal verlieh, bevor die Dänen von Volbeat die Veranstaltung wortwörtlich abfackelten: Flammensäulen und musikalisches Opium fürs Volk inklusive.
Auch 2014 zeigte sich das Southside wieder von seiner besten Seite. Die Entscheidung des Veranstalters die Spiele der Fußballweltmeisterschaft nicht live zu übertragen sorgte zwar für einigen Missmut, erwies sich aber als überaus sinnvoll, genau wie das Riesenrad auf dem Festivalgelände.
Angelika Möller, 01.07.2014
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