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WITH FULL FORCE Festival XIX - Petrus nahm es mit dem Festivalnamen zu ernst!

WITH FULL FORCE Festival XIX

Petrus nahm es mit dem Festivalnamen zu ernst!

Dass das WITH FULL FORCE Festival, am ersten Juli-Wochenende jeden Jahres, für Abwechslung in jeglicher Hinsicht bekannt ist, ist wohl jedem klar. Nur an diesem Wochenende hätten sich die Zuschauer, zumindest in Sachen Wetter, ein wenig mehr Beständigkeit gewünscht. Dazu aber später mehr..!

Wir kamen also am Freitag den 29.06.12 am Flugplatz Roitzschjora, nahe Leipzig, im ländlichen Nord-Sachsen an und wurden gleich am ersten Tag schon mit reichlich Sonne verwöhnt. Genaue Ankunftszeit war 11.30Uhr, die Übergabe des VIP-Bändchens, des Foto-Ausweises und des netten WFF-Begleitheftchens ging relativ schnell und unkompliziert über die Bühne, sodass mein Kollege und ich pünktlich zur Mittagszeit unser Auto abstellen konnten und genüsslich unser erstes "Willkommens-Bierchen" vertilgten.
Der reibungslose Ablauf, keine ewigen Schlangen und das nahezu perfekte Wetter lies schon einen perfekten Start ins Festivalwochenende vermuten.
Nach dem Erkunden des Geländes trafen wir auf die VIP-eigenen sanitären Anlagen mit Duschen und Toiletten. Da jeder Festivalbesucher weiß, wieviel eine morgendliche Dusche wert sein kann, stieg unsere Laune unter dem Zenit der Sonne ins unermessliche und wir führten unsere Reise Richtung Backstage-Bereich fort. Dort wurde unser Rausch kurzerhand unterbrochen, als wir mitbekamen, dass man mit unseren Bändchen nicht direkt hinter die Bühne darf, sondern dass unser Weg hinter verschlossenen Zäunen am Loading-Bereich vorbeiführen musste. Nun gut!
Zur Erleichterung stand dort ein Zelt, wo man gegen ein nettes Lächeln Wasser, Cola, Kaffee o.ä. gratis erhielt.
Der erste Soundcheck des Wochenendes war vorbei und wir begaben uns gestärkt Richtung Mainstage, wo sich die Thrasher von SKELETONWITCH die Ehre gaben.
Gutes Brett, viel Speed, solide Vorstellung der Jungs, für mich aber als Einsteigerband des Festivals doch ein wenig zu eintönig. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.
Mehr Schwung in die Menge brachten ca. zwei Stunden später AUGUST BURNS RED aus Pennsylvania, welche das Publikum in der Mitte teilte und sich damit näher kennenlernen lies! Es wirkte Wunder - Das WITH FULL FORCE begann Fahrt aufzunehmen.

Auch 100m weiter links im Hardbowl-Zelt merkte man erste Erschütterungen, als POISON IDEA zum Tanze aufspielten. Punkt 20 Uhr, mit genau zwei Stunden Verspätung, betraten dann die Jungs von NASTY die Bühne. Da der Schlagzeuger ein sehr guter Freund von mir ist, war für mich natürlich Anwesenheitspflicht! Solider Hardcore, viele Breaks, klare Aussagen, gute Show - ging es noch besser an diesem Abend?
Ja, es ging noch besser. Als MACHINE HEAD als Headliner des Freitags die Bühne betraten, war alles Vorhergesehene vergessen.
Unermüdlich spielten sie ihr gewohntes Brett und brachten mit "Aestethics of Hate" die Menge an den Höhepunkt des Abends. Kein Kopf blieb Still, ob Männlein oder Weiblein. Ein musikalischer Genuss, bevor wir nach einem sehr langen und trinkfesten Tag die Reise zurück zum VIP-Parkplatz antraten. Ein letztes Bierchen am Auto und dann waren auch schon die Augen zu.

Doch wie man es vom Festival kennt, gingen sie auch sehr schnell wieder auf. Punkt 7.30Uhr wurden wir von prasselndem Regen auf unserem Autodach geweckt! Sollte es das schon gewesen sein mit dem schönen Wetter?!

Wir ließen uns erst mal nicht davon stören und traten gegen 8 Uhr den Weg zur heißersehnten Dusche an. Dazu muss man sagen, dass unser Parkplatz mit maximal 50 Autos besetzt war und uns ca. 7 Duschkabinen zur Verfügung standen. Also blieben auch die langen Warteschlangen vor den Duschen aus, was es nochmal angenehmer für uns machte! Und als wäre das nicht genug, kamen wir frisch geduscht aus dem Container und was erwartete uns?! Genau, die Sonne!
Mit kurzem Umweg erreichte sie das Festival um 8.30 Uhr und ließ wieder auf gute Stimmung hoffen. Das frühe Aufstehen und die Unkompliziertheit beim Ankommen und Verlassen des Zeltplatzes, ermöglichten uns einen kurzen Ausflug in die Zivilisation auf ein ausgewogenes Frühstück und einen Kaffee im nächstgelegenen Örtchen. Herrlich!

Frisch gestärkt traten wir wieder die Reise aufs Gelände an und ließen uns um 14 Uhr natürlich nicht die „Rambo“, „Titanic“ und „300“-Synchronisations-Helden von ELSTERGLANZ entgehen. Da ich 2005, 2006, 2007 und 2009 schon die Ehre hatte, das WITH FULL FORCE zu besuchen, weiß ich, wie der Platz um 14 Uhr vor der Mainstage gefüllt ist. Zwischen den knallharten Fans und ein paar Besoffenen, die vermutlich die Reise zum Zelt nicht mehr geschafft haben, ist da eigentlich noch nicht so viel los, da die meisten noch ihr Gesicht suchen, welches sie die Nacht vorher irgendwo verloren haben. Anders aber war es bei Elsterglanz. Sie spielten ihren Heimvorteil klar aus und hätten keinen anderen Slot in der Reihenfolge belegen dürfen. Die Menge war anschließend wach und so startete der zweite Tag auf dem Full Force.

Der Tag plätscherte mit vielen durchschnittlichen Bands und mit der Konsequenz des hohen Biergenusses dahin. Man begegnet vielen lustigen, durchgeknallten und durchaus merkwürdigen Leuten und hat jede Menge Spaß dabei. Im Backstage traf ich mich dann mit meinem Freund, welcher am Abend davor , wie oben erwähnt, am Schlagzeug für Nasty saß. Wenn man zu dem Zeitpunkt gewusst hätte, was den 35.000 Leuten in ca. fünf Stunden bevorsteht, wären einige wahrscheinlich schon vorher abgereist!
Um 18.45 Uhr verschlug es uns erst einmal zu MESHUGGAH. Meiner Meinung nach live noch viel interessanter und intensiver als auf Platte. Wahnsinn was die Jungs da hingelegt haben. Leider hatte ich meinen Taschenrechner nicht mit, deshalb stieß mein musikalisches Verständnis bei dem einen oder anderen Song an seine Grenzen. Wahnsinn!
Danach ging es zu meinem persönlichen Highlight an diesem Wochenende. Mit 14 Jahren habe ich in einer Punkband angefangen Schlagzeug zu spielen und wahrscheinlich genau deswegen freute ich mich so auf THE BONES. Die Band aus dem schwedischen Karlskrona hat zwischen den vielen Beatdowns und Moshparts ein wenig Stimmung und Abwechslung in die Runde gebracht und mit Songs wie „ Not another Lovesong“, „Denial“ oder „Flatline Fever“ alle 10.000 Zuschauer im Hardbowl-Zelt zum Feiern veranlasst. Es ist immer wieder ein Genuss zu sehen, was eine Band aus vermeintlichen „4-Akkorden“ rausholen kann und auf die Menge überträgt. Wie gesagt, mein Highlight!

Dieses Konzert sollte leider auch den Schlusspunkt der freudigen Stimmung am Samstagabend setzen. Als Heaven Shall Burn um 22.30Uhr auf die Bühne kamen, stieg neben dem sternenklaren Himmel eine schwarze Gardine empor, welche auf keine guten Aussichten blicken ließ.
Und so sollte es auch sein: Heaven Shall Burn spielten den ersten Akkord vom ersten Lied und der Himmel brach, als gäbe es keinen Morgen mehr. Die Menge begann sich zu bewegen, aber leider nicht wegen der guten Musik, nein, vielmehr wegen des sinnflutartigen Regens. Auch ich muss gestehen, dass ich zu dem Zeitpunkt schon in das Hardbowl-Zelt geflüchtet bin, wo kurz zuvor die beste Stimmung zu den BONES herrschte, nur jetzt jedes Gesicht von Blitz zu Blitz immer beunruhigter wurde. Das Gewitter hielt an und das einzige was dessen Lautstarke noch übertreffen konnte, war die Doublebase vom HSB-Schlagzeuger. Wir hatten es mittlerweile 0 Uhr und der Regen ließ nicht nach. Der einzige „Lichtblick“ der sich uns bot, war, dass die Blitze aufgehört hatten. Dies veranlasste meinen Kollegen und mich die Reise zum Auto anzutreten. Nach ca. 50m merkten wir aber, dass dies keinen Zweck hat und haben uns kurzerhand bei hilfsbereiten Leuten in den Kofferraum ihres Autos flüchten dürfen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das unser Glück. Genau zu dieser Zeit schlug unweit von uns entfernt der Blitz ein, wobei 51 Menschen verletzt wurden, 9 davon schwer. Nach weiteren zwei Stunden, es war mittlerweile 02.30 Uhr, krochen wir aus dem besagten Kofferraum, begaben uns zu unserem Auto und sahen ein Feld der Verwüstung. Sehr schade, dass ein solch schöner Festivaltag mit diesen Eindrücken enden musste.

Am Sonntagmorgen war immer noch keine Besserung in Sicht. Verwüstung, Überschwemmung und, so kam es zumindest mir vor, gedrückte Stimmung und Erschöpftheit. Die Kombination aus allem veranlasste uns schließlich, den völlig heruntergekommenen und im Schlamm erstickten Zeltplatz zu verlassen und die Heimreise anzutreten. Eine letzte Dusche ließen wir uns dennoch nicht entgehen und waren gegen 11 Uhr wieder auf der Autobahn.

Ein sehr schönes, eindrucksvolles, trinkfestes aber auch erschreckendes Wochenende war nun vorbei. Trotz Sturm, Hagel, Platzregen, Blitz, Donner und 51 Verletzten, bleiben mehr schöne als schlechte Erinnerungen an das Festival. Alles in allem war es ein sehr gelungenes Wochenende, welches stark nach Wiederholung riecht!
Vielen Dank auch nochmal von meiner Seite.

Wir kommen trotzdem wieder, Petrus!

Paul Lettieri05.07.2012

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