Special

Die Söhne Mannheims

"3 Orchester und Stars"

Klassik meets die Söhne Mannheims – exzellent gelungenes Vor- WM Spektakel.

Großereignisse werfen Ihren Schatten voraus, und wie hätte es mit der FIFA anders sein können. Knapp drei Tage vor dem ersten offiziellen Ballwechsel durfte sich der Kulturbegeisterte gegenüber dem Fußballfan freuen, denn im einstigen Austragungsort sämtlicher Zweikämpfe und hochdramatischer Szenen fand man sich zusammen mit knapp 25.000 anderen kulturbeflissenen Fans zu einer kleinen Premiere ein. „Location“ – wie man heute so schön sagt – oder auch Austragungsort: Das Olympiastadion.

Die Mannschaften: Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks inklusive Trainerin Mariss Jansons, das Bayerische Staatsorchester unter der fußballerischen Leitung von Zubin Mehta und die Münchner Philharmoniker mit Coach Christian Thielemann. Und der Grund ? "3 Orchester und Stars". Drei Orchester, ein Super-Tenor und viele Künstler, die schon einmal auf die Weltmeisterschaft einstimmen wollten.


Von Zarathustra bis zur Carmina Burana

Zwar gab es zumindest im offiziellen Programm keinen Ballwechsel (im Vorfeld allerdings schon, bei der inoffiziellen 3 Orchester Meisterschaft...) , dafür ein abwechslungsreiches Zusammenspiel der drei Vorzeigeorchester gleich zu Beginn mit Richard Strauss` Also sprach Zarathustra. Es folgten Wagner, Tschaikowsky und Bizet, und nicht zu vergessen eine Szene des Siegmund: „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ vorgetragen, von niemand anderem als Plácido Domingo, dem König der Oper. Trotzdem traf Orffs Carmina Burana noch ein wenig mehr den Geschmack des Publikums, jene klösterlichen Schriften, 1935 von Orff vertont bildeten einen der Höhepunkte des frischen Juni-Abends.

Etwas ungeschickt war allerdings die viel zu frühe Pause geplant, die für viel Irritation, Frust und Langeweile sorgte inklusive Buh und Bäh bei jeder „Nur noch 10 Minuten – Ansage“.


Die Söhne Mannheims mit Fixstern Xavier Naidoo

Umso besser für die Söhne Mannheims mit Stern Xavier Naidoo und den ebenso hervorragenden Sängern Tino Oac und Michael Klimas. In der strengen Kühle eines nicht kommen wollenden Sommers gestaltete sich der „Gig“ der 17-köpfigen Crew zum Höhepunkt des Abends. Egal, ob die Mannschaft den Weltschmerz in brillante Melodiegebilde verpackte oder mit rappender Unterstützung das gesamte Stadion zum Mitmachen bewegte, kaum einer ließ sicht nicht mitreißen. Naidoo bekam vielleicht ein wenig zu sehr die Aufmerksamkeit der Kamera, dennoch leistete er hervorragende Arbeit und glitt mit seinen Mitstreitern knapp 30 Minuten auf einer Welle aus Emotion, Sinnlichkeit und Kraft über die Köpfe der Zuschauer. Man darf bei den Söhnen sicherlich den Mund über das Für und Wider zerreden und doch wäre der Abend nicht einmal annähernd so erfolgreich und erinnerungswürdig verlaufen hätte man die Sterne um Naidoo nicht eingeladen.

Einzig der letzte Song, im Duett mit Diana Damrau, entglitt selbst Naidoo in den Kitsch, man soll immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist, und Damraus Interpretation des Songs war schlichtweg langweilig und unpassend pompös. Die Söhne sind halt doch keine Strauss-Symphonie.


Lang Lang und die Schallmauer

Wer von Franz Liszts ungarischer Rhapsodie Nr. 2 in Cis-Moll nicht allzu viel mitbekommen hatte, musste sich nicht schämen. So erging es wohl nicht wenigen. Lang Lang mag ein begabter und außergewöhnlicher Pianist sein, nur weiß man als Meister in diesem Metier sicherlich auch, um den Leitsatz: „Geschwindigkeit ist nicht alles.“ Offenbar hatte er ihn vergessen. Furios mögen seine fingerakrobatischen Übungen auf den Tasten gewesen sein, aber der Rhapsodie tat es weniger gut, und vermutlich hätte auch Liszt nicht ganz verstanden, wo denn nun die Kunstfertigkeit versteckt war, ein wirklich schönes Stück so durch den Hochgeschwindigkeitsfleischwolf zu drehen. Zumindest beherrschte sich Lang bei George Gershwin ein wenig mehr, und siehe da – hervorragend.

Dennoch waren die Söhne nicht mehr zu toppen, und auch kein Strauss, ob junior oder senior, noch Plácido Domingo konnten daran etwas ändern. Schlecht war es deswegen noch bei weitem nicht, dem ungeachtet hätte das gemeinsame musizieren zu „We are the Champions“ nicht unbedingt sein müssen. Ein derartiges Aufgebot an den Großen der Oper und der Orchester hätte es sicher nicht nötig gehabt sich auf die mit drei Gitarrengriffen spielbare Fußballhymne herabzulassen. So dennoch geschehen und so nahm man im Feuerwerksregen Abschied vom Olympiastadion und ging seine Wege, vielleicht bis zum nächsten Jahr ind er ein oder anderen Weise.



Die Bild ist im Bild – oder vielleicht auch nicht

Allzu klar war dann natürlich auch, dass die BILD Zeitung, vor lauter Fußball, Ballack und Blödsinn schon gar nicht mehr wissend, was sei denn nun noch alles von sich geben sollte, den Abend nach Strich und Faden verteufelte. Furchtbar kalt war’s, keiner der Akteure sei recht in Form gewesen, und Deutschland kann froh sein, mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. „Champs auf Spartflamme“. Vielleicht auch nur der Schreiberling.

Fazit eines langen Abends: Die WM mag kommen, wir behalten uns im Herzen die Höhepunkte der "3 Orchester und Stars" Night, einem Ereignis, dass auch nächstes Jahr ohne WM gerne wieder stattfinden darf.
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Georg Hodolitsch, GigsforYou Promotion, Lena Mayer HD-Promotions

11.06.2006

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