Special
Bizarre-Festival 2002 - Sonntag, die Fat Stage
Der Sonntag begann damit, dass man sich aus seinem stickigen Zelt an die frische Luft kämpfte und dort mal einbißchen benommen sitzen blieb. Nach dem Frühstück wurde gemütlich sämtlicher Krempel zusammengepackt und ein Kampf mit dem Schlafsack ausgefochten, der etwas dagegen hatte sich einpacken zu lassen. Schließlich schleppte man sich schwerbeladen kilometerweit (na gut es ist etwas zu dramatisch ausgedrückt) unter der unbarmherzig brennenden Sonne bis zum Auto. So soll meine Entschuldigung dafür aussehen, dass ich She Male Trouble nicht gesehen habe. Aber von Ransom habe ich noch genug mitgekriegt, um berichten zu können, dass ich sie nicht leiden kann. Nicht nur wegen der Sängerin, sondern auch wegen dem eintönigen Sound. Apropos Sound: Dieser war den ganzen Tag an der Fat Stage nicht so berauschend, da man meistens den Sänger kaum verstehen konnte.
Als nächtes folgten Strike Anywhere, die mir mit ihrem recht tanzbaren Hardcore schon um einiges besser gefallen haben. Trotzdem lösten auch sie bei dem nicht gerade in Massen vorhandenen Publikum keine Begeisterungsstürme aus. Nach der kurzen Umbauphase strömten die Leute plötzlich nur so in den Hangar. Grund dafür war die Band, die wohl am wenigsten auf die Fat Stage passte: die Emil Bulls. Diese konnten trotz der frühen Uhrzeit (14:20 Uhr) und der relativ kurzen Spielzeit (ca. 25 Min.) die Leute für sich gewinnen und zum ersten Mal waren die Leute auch willig sich in Massen zu bewegen. Es wurden ungefähr drei neue Lieder gespielt, auf die die Zuschauer vorbehaltslos positiv reagierten und die sich auch gut anhörten. Das Highlight war wohl als ein Fan Gras gegen Jägermeister tauschen wollte, was jedoch nicht klappte. Ich sag nur: Keine Macht den Drogen ;-)
Und wie sie gekommen waren gingen die Zuschauer auch wieder und es herrschte abermals eine nette Wohnzimmeratmosphäre bei den Real McKenzies. Nur noch ein paar hartgesottene Fans waren bereit sich vorne gegenseitig die Fressen einzuschlagen oder gemütlich bei den Saufliedern mitzugrölen. Das soll nur klarmachen, dass ich The Real McKenzies nicht gerade als eine Wohltat für die Ohren empfand. Ihr Mix aus Schottenfolk und Punk hörte sich wie einfallsloser Punk an und jeder Text handelte anscheinend vom Saufen, was der Sänger am Vorabend wohl auch exzessiv betrieben hatte. Da haben unbekanntere Bands wie Flogging Molly eindeutig mehr drauf.
Kommen wir zu Waterdown, von denen man lange nichts mehr gehört hat, die wohl aber bald mit einem neuen Album am Start sein werden. Ich weiß nicht, was man mehr sagen soll als, dass sie eine schöne Show abgelegt haben und wohl eine der besten Emocorebands Deutschlands sind. Für Leute, die solche Musik mögen ein Genuss und für die anderen wurde ein Cover von Slime gespielt.
Bei 100 Reasons und Hot Water Music muss ich euch leider schon wieder enttäuschen, denn mein Magen meldete sich und meinte, ich sollte am heutigen Tage doch mal etwas Nahrhaftes zu mir nehmen. Also tat ich dieses auch und ging anschließend zu Farin Urlaub, da ich Hot Water Music schon mal live gesehen hatte und es jedem nur empfehlen kann. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, dass sie auf der Fat Stage genauso überzeugt haben. Bei den Bouncing Souls hatte ich wieder meinen alten Platz eingenommen und wunderte mich nur, weil ich diese Band von der Deconstruction Tour 2001 vollkommen anders in Erinnerung hatte. Aber das machte nun wirklich gar nichts, denn Bouncing Souls haben auch so derbe gerockt. Ihrer heftigen Punkmusik, die eher ins Härtere als ins Lustige geht, konnte keiner der Anwesenden widerstehen und jeder musste zumindest mit dem Kopf nicken. Ein weiteres Mal füllte sich der Hangar bis zur Hälfte. Diesmal war die Terrorgruppe dafür veranwortlich, die ja inzwischen schon einen Kultstatus besitzt. Die Band spielte, die Menge tobte oder legte sich auch auf Befehl schlafen, kein Hit fehlte. Würde ich die Terrorgruppe mögen, wäre es bestimmt ein Klasseauftritt gewesen, so fand ich ihn nur solide und wartete endlich auf Erlösung.
Die Erlösung kam und auch einer der wichtigsten Gründe, wieso ich beim Bizarre war: Sick Of It All. Auch das Publikum wechselte etwas. Waren vorher fast nur Jugendliche bis 19 dagewesen, so kamen jetzt auch ältere und besser gebaute Semester dazu. Ja was soll man sagen?! Einfach eine gute Show so wie man es von SOIA gewohnt ist und Begeisterung bei allen anderen. Vom ersten bis zum letzten Song war die gesamte Masse außer ein paar Ausnahmen in den hinteren Reihen in Bewegung und hat alles gegeben, genauso wie die Band. Schade fand ich nur, dass es als Zugabe nur zwei Lieder gab und die Spielzeit insgesamt wohl nicht viel mehr als eine Stunde betrug. Und so schleppte ich mich verschwitzt, durstig und trotzdem glücklich von dannen...
Katja Pentelin, 20.08.2002
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