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Beatdown Flavah - Beatdown Flavah

Beatdown Flavah

Beatdown Flavah

Eine kaum vorstellbare Situation für die Bizarre-Radio Mitwirkenden ist, dass es einem von Zeit zu Zeit langweilig wird andauernd auf die üblichen Rockkonzerte zu gehen, um sich die wöchentliche Dosis blauer Flecken und Ohrpfeifen zu holen, aber es kommt vor.

Und die beste Alternative ist eine kreative Neu-Eroberung auf dem Musikmarkt zu finden. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn außer HipHop und Pop bietet sich nicht mehr viel an. Also wird ganz tief gegraben und in Erwägung gezogen, sich eine unbekannte, ungelabelte und in alle Stiles offene Band anzuschauen, natürlich immer mit dem Risiko verbunden, dass es dann doch nur heiße Luft ist.

Und der Reiz nach neuem Ohrenschmaus treibt uns zunächst zu Beatdown Flavah (BDF) aus dem Kölner Raum, die alleine mit dem Übertitel “phunkadelic Jazzhop” ihrer Biographie die Neugierde wecken. Aber ob sie auch befriedigt wird?

Nach der Stimmung zu urteilen, die bei den ersten Anklängen von BDF herrscht, haben sich Farkas, Julian, Shatka, Bremi, Axel und Tsambi nach vier Jahren Bandbestehen eine ordentliche Anzahl an Stammpublikum erspielt, denn ungewöhnlicherweise für unbekannte Musiker, werden sie freudig empfangen. Während des Intros wird zunächst der Jazz neu interpretiert und Shatka zeigt, dass das Saxophon nicht nur à la Lisa Simpson melancholisch wirken muss, sondern richtig hip swingend, und die musikalische Experimentierfreude der Band kommt langsam zu Tage.

Dann betritt Farkas die Bühne und garniert das alles mit fetten Rhymes.

Nun gut, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Hip Hop nicht jedermanns Sache ist, und englischsprachige Raps von Deutschen grundsätzlich schlecht sind, aber Mistah Bigdog hat es Dank seinem langjährigen Aufenthalt in den Staaten und dem englischen Studium hier ordentlich drauf, so dass es hier nicht aufgesetzt, bemüht oder gewollt wirkt, sondern genau den richtigen Flow hat.

Und obwohl einige Stimmen im Publikum erklingen, die die üblichen “motherfuckers” in den Zeilen verdammen, wird das verziehen, wenn man den jungen Mann betrachtet, der sonst bei Machine Head, Slipknot und NIN zu Hause ist, und plötzlich merkt, dass seine Hüften dem Rhythmus folgen und er anfängt mit dem Arsch zu wackeln. Ja, bei der Musik wird Taktgefühl verlangt, aber das kommt bei Songs wie “getting inna mood” von ganz alleine. Es wird getanzt, geswingt, gegroovt und bloß nicht die Füße ruhig halten, aber das konnten die wenigsten, denn dafür haben sich viele zu sehr gefreut, nach drei Monaten endlich Beatdown Flavah wieder zu hören. Musik zum Hüftekreisen gut, die durch gekonnte Soundspielereien, vermischt mit einem Feuerwerk an neuen Ideen, und mit der neuen Backgroundsängerin Lotte es schafft, einen perfekten Spagat zwischen chilligem Jazz und dem ewig gleichen Hip Hip Sound zu gestalten. Beatdown Flavah haben nicht zum letzten Mal an diesem Abend Entertainment Deluxe bewiesen, dass sie es live mit den ganz Großen aufnehmen könnten. Das haben sie sich auch schriftlich erarbeitet, da sie 2000 den ersten Platz beim Emergenza Europafinale als beste Liveband errungen haben.

Trotz zahlreichen anderen Auftritten bei der Popkomm und guten Kritiken von Sony hat es bisher für einen Deal nicht gereicht, da der Markt noch nicht offen ist für neue kreative Köpfe.

Aber, wer weiß, da das MTC seit Jahren vielen neuen Bands die Gelegenheit bietet, ihr Talent zu beweisen, und das mittlerweile einige Labels wissen, die immer auf der Suche nach etwas außergewöhnlichem sind, vielleicht klappt es dieses Jahr.

Und wenn nicht und ihr nicht warten wollt, unter www.bxdxf.de gibt’s die Tracks zum Downloaden.

Agnes Niemyjski14.03.2002

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