Konzertbericht

Björn Dixgård

The Kilians

Die andere Seite von Mando Diao

Batschkapp, Frankfurt
20.11.2007

„Welcome to my show“. Der Stolz darüber, nach zahllosen Touren als Teil von Mando Diao selbst einmal der und das einzig Wichtige zu sein, war Björn Dixgård deutlich anzumerken.
In ganz intimer Atmosphäre präsentierte er einen Streifzug durch die Mando Diao Diskographie und vergaß nebenbei nicht auch dem Worte „solo“ genüge zu tun indem er eigene Kompositionen spielte. Doch wer jetzt an wilde Elektrogitarren und Mando Diao typische Ausrastermusik nonstop denkt irrt. Dixgårds erklärtes Ziel ruhigere, nachdenklichere Versionen bekannter Titel zu spielen, wurde voll erreicht. Unterstützung dabei lieferten zwei Freunde der Band ausgestattet mit Trommeln, Drums und einer Trompete. Besonders letzteres Instrument überraschte damit wie gut es Parts bekannter Instrumente in Mando Diao Songs übernehmen kann.

Nachdem die Kilians die Muskeln durch eine sehr gute Performance auf Temperatur gebracht hatten und der obligatorischen Umbaupause, legte Dixgård nur mit einer Akustikgitarre bewaffnet balladesk los. Klingt langweilig? Ist es nicht! Gerade bei solchen Liedern offenbart seine Stimme Facetten wie Verletzlichkeit und Raue, die man bei Mando Diao Liedern nicht heraushören kann.
Nach einigen weiteren ruhigen Liedern dann, das Publikum stellte sich schon auf einen tendenziell ruhigen Abend ein, ertönten die ersten Töne von „All my Senses“ und mein Fuß begann sich gegen meinen Willen zu bewegen. Dramaturgisch kriegen wohl nur wenige Künstler es so gut hin Lieder zu platzieren.
Die bekannten Titel entfalteten zwar nicht den gewohnten reißerischen Stil, was allerdings nicht schlimm ist, da sie einen auf eine ganz andere Art und Weise berühren. Das Feuer lässt sich sowieso nicht aus ihnen vertreiben. Björn Dixgård sieht das wohl ebenso und drückte seine Spielfreude bei manchen Parts durch das herumschleudern seiner Mähne und dem bearbeiten seiner Akustikgitarre in E-Gitarren Manier aus. That´s Rock 'N' Roll Baby!
Strukturen bekannter Songs wandelte Dixgård nur leicht ab indem er das Tempo mal verlangsamte, mal schneller machte als in den Originalen. Gerade durch die von mir kritisch betrachteten Verlangsamungen aber erhielt die Show ihren Reiz.
Selbstredend, dass Dixgård das Publikum im Griff hatte und vorzüglich mit ihm interagierte. Ein Blick von ihm und es brauste Jubel auf, ein trockener Kommentar und jeder schmunzelte. Unerwartet und einfach nur gut kam, dass er bei „Amsterdam“ am Schluss einen Hänger einbaute und sich selbst stimmlich als auch in der Bewegung wiederholte und bei jedem Mal das Publikum in Erwartung des Lied-Endes schon einmal vorsorglich in frenetischen Jubel ausbrach. Die größte Resonanz lösten allerdings wohl die Mando Diao Hits „Down in the Past“ und „Long Before Rock 'N' Roll“ aus, was wohl nicht anders zu erwarten war.

Interessant war das Verhalten des Publikums: Jeder hörte gebannt zu, ohne einen Mucks während eines Songs zu tun, nur um danach umso kräftiger in Jubel zu verfallen.
Man ist leicht versucht Dixgårds Konzert mit einem Mando Diao Konzert zu vergleichen. Dies wäre allerdings nicht fair. Vielmehr sollte man es so sehen: beim Zuhören fühlte man sich daran erinnert mit einem alten Freund zu sprechen, den man lange nicht mehr gesehen hat. Dieser ist verändert, aber immer noch der selbe, alte, gute Freund. Genauso hört sich Björn Dixgård solo mit Mando Diao Songs an.

Nach etwa anderthalb Stunden Spielzeit machte sich ein offenkundig zufriedenes Publikum und ein positiv überraschter Autor die wunderschöne Melodie vom letzten Song „Ochrasy“ murmelnd auf den Nachhauseweg.

Felix Saran24.11.2007

TRACKLIST

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