Konzertbericht

Deer Tick - Supportbands mit Herz

Deer Tick

Bayside

Supportbands mit Herz

München, Zenith
07.11.2014

Reichlich unspektakulär betreten Bayside an diesem Freitagabend die Bühne des Münchner Zeniths. Unspektakulär deshalb, weil das hinter ihnen hängende Banner mit großem Schriftzug im Halbdunkeln liegt. Erst nach zwei Songs wird das Logo angestrahlt, sodass auch jeder in der Halle mitbekommt, dass hier gerade Bayside aus New York auf der Bühne stehen. Los geht es mit Songs aus dem neuen Album „Cult“: die punkigen „Stuttering“, und „Pigsty“ stehen auf der Tagesordnung. Live wird deutlich, was wohl schon immer eines der größten Mankos der Band war: Die Songs klingen sich auch auf der Bühne einfach zu ähnlich, sodass eine Unterscheidung kaum möglich ist. Wohl auch deshalb schafften es die Amerikaner in 14 Jahren Bandgeschichte nicht, sich in den Vordergrund ihres Genres zu spielen. Dies ändert sich an diesem Abend allerdings vor allem mit dem Geheimtipp „Mona Lisa“, der sich deutlich von den anderen Songs unterscheidet und das Publikum spürbar anheizt. Der größte Hit der Bayside-Bandgeschichte „Devotion and Desire“ beendet die solide Performance.

Dann betreten Deer Tick aus Providence, Rhode Island die Bühne und mit ihnen schwappt eine Welle brachialen Rock ’n’ Rolls durch die Zenith-Halle. Da für die Tour von The Gaslight Anthem in diesem Jahr zu große Hallen gebucht wurden, ist die langgestreckte Zenith-Halle mit schwarzem Vorhang verkürzt. Deer Tick scheren sich nicht groß darum, sondern gehen mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein an ihre Aufgabe als Supportband. Vor allem Sänger und Mastermind John McCauley strotzt vor Selbstbewusstsein, der in einem giftgrünen Hemd auftritt und darüber ein mit kitschigen Rosen bedecktes Sakko trägt. Das Kleidungsstück scheint mitsamt der Musik einer längst vergangenen Zeit entsprungen zu sein. Diabolisch grinsend beginnt Mc Cauley die Show und leckt beim ersten Gitarrensolo über die Saiten seiner Gitarre.

Das abwechslungsreiche Set ist mit Songs wie „Main Street“ ein Streifzug durch die bisherige zehnjährige Bandgeschichte. Die raue Gesangsstimme Mc Cauleys kommt bestens zur Geltung und verleiht der Mischung aus Folk, Blues und einem Hauch Americana einen unverwechselbaren Klang. Lediglich die häufig und unerwartet in die Songs eingestreuten Schreipassagen von Bassist Christopher Ryan trüben das Bild. Zwar klingt das nach einem wirklichen Livekonzert mit Ecken und Kanten, jedoch zerstören sie den tollen Eindruck, den Deer Tick als Support hinterlassen. Von der angepriesenen herausragenden Interaktion mit dem Publikum ist nicht besonders viel zu sehen. Zwar geben Deer Tick buchstäblich ihr letztes Hemd für die Show, lassen anstatt des Gesprächs mit dem Publikum aber lieber ihre Musik sprechen. Nach etwas über 30 Minuten verlässt die Band unter lautem Jubel des angeheizten Münchner Publikums die Bühne – und hat damit ihre Mission mehr als nur erfüllt.

Michael Hellstern09.11.2014

TRACKLIST

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