Konzertbericht

Michael Franti & Spearhead

„You can bomb the world into pieces, but you can´t bomb it into peace”

Hamburg,
21.11.2003

Einen Tag nach den Anschlägen in Istanbul und dem Besuch des amerikanischen Präsidenten in London treffe ich mich mit MICHAEL FRANTI in der Hamburger Fabrik.
Im Rahmen seiner Tour stand auch die Türkei auf seiner Liste. Neben dem Anschlag und der unsicheren Lage, so erzählt er uns im Gespräch, sei es auch das Zurückkommen in die USA, dass ihm und seiner Band SPEARHEAD Angst mache, denn der blosse Zusatz „Istanbul/Türkei“als Stempel im Passport, mache die Musiker verdächtig. „Der Anschlag von Istanbul hat eine sehr persönliche Bedeutung für mich und die Band. Wir hatten vor, zwei Shows in Istanbul, am 12. und 13. Dezember zu spielen. Wir hatten gerade eben vor unserem Gespräch ein Meeting, was wir tun sollen, ob wir die Shows durchziehen oder nicht. Mein persönliches Gefühl ist, daß wenn Anschläge von Terroristen, deren Idee es ist ein politisches Statement abzugeben durch Bomben nur weitere Gewalt verursacht wird. Das ist falsch. Jetzt hören wir Bush und Blair, die sagen, wir bekämpfen Terrorismus. Was glaubst du soll man tun? Jeden zu töten, von dem man glaubt er sei Terrorist ist ein unmögliches Unterfangen. Wir als Bewohner dieser Erde müssen endlich beginnen über Lösungen nachzudenken, Terrorismus zu bekämpfen. Wir müssen Diplomatie, direkte Treffen und offene Diskussionen miteinbeziehen. Die vereinigten Staaten von Amerika haben sich in Auseinandersetzungen im mittleren Osten, Afrika, Zentralamerika, Südamerika und Asien eingemischt und das seit hunderten von Jahren. Viele Menschen auf der Erde haben die Schnauze voll und sind es leid, keine Chance zu haben ihre Meinung zu sagen. Das ist eine schreckliche Sache. Es brachte die Diskussion in unsere Band, zu überlegen, wohin wir reisen. Ich persönlich glaube jedoch, dass das „Weiterbomben“ nur mehr Hass und mehr Bomben bringt. Willst du, dass wir weiterhin in einer Welt von Bomben und Angst leben, dann folge diesem Pfad. Willst du in einer Welt von Verständnis, Diplomatie und Gerechtigkeit leben, dann müssen wir gemeinsam einen neuen Pfad oder Weg finden.“
FRANTI als Künstler zu verstehen, heißt seine politische Überzeugung zusammen mit seiner Musik als Ganzes zu sehen. Fröhliche Klänge seiner aktuellen Veröffentlichung „Everybody deserves music“ kombiniert er mit kämpferischen Lyrics, ohne bloße Parolen zu vertonen. Im weiteren Gespräch erzählt er von der erfolgreichen Zusammenarbeit mit JOVANOTTI, die ihn Stolz mache, der Kooperation mit SERGENT GARCIA , seiner Freundschaft mit seinem neuseeländischen Tatoowierer, während er uns die Bedeutung seiner Tatoos erklärt und stellt uns seine Band SPEARHEAD vor. In den Staaten organisiert FRANTI Demonstrationen mit bis zu 50 000 Leuten. Die amerikanischen Behörden kontrollieren ihn und seine Musiker und überwachen jeden ihrer Schritte. Trotz der staatlichen offensiven Überwachung bleibt er kreativ, lebhaft und voller Lebensfreude. Zu empfehlen ist die Homepage von MICHAEL FRANTI & SPEARHEAD auf www.spearheadvibrations.com, die mit überragendem Artwork Lust auf das Cd-Cover macht, verantwortlich dafür steht WONDER KNACK (www.wonderknack.com).
Nach einer dreistündigen Show vor 400 Hamburger Zuschauern in der gutgefüllten „Fabrik“ verabschieden sich BROTHER SOULSHINE aka MICHAEL FRANTI und seine sechsköpfige Band. Er springt ins Publikum und schüttelt noch viele Hände, umarmt etliche Zuschauer: Everybody deserves music!

Text: Nils Robin Kruska
Photos: Steffen Kruska

Nils Robin Kruska29.11.2003

TRACKLIST

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