Konzertbericht

... heißt nicht nur ein Stück der drei Münchener von FERTIG, LOS!, sondern solltet ihr auch lesen, denn ein paar Verse aus den verschiedensten Songtexten werden mir heute ihren Dienst erweisen und mir einen Leitfaden für den folgenden Konzertreview liefern.

"Sag, wo warst du gestern und dann sag mir, wie es war!"

Na gut, mittlerweile ist es nicht mehr gestern, aber am vergangenen Mittwoch habe ich mich in Begleitung unter die Berliner Konzertgänger gemischt, die sich im kürzlich umgezogenen Magnet Club im Szeneviertel Kreuzberg zusammengefunden haben. Auf dem Programm stand der langersehnte Tourauftakt von „Fertig, Los!“, die nun zum ersten Mal als Headliner kreuz und quer durch die Republik unterwegs sind.
Allem schon einmal voraus: es war ein schöner Abend!

„Ist es etwas Neues? Fährt bald jeder darauf ab?“

Ganz so frisch, wie man vielleicht denken mag, ist das Münchener Pop-Trio nicht mehr – bereits 2007 veröffentlichten sie ihr Debüt „Das Herz ist ein Sammler“; diesen Mai legten sie mit „Pläne für die Zukunft“ nach. Von etwas Neuem kann man aber insofern sprechen, als dass sich in den drei Jahren zwischen den beiden Alben einiges getan hat: aus Indie wurde Pop, aus ursprünglich vier festen Bandmitgliedern wurden drei und ein neues Styling gab es obendrauf.

„Ein neuer Gott hält meine Hand, er-scheint in seinem glänzendsten Gewand“

Bis zum Olymp und zum Götterstatus wird es bei „Fertig, Los!“ wohl noch einige Jahrzehnte, viele Platten und unzählig gespielte Shows dauern, doch den Konzertraum brachten sie nicht nur mit ihrer Robe zum Glänzen. Besonders ins Auge stach wohl nicht nur den männlichen Konzertbesuchern das knallig pinke Kleid von Bassistin Julia, welches an den Taschen mit applizierten Steinchen versehen war, die im Licht in vielen bunten Farben glitzerten.

„Es komme die Zeit des elektrischen Lichts, die uns vom Mondschein befreit und der Gemütlichkeit“

Während der Vollmond draußen den Himmel in einem satten orange erstrahlen ließ, badete der Lichtmischer den Club in ein vorwiegend pink-lilanes Licht, welches zwischenzeitlich von Stroboskopstrahlen gebrochen wurde sich aber ganzheitlich in das Designkonzept des aktuellen Plattencovers integriert.

„Ist es für den Körper oder intellektuell?“

Sowohl als auch! Einerseits gibt es einige sehr schöne, eingängige Textpassagen, die ohne Weiteres beim Konzert als Hymne mitgesungen werden konnten, andererseits bürgen viele Texte auch etwas schwermütige Kost, die erstmal zwischen den Synapsen verdaut werden will. Dennoch gab es Mittwoch genug Gelegenheiten sich und seine müden Glieder zu bewegen.

„Fühlt man sich dann als Einheit oder individuell?“

Ich muss gestehen, dass ich mich zwischen den rund 200 anwesenden Leuten, die eine homogene ruhige und zurückhaltende Masse bildeten, ziemlich individuell fühlte. Um ehrlich zu sein, spürte ich beim ausgelassenen Tanzen, Feiern und Mitsingen die wertenden Blicke im Rücken, was mich dennoch nicht davon abhielt mich zu amüsieren.

„Zwischen unlesbaren Zeichen, vergess‘ ich wer ich bin ich weiß doch nicht wohin. Gefühle muss man zeigen, muss man zeigen!“

Getreu diesem Motto habe ich diesen lauen Frühlingsabend mit meiner Begleitung verbracht. Woran es lag, dass das Publikum ansonsten ziemlich verhalten das Konzert verfolgte, kann ich zwar nicht sagen, aber an der Motivation der Band oder sonstigen konzerttechnischen Umständen kann es nicht gelegen haben. Hin und wieder gab es zwar mal ein kleines technisches Problem mit dem Sound, doch mit ihrem Charme haben die Münchener das wieder ausgebügelt. Die erste spürbare Resonanz kam dann, als Frontmann Philipp Leu kurzzeitig im Publikum war und mit vollem Einsatz zum Mitsingen animierte.

„Komm schon, komm schon. Bring es jetzt zu Ende. Drück ab, wir sind am Ende“

Zum Ende gab es noch ein kleines, manuell gezündetes Feuerwerk mit Glitterstreifen, die durch die Luft wirbelten. Ein netter Abschluss für einen soliden Auftritt!

„Ich würd nicht mal überlegen. Nein, ich wär sofort dabei!“

Wer nicht mehr überlegen muss, ob er sich die sympathischen Münchener auf einem der Konzerte der Tour oder auf einem der anstehenden Festivals anschauen will, sollte sich allerdings noch überlegen, in welcher Stadt er dies tun will. Eine kleine Entscheidungshilfe gebe ich euch im Folgenden:

30.05.2010 A-Wien, Chelsea
31.05.2010 München, Backstage
02.06.2010 Hannover, Capitol
04.06.2010 Nürburgring, Rock am Ring
05.06.2010 Nürnberg, Rock im Park
08.06.2010 CH-Zürich, Hafenkneipe
09.06.2010 Stuttgart, Universum
10.06.2010 Paderborn, Sommerfestival
12.06.2010 Kirchanschöring, Im Grünen Festival
03.07.2010 Berlin, Energy in the Park
16.07.2010 Erlangen, E-Werk
17.07.2010 Aubing, Lußsee Open Air
18.07.2010 Bochum, Bochum Total
10.08.2010 München, Theatron
14.08.2010 Feuchtwangen, Sommerfühl Open Ai
21.10.2010 Frankfurt, Brotfabrik
22.10.2010 Kaiserslautern, Kammgarn
23.10.2010 Bayreuth, Komm

katinka roggfeld, 29.05.2010

TRACKLIST
01. Ein neuer Gott
02. Hol mich hier raus
03. Sie ist in mich verliebt
04. Der Moment
05. Ich weiß nicht was für ein Trick das ist
06. Dreh mich nicht um
07. Wenn du mich brauchst
08. Die Anderen
09. Elektrisches Licht
10. Augen zu
11. Komm schon
12. Zwischen den Zeilen
13. Links rechts links

Zugaben:
14. Ein Geheimnis
15. Pläne für die Zukunft