Konzertbericht
Happiness Festival 2011
Sum 41, Turbostaat und Bakkushan in Bestform
Straubenhardt
16.07.2011
Tiefe Stille liegt über den Wäldern zwischen Pforzheim und Karlsruhe, nur ein zartes Vogelzwitschern ist zu hören. Plötzlich zerreißt ein gellender Gitarrenakkord die stille Kulisse – das Happiness Festival ist nicht weit! Am Rand des beschaulichen Straubenhardt stellen die ehrenamtlichen Organisatoren des aktiven Jugendclubs Straubenhardt schon seit Jahren ein erstklassiges Festival auf die Beine. In diesem Jahr wurde die Kapazität deutlich in die Höhe gefahren, da mit den kanadischen Sum 41 und dem finnischen Disco Ensemble erstklassige internationale Headliner verpflichtet werden konnten. Schon 10 Tage vor Festivalbeginn vermeldeten die Organisatoren ein restloses „Ausverkauft!“ für das Wochenende. Auf die Gemeinde Straubenhardt kam am 15. Und 16. Juli einiges zu: Die Einwohnerzahl verdoppelte sich von heute auf morgen, denn 5000 Musikfans besuchten in diesem Jahr jeden der beiden Festivaltage. Am Freitag heizten die Ohrbooten, die Emil Bulls und das Disco Ensemble den Massen ein.
Nach zahlreichen Lokalacts, wie Fathead und Yakuzi, betraten am Samstag Abend die Pop-Rocker von Bakkushan die Bühne. Das durchweg junge Publikum bejubelte die deutschen Newcomer aus Mannheim, die sich dafür mit einer kraftvollen Show revanchierten. Songs wie „Baby du siehst gut aus“, „Stadt Land Fluss“ und „So hört sich der Sommer an“ begeisterten die Zuhörer. Zur Zugabe bat Sänger Daniel Schmidt um Entschuldigung für den schlechten Text der erfolgreichsten Single „Tanzwut“: „Ja ich weiß, das ist eigentlich ein scheiß Text, aber ich hoffe die Melodie gefällt euch trotzdem!“ Und sie gefiel, denn das Happiness Festival verwandelte sich in Sekunden in ein wild herumspringendes Tollhaus. Kein Wunder, dass der Vierer den Songbeitrag zum Bundesvision Songcontest 2010 bis zum Schluss aufbewahrt hatte. Mit einem gold-silbernen Konfettiregen verabschiedeten sich die Mannheimer von der Bühne.
Anschließend ging es mit Indie-Punk Rock weiter: Turbostaat betraten die Bühne und sorgten mit deutlich aggressiverem Sound für die ersten Moshpits. Song auf Song arbeiteten sich die Nordlichter durch ihre vier Alben umfassende Bandgeschichte, allerdings ohne wirklichen Kontakt zum Publikum zu suchen. Obwohl aus Deutschland, präsentierten sich Turbostaat etwas mundfaul, gaben kaum Ansagen vor den Liedern und erzählten auch keine Touranekdoten. Trotzdem legten die Flensburger eine beachtliche Energie an den Tag und konnten dafür musikalisch überzogen. Soundtechnisch auf höchstem Niveau spielten Turbostaat ihre größten Hits wie „Insel“ und „Harm Rochel“. „Pennen bei Glufke“ schlug dann noch einmal etwas ruhigere Töne an, ehe die Band viel Spaß mit Sum 41 wünschte.
The Mighty Sum – It’s 41!
Während der fast einstündigen Umbaupause wurden ausnahmslos Songs des Rock-Urgesteins AC/DC gespielt. Zu den ersten Klängen von „T.N.T.“ wurde das Licht gedämmt und die Menge eingeheizt. Um 23:35 hatte das Warten ein Ende, als Sum 41 endlich die Bühne betraten. Sofort ging es mit dem Intro „Reason to Believe“ des aktuellen Albums „Screaming Bloody Murder“ los. Nach „Skumfuk“ und dem „Hell Song“ schlichen sich aber schon die ersten Songs des Durchbruchalbums „All Killer no Filler“ in die Setlist. Auch knapp zehn Jahre nach Erscheinen versetzten Songs wie „Fat Lip“ und „Motivation“ das beschauliche Straubenhardt in einen kochenden Pogo- und Moshpit. „Still Waiting“ und „Underclass Hero“ durften nicht fehlen, wobei sich Sänger und Gitarrist Derrick Whibley erstaunlich gesprächig mit seinen deutschen Fans zeigte. Schnell wurden einzelne Fans aus dem Publikum ausgewählt und auf die Bühne geholt, die das ganze Konzert über hinter der Band stehen durften und so einen ganz neuen Blickpunkt auf die tobende Menge vor der Bühne hatten. Da das Konzert auf dem Happiness Festival das Abschlusskonzert der Europatour von Sum 41, steckten die Kanadier noch einmal alle Energie in ihre Songs. Auf Zuruf spielten die vier Metalcover von Mötley Crüe und Metallicas „Enter Sandman“, was für tolle Abwechslung sorgte. Die Setlist umfasste Songs aus allen bisherigen Sum 41-Alben und bot einen guten Mix aus der Bandgeschichte. Nach drei Zugaben mit „Pieces“ und dem frenetisch abgefeierten „In too Deep“ und über 95 Minuten Spielzeit verließen Sum 41 die Bühne am Waldrand. Das Wetter hatte das komplette Wochenende über mitgespielt, erst bei Beginn von „In too Deep“ fielen vereinzelte Regentropfen. Ein verschwitztes, aber dafür umso beeindruckenderes Happiness Festival am Waldrand von Straubenhardt fand damit sein Ende.
Michael Hellstern, 18.07.2011
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