Konzertbericht
State Radio
Ghost of Tom Joad
Tanzender Protest
München, 59 to1
20.03.2008
Münster trifft auf Massachusetts in einer Location die früher einmal Monofaktur hieß. Schönere Alliterationen findet man heute selten.
STATE RADIO aus Boston sind auf Deutschlandtour und als Anhängsel haben sie GHOST OF TOM JOAD (GOTJ) mit im Gepäck – drei Herren aus Münster, welche ihren Bandnamen einem Bruce Springsteen Song entliehen haben (dies sei an dieser Stelle verziehen).
Der Club ist voll. Die Menschen sind bereit und zack da stehen GOTJ auch schon auf der Bühne. Die Münsteraner sind eine Band, die schon in aller Munde war, bevor überhaupt irgendwer einen Ton von ihnen gehört hatte –ähnlich wie bei MADSEN damals. GOTJ sind aber nicht MADSEN. Sie sind anders.
Die Songs sind gut und auch die Performance stimmt, nur eines stört: die komplett sinnentleerten Ansagen von Sänger Henrik Roger. Nur ein Gedanke schießt einem durch den Kopf: „Halt’s Maul und spiel!“ und Gott sei Dank tun sie das dann auch. Doch da schon wieder eine Mitteilung, die wohl keiner so erwartet hätte: „Also State Radio sind wirklich süß. Also jetzt ganz ihm Ernst...“. Ab diesem Punkt schaltet man sein Gehirn besser auf Durchzug, scheinen ja die Protagonisten auf der Bühne auch getan zu haben.
Beim Auftritt von STATE RADIO wurde dann alles besser. Da wurde zwischendurch mal erwähnt, dass man sich freut wieder in München zu sein und der Vorband wurde artig gedankt, aber die Musik stand im Vordergrund.
Ihr politisch-engagierte Rock mit Reggae-Anleihen traf auf offnen Ohren. In ihren Texten prangern STATE RADIO Missstände an. Doch im Gegensatz zu anderen Bands sorgt das bei Liveshows der drei Amerikaner nicht im geringsten für eine bedrückende Stimmung.
Chad Stoke Urmston und seien Mannen wissen wie man, trotz gesellschaftlichen Engagements und einem Hang zu ernsthaften Themen, live den richtigen Ton trifft. Melodische Gitarren, Ska- und Reggaeeinflüsse sorgen für ein perfektes musikalisches Ambiente. Das Publikum tut sein Übriges und glänzt mit bestechender Textsicherheit und Beweglichkeit in manch vorher unbekannter Körperregion. Bei STATE RADIO wird Protest noch getanzt und geht dabei direkt von der Hüfte ins Gehirn.
Angelika Möller, 22.03.2008
TRACKLIST
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