Konzertbericht
The Picturebooks
Enge Jeans und wehende Haare - The Picturebooks im B58
Braunschweig
18.11.2010
Braunschweig ist nicht gerade bekannt als Hochburg für erdigen Rock´n´Roll, weder gibt es hier eine vitale Szene, noch besuchen Rockbands regelmäßig die Löwenstadt. Dass Ausnahmen die Regel bestätigen, zeigte der 18. November: In einem unscheinbaren Jugendclub (B58), der eher Punkbands eine Heimat bietet, kündigten sich die Newcomer The Picturebooks an. Wohlgemerkt im Vorprogramm der allseits beliebten Turbostaat. Beide Bands gehören zu den Hoffnungen der deutschen Rockmusik: Turbostaat als Retter des intellektuellen Deutschpunk und The Picturebooks als Retro-Rocker mit Psychedelic-Touch.
Die Gesichter der drei Gütersloher lachten im September auf sämtlichen Covern der einschlägigen Musikmagazine, und das obwohl die Jungs, Anfang 20, mit ihrem dritten Album eigentlich noch in den Startlöchern ihrer Karriere hocken. Ihre Musik ist allerdings reif wie eine Pflaume, so dass der Erfolg nicht ganz unerwartet eintraf.
Umso gespannter warteten die Zuschauer auf das Konzert im erst halb gefüllten B58 in Braunschweig. Nach der lokalen Vorgruppe betraten die drei in engen schwarzen Jeans und Lederjacken gekleideten Jungs die Bühne und legten gleich los. Von Beginn an hieß das Motto: Wir rocken uns die Seele aus dem Leib, auch wenn es nur 45 Minuten sind! Die Picturebooks haben das 1mal1 des Rock´n`Roll ausgiebig studiert, die Posen wirkten allerdings oft nicht sehr authentisch. Auf dem Boden mit seinem Bass zu bumsen, ist leider nicht mehr so originell.
Schwer hatte es auch der Soundmann, dem scheinbar entgangen war, dass es sich bei der Band auf der Bühne um eine GITARREN-Rockband handelte. Eine halbe Stunde vergrub sich der Sechssaiter-Sound unter brummelnden Bass-Tönen und patschigem Schlagzeug. Der Retrosound der Band im Stile von Black Rebel Motorcycle Club erinnert gleichsam an die rumpligen Phasen der Queens of the Stone Age. Live funktionierte das bisweilen super, ging aber streckenweise in dem breiigen Sound unter. Die Menge war, obwohl sie eigentlich nur auf Turbostaat wartete, sehr geduldig und überrascht von der Energie der Picturebooks. Einzig die peinliche Arroganz der Jungspunde ging sichtlich vielen Anwesenden auf die Nerven. Ein Wort wie Danke oder Tschüss hätte gereicht, um zu zeigen, dass sie ganz normale Jungs sind. So hatte man ein wenig das Gefühl der Hype sei ihnen ins Gehirn gerutscht. Aber seis drum, die Picturebooks gehen ihren Weg. Turbostaat haben ihren schon gefunden: Die sympathischen Fünf hätte man gerne noch auf ein Bier an der Tanke eingeladen. Die Picturebooks eher nach einem Autogramm gefragt.
frank fischmann, 22.11.2010
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