Konzertbericht
Kataklysm
Graveworm, Dryrot, Koroded, Eminence, Endstille
Hellsummer Festival
Metropolis München
26.06.2005
Hellsummer – klingt so wie es ist ! Die Hölle im Sommer bei abartigen Temperaturen und dann auch noch schweißtreibende Metiers wie Bangen usw. Trotzdem, ein wie selten gelungenen Eintagesfestival mit einem Sound zum lieb haben und ein paar Junsg auf der Bühne die sich den Arsch abgerockt haben. Zum Thema...
Ziemlich still wurds dann bei Endstille nicht, aber immerhin weckte einen die Combo doch recht effektiv aus seiner Siesta. Maschinengewehrschneller Black Metal und mit der Durchschlagskraft schwerer Schiffsartillerie, wie soll man da auch schlafen können ? War allerdings auch nicht nötig, Endstille schlugen sich eifrig, gut und vor massig Fans, die jeden Riff begierig aufsogen. Der Sound war noch dazu ausgesprochen gut, man wusste also auch vom hören, wann der Drumer auf die Snear kloppt und nicht nur vom sehen. Die Herren an Bass und Vocals traten den auch stilvoll mit Corpse Paint auf, während sich der Drumer damit begnügte sich das Hirn aus dem Schädel zu bangen (vermutlich hat sich der Drumer allein doppelt so viel wie alle Bandmitglieder zusammen bewegt.) Was aber im Schnitt auch am Gitaristen gelegen haben könnte, den man zuweilen als zur Salzsäule erstarrt hätte ansehen können, hätten sich nicht gelegentlich die Finger bewegt. (Eine andere Theorie vieler Konzertteilnehmer war, dass er wohl zuvor am Boden festgenagelt worden war.
Man darf Endstille aber guten Gewissen einen klasse Gig bescheinigen, hochgradigstes Großmuttergekreische und gelegentlichem driften in tiefere Lagen, sehr viel stimmgewaltiger als Dr. Dani Filth zumindest. Was aber trotz allem noch zu erwähnen wäre: 1. Der Sänger hatte sich wohl in weiser Voraussicht, dass viele Mädels da sind die Achselhaare rasiert ! Cool ! Seit wann macht David Beckham Black Metal ? 2. Wie verdammt noch mal bekommt man das Haarvolumen des Bassers ? Jeder Frisör würde dafür töten. Endstille benutzen gerne Sätze mit vielen „r“. Zumindest hörte es sich so an, als würde der Sänger bei Navigator etwa folgendes singen: UnseRRRR KutteRRR fähRRRt duRRRch stuRRRM und MeeRRRRR....
Und dann war’s auch schon vorbei mit der Herumprügelei und es war an Dryrot publikumswirksam tätig zu werden. Die Combo ging keine Sekunde zimperlich zu Werke, ging es doch darum in einer Black und Death Umgebung zu bestehen. Dementsprechend waren ruhige Töne im Set so gut wie nicht vorhanden und der Vierer konzentrierte sich auf seine Genickbrecher. Dass diese Entscheidung gut war, zeigte sich bereits nach ein paar Songs und vorne war man eifrig am Mattenschwingen. Kein Wunder. Mit Dryrot stehen vier Tiere auf der Bühne die einen Sound vom Stapel lassen, dass es jede Oma rückwärts im Rollstuhl aus dem Saal bläst. Das Set ging hammerhart in die Fresse, und Klassiker wie „Raise my hate“ wurden würdig brachial zelebriert, sehr schön, sehr schön.
Da die Band Spielzeitmäßig etwas einstecken musste weil ein gewisser Headliner ad ein bisschen Stress machte, war’s nichts schlauen Sprüchen oder Witze erzählen auf der Bühne. Also lieber Maul halten und spielen, dachten sich da wohl Dryrot und walzen mit jedem Song einmal mehr über Trommelfell und Gehörknöchelchen. Grunzattacken, Drumgeknüppel, Gitarrenwände, das Metaller Leben kann doch so schön sein, und Dryrot haben an diesem Abend mit bestem Sound und fetter Show definitiv dazu beigetragen. Die Jungs sind jetzt seit 15 Jahren mit dabei, jenseits aller „Nu Metal“ oder „Metal Core“ Trends und gehören unserer Meinung nach immer noch zu den besten Bands die Deutschland zu bieten hat.
Wem nach Dryrot schon der Kopf fehlte, machte sich schleunigst auf die Suche nach diesem, immerhin war es nun an Koroded die letzten spärlichen, noch lebenden Reste der Publikums zu Staub zu zermalmen, was die Combo auch von Anfang an würdevoll zum Besten gab. An manchen Stellen fast noch eine kleine Prise härter als Dryrot und mit der Bewegungsenergie eines vollbeladenen Güterzuges brachen Koroded in die Halle. Bühnenbretter ächzten, Dreadlocks flogen, und dem Herrn an der Gitarre konnte man nur mit offenem Mund zugucken, da war kein Körperteil nicht in Bewegung und trotzdem bretterten die Riffs nur so von der Bühne, Respekt.
Zum Luft holen gaben sich Koroded keine Zeit und so blieb auch den Fans keine Sekunde zum Durchatmen. Ein Brecher folgte auf den anderen, zwischen Songfluten, Notentsunamies und Riffwellen ging alles unter was nicht schwimmen konnte. Und auch den absolute Hammer Song „The absurde beauty of being allone“ vergaßen die vier nicht und legten gegen Ende der Show noch mal an Intensität zu, was eigentlich unmöglich war, was will man noch Bewegen, wenn sich schon alles bewegt. Auch Koroded durften sich über einen fetten, dreckig-guten und absolut sauberen Sound freuen, da weint doch jeder Metaller Herz vor Freude.
Uuuuuuuuuuuund dann........ Rungeräume.... :( Na aber hoppla. Muss das Drum wirklich dreimal umgebaut werden ? Brauch der Drumer 35,5 Toms ? Sollte man da nicht lieber ne Band etwas länger spielen lassen ? Nu ja fraglich aber Eminence machten ihren „Fehler“ gleich wieder gut, so dass man ihnen den etwas zu langen Umbau sofort wieder verzieh. So mancher hatte eine schlechte Reinkarnation von Sepultura erwartet, aber damit hatten Eminence so wenig am Hut wie Hüte. Der junge Mann am Mikro entpuppte sich gesangstechnisch als der jüngere Bruder von Mr. Cavalera und so lassen Eminence keinen noch so kleinen Grashalm in der Halle stehn.
Zwischen alten SEPULTURA-Geschichten wie auch einigen MACHINE HEAD, alten COAL CHAMBER und BIOHAZARD Elementen, fast nichts war nicht dabei. Eindeutig alte Sepultura Götter auf neuen Wegen, Jairo Guedz (Ex-Sepultura) warf nur so um sich mit brettharten Riffs, die das Metropolis voll mit schwitzenden, sich windenden Metallerkörpern machte. Brasilianische, und neue Einflüsse machen Emince zum Erlebnis, die Band darf sich vielleicht irgendwann vor dem Rest von Sepultura auf den ersten Platz stellen.
Und dann, der vorläufige Höhepunkt des Abends: Graveworm. Waren die Südtiroler auf der letzten Tour durch München, krankheitsbedingt nicht auf der Bühne zu sehen, holten sie das jetzt mit Bravour nach. Glasklarer Sound, brillante Riffs und Soundgebilde, ein sich in Extase schreiender Stefan Fiori, Graveworm sind eben auf ihrem Terrain bis dato ungeschlagen. Seit je her etwas besonderes, eine perfekte Symbiose aus tristem Gothic und brachialem Black Metal, verknüpft mit Death Elementen. Graveworms Brillanz zieht sich mittlerweile durch Fünf Alben, und jedes knüpfte bis dato in Genialität an das jeweils Letzte an, aber nur, um noch mal das allerletzte aus den Songs rauszuholen.
Dementsprechend war keiner, und auch wirklich keiner mehr zu halten und die Halle mutierte zu einer Masse kopfschüttelnder Schweißkörper. Das motivierte die Band dann auch zu Höchstleistungen und so hätte mindestens die Hälfte aller Anwesenden einen Hitzeschock bekommen müssen. Inklusive Graveworm selbst, man musste schon fast Angst um die Keyboarderin haben, die sich wohl ihr halbes Hirn rausbangte und dabei immer noch zielsicher die Tasten traf. Sehr amüsant, nur am Rande bemerkt, Fioris blaues, enganliegendes... hm Radlerdress ? Wohl als Vorbereitung für die Tour des France.
Und dann war’s entgültig vorbei mit lustig. Kataklysm zwar etwas einsam auf der nun sehr groß erscheinenden Bühne weil irgendwie alles runter war, dafür mit einer Brachialität die selbst Panzer geknackt hätte... War der singende, tanzenden Mob schon bei Graveworm kaum noch zu bändigen war bei Kataklysm Schicht und es wurde verdammt unübersichtlich. Von der Bühne wehten immer neue Soundgewitter, Gitarrenwellen und überschwemmten die Halle bis in die kleinste Ritze mit Mördersounds. Die Band hatte von der ersten Sekunde an den Dampfhammer ausgepackt und pürierte genüsslich jeden Widerstand zu Brei, nur um dann noch 3 Mal mit Dampfwalze und 50-Tonner drüberzufahren... man weiß ja dreifach hält besser.
Von Temperaturen reden wir nicht mehr, das Barometer weinte auch schon unter einer Luftfeuchtigkeit die der des Starnberger Sees nicht unerheblich ähnelte und vor fliegenden Haaren konnte man sich schon längst nicht mehr in Sicherheit bringen. Die Kanandier sahen aber trotzdem nicht ein, nen Gang zurückzuschalten, sondern bemühten sich eher jeden und alles mit zu Püree zerschlagen Knochen ins Bett zu schicken. Diese kleine Nachmusik hätte vielleicht sogar Mozart gefallen... Letztendlich blieb nur Asche und Schutt übrig, wie es sich gehört.
Bleibt zu sagen, dass von der Organisation bis zum Sound über die Ticketpreise der Oskar hätte verliehen werden könne, direkt fast schon unheimlich, dass mal alles so gut klappt. Ein fettes Danke an das Titanic City und an erster Stelle an Luigi, der das Festival geschmissen hat, als würde er jeden Tag in der Früh aufstehen um nichts anderes zu machen !!! Und gleich noch als Vorwarnung. Die Herren von Six Feet under sind unter der Regie des Titanic City am 30. Oktober im Metropolis zugange und werden alles in Fetzen rocken, was sich ihnen in den Weg stellt.
TRACKLIST
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