Konzertbericht
Kreisfeuerwehrverband Rendsburg-Eckernförde
Battle Of The Bands der Blasmusik
Rendsburg, Nordmarkhalle
07.03.2011
Ein Rockkonzert kann etwas wunderschönes sein, aber letztendlich ist es doch immer das Gleiche: Eintritt zahlen, maulen, dass es früher günstiger war, Bier holen, cool in der Ecke stehen, vielleicht mit dem Kopf nicken, vielleicht mit dem Fuß wippen. Manchmal Tanzen, manchmal nicht. Dabei lässt sich doch so viel Neues entdecken im weiten Feld der Unterhaltungsmusik. Und wenn man für sich und seine Freunde Freikarten für das große Blasmusik-Konzert des Kreisfeuerwehrverbandes Rendsburg-Eckernförde angeboten bekommt, sollte man nicht zweimal überlegen.
Mein Nachbar Andreas ist Blasmusiker aus Leidenschaft und wird an diesem Abend nicht nur bravourös Posaune und Tenorhorn spielen, sondern auch für seine Band, den Feuerwehrmusikzug Owschlag, dirigieren. In Rendsburg angekommen, mischen wir uns unter das Publikum, und abgesehen vom Altersurchschnitt könnte es sich bei genauerem Hinsehen auch um ein gewöhnliches Rockkonzert handeln: Die Fans bringen sich mit ausgewählten Alkoholika auf Betriebstemperatur (Flensburger und Kümmerling), der Flur wird zum Raucherraum umfunktioniert, die Wände sind geschmückt mit gerahmten Plakaten von Bands wie Golden Earring und Can. Bands, die der Bewusstseinserweiterung nicht gerade abgeneigt waren und vor einigen Jahrzehnten in genau diesen Hallen spielten. Ein Ambiente, in dem uns die Akklimatisierung nicht schwer fällt. Inmitten der vorfreudigen Menge schwören sich die fünf Bands des Abends ein und nehmen ebenfalls noch einen letzten Beschleuniger zu sich. Showtime!
Die geschätzten 800 Besucher sitzen auf Tribünen, im Innenraum haben sich die fünf Musikzüge im Kreis positioniert, allesamt mindestens 15 MusikerInnen stark. Nach ein paar Grußworten und einem aufheizenden Monolog des Showmasters beginnt die erste Runde, in der jede Band einen traditionellen Marsch spielt. Schon bei den ersten Takten des Musikzuges Fockbek ist die Stimmung prächtig, das von diesem Zeitpunkt an omnipräsente rhythmische Klatschen beginnt. Extase im Publikum beim Musikzug Breiholz: die verhältnismäßig weit angereisten Fans entrollen ein liebevoll gefertigtes "Super Breiholz!"-Transparent. Der Musikzug Nortofer Land kann locker mithalten, peppt seine Performance mit extra für diesen Abend angemieteten Kesselpauken auf.
Danach baut sich endlich Andreas vor seinem Musikzug aus Owschlag auf und einige im Saal runzeln die Stirn: nicht nur ist er der jüngste aller Dirigenten, er trägt auch als einziger Musiker eine bayrische Tracht statt der üblichen Feuerwehruniform - und das im tiefsten Schleswig-Holstein. Doch der Klassiker "Wien bleibt Wien" verfehlt seine Wirkung nicht, der folgende Applaus spricht Bände.
Der Abend wird progressiver: Geboten werden unter anderem ein Udo Jürgens-Medley, das vom Showmaster schwer abgefeierte "Spaniens Gitarre" von Cindy&Bert ("Ein echter Evergreen, das kennt wirklich jeder!"), Gänsehaut bei den Interpretationen von "Wonderful World" und "Highland Cathedral", der Musikzug Nübbel traut sich sogar an ein Abba-Medley. Etwas traditioneller gibt sich der Musikzug Owschlag, wird aber gerade für die Gassenhauer "Rosamunde" und "Stelldichein in Oberkrain" frenetisch gefeiert. Beendet wird der Abend mit dem schönsten Rausschmeißer Schleswig-Holsteins, dem "Gruß an Kiel", für den sich alle Bands zusammentun. Ein Sound, so kraftvoll, wie er nur aus den Kehlen von knapp hundert gestandenen Blasmusikern kommen kann.
Das Konzert war ein voller Erfolg, wohl niemand dürfte am Ende unzufrieden oder gar gelangweilt nach Hause gefahren sein. Neben der Musik gab es auch noch genügend Randereignisse, wie etwa die Stand-Up-Einlage des Showmasters nach der Pause, mit Witzen die selbst Mario Barth in Verlegenheit bringen würden ("Was ist der Unterschied zwischen einer Frauenunterhose aus den Fünfzigern und einer von heute? Mit der aus den Fünfzigern konnte man das ganze Fahrrad putzen!"). Bewundernswert war auch die alte Dame, die vollkommen aus dem Nichts während der Songs in der Mitte des Saals erschien, um mit beeindruckender Dreistigkeit und überraschenden technischen Skills ein paar Fotos aus nächster Nähe zu schießen.
Ein letzter Blick in die sich leerende Halle, in der noch kurz zuvor soviel Leben steckte. Ein letzter Blick auf das große Banner an der Decke: "Musik in der Feuerwehr bringt Freud' und Ehr'".
Darauf einen Kümmerling.
Mit Dank an Matthias Placzek!
Benedikt Ernst, 14.03.2011
TRACKLIST
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