Interview

The violet burning

United States of America

VIOLET BURNING und die Sache mit Europa
Kopf der Band Michael Pritzl im Gedankenaustausch

Das Michael Pritzl Interview ist das mit Abstand gefragteste Interview auf dem FREAKSTOCK 2005 auf dem Boxberg in Gotha. Wo sonst vereinzelt die eine oder andere Band angefragt wird, oder auch gar nicht angefragt wird, sitzt man hier in trauter Runde und stellt dem Sänger und Frontmann Michael Pritzl seine Fragen. Pritzl strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, fast möchte man sagen er spricht ausgeglichen und entspannt und stellt sich nahezu anspannungslos dem Frage- und Antwortspiel. „Ich sehe mich selbst als Musiker und nicht als Held einer Bewegung. Es ist wichtig seine Sache im Leben zu machen, weil Gott die Fähigkeiten gegeben hat, diese zu machen. Gott hat mir den Auftrag gegeben Musik zu machen, also tue ich das. Jeder sollte das tun, was er als Auftrag Gottes im Leben sieht.“
Michael Pritzl stellt schon in den ersten Minuten klar heraus, an was er glaubt und was er in ihm und seinem Auftrag im Leben sieht. Auf dem FREAKSTOCK 2005 wird der Auftritt seiner Band als Höhepunkt des Festivals gehandelt. Hier, auf dem Boxberg, einer Pferderennbahn in Gotha, treffen sich 6 000 Menschen um ein besonderes Festival zu feiern. Auf vier Bühnen spielen Bands, vier Tage lang gibt es neben Auftritten von christlichen Bands aus verschiedensten Musikrichtungen (Punk, Metal, Emo, Hardrock, Deathmetal, usw.) auch Seminare zu Themen des täglichen Lebens. Kino und Kunstausstellungen. Pritzl´s Lieder und die seiner Band THE VIOLET BURNING werden in Gottesdiensten der Jesus Freaks gespielt und so hat die Band schon lange „Kultstatus“ in der Szene, aber auch im weltlichen Lager ist die Band nicht erst seit THE LOUDEST SOUND IN MY HEART (2005) bekannt, gewissermaßen auch beliebt. „Das ist eine Live-Cd und DVD. Schon seit Jahren wollten die Leute ein Album, dass den Live-Sound und das Live-Gefühl von THE VIOLET BURNING wiedergibt und –spiegelt. Also nahmen wir eine unserer Shows in Washington/DC auf. Das war eine großartige Möglichkeit, weil wir verschiedene Aufnahmen der Show miteinander verbinden konnten. Das hieß, dass wir in der Lage waren, jedes Instrument unabhängig von den Anderen aufzunehmen und dann wieder miteinander zu mixen. Wir machten eine großartige Live-Aufnahme, die einen Querschnitt durch unsere Songs, wie „Selftitled“, „Gravity“ oder „This ist the moment“, darstellten. Alle verschiedenen Alben, die wir je aufnahmen, sind so vertreten. Um die Live-DVD herauszubringen fehlte uns das Geld, so liehen wir uns die Kameras unserer Freunde, nahmen die Shows von Freunden auf und mixten alles und herauskam THE LOUDEST SOUND IN MY HEART.“ THE VIOLET BURNING sind das Projekt von Michael Pritzl, er bestimmt, er ist der Mittelpunkt der Band und er entscheidet was musikalisch passiert, oder eben auch nicht. Doch vor mir sitzt ein eher bescheiden wirkender Musiker, der zurückhaltend meine Fragen und die der anderen Kollegen beantwortet. Mit Beispielen aus dem Musikbusiness, wie Robert Smith/The Cure und Billy Corgan/Smashing Pumpkins+Zwan versucht er zu belegen, dass sein System in einer Band zu wirken, funktioniert. „Ich glaube wenn ich einen besseren Nachnamen hätte, würde ich vielleicht ein Solopropjekt aus der Sache machen. Auf der anderen Seite liebe ich es eine Band zu haben.“ Pritzl ist überzeugter Christ und gleichzeitig Anhänger von George W. Bush. Der erste Musiker, den ich treffe aus den USA, der sich offen für Bush äußerst und gradlinig seinen Standpunkt unterstreicht. Für Pritzl ist Bush bei der US-Wahl die bessere Alternative gewesen und der christliche Hintergrund Bush´s, der sich als wiedergeborener Christ sieht, spielt eine entschiedene Rolle. Was mit der hohen Obdachlosigkeit in den Staaten, der blutigen Kriegspolitik der Amerikaner und der Umweltverschmutzung in den USA ist, kommt nicht zur Sprache. Es entsteht vielmehr ein Gefühl der Verwunderung bei seinen Äußerungen, die amerikanische Politik betreffend, als das Bestreben, kritisch zu hinterfragen, was Michael Pritzl meint, wenn er sagt, er unterstütze die Politik seines Präsidenten.
Michael Pritzl spielt auf dem FREAKSTOCK 2005 zwei Sets, eins als Solokünstler, nur mit Gitarre und seiner Stimme und eins als Teil von THE VIOLET BURNING, als Sänger, Gitarrist, Songwriter und zentraler Mittelpunkt der Band. Er beginnt sein Set betend und bedankt sich für die Gegenwart Gottes, während sich die Menge vor der Mainstage freut THE VIOLET BURNING wieder live zu erleben. Die Songs werden textsicher mitgesungen, während die Nacht hereinbricht und die Lightshow mehr und mehr eine sphärische Atmosphäre herbeizaubert. Bleibt auf ein neues Album zu warten und weitere Live-Shows der US-Amerikaner.

Nils Robin Kruska, 17.10.2005

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