Interview
The More I See
Interview mit Gizz Butt von The More I See
Um einbißchen mehr über die neue Band "The More I See" von dem früheren Prodigy-Gitarristen Gizz Butt zu erfahren, haben wir für euch ein Email-Interview mit ihm geführt.
BR: Wieso habt ihr den Namen "The More I See" gewählt und was bedeutet er?
Gizz Butt: The More I See ist ein Sprichwort, komplett heißt es: The more I see the less I believe, außerdem ist es ein Song von der großartigen alten Punk Rock Band Discharge. Discharge waren eine der ersten Bands in England, die Punk Rock und Metal vermischt haben. Die Band The English Dogs, die ich zu der Zeit gut fand, machten so ziemlich das gleiche.
Der ganze Ausdruck "The more I see the less I believe" bedeutet, dass je älter man wird desto mehr lernt man und desto mehr kann man nicht glauben, was in dieser Welt passiert. Es ist ein politisches Statement und es zeigt eine Art von erzieherischem Wahnsinn, je älter du wirst und mehr lernst, weißt du nicht, ob du deine Weltanschauung aufrechterhalten kannst.
BR: Wann habt ihr begonnen Musik zu machen und welche Bands haben euch dazu inspiriert?
Gizz Butt: Ich habe mit elf Jahren angefangen Gitarre zu spielen und die ersten Bands von denen ich Songs lernte, waren Punk Bands wie The Sex Pistols, The Buzzcock, The Clash und The Stranglers. Ich hatte einen älteren Bruder, der auch Gitarre spielte, aber mehr auf Jimi Hendrix, Led Zepplin oder Black Sabaath stand, so dass ich viele Einflüsse um mich herum hatte. Ich lernte einen Song von den Rolling Stones und im nächsten Moment lernte ich etwas von den Sex Pistols. Ganz am Anfang waren es also diese Bands, die mich inspiriert haben.
BR: Wann habt ihr eure Band gegründet?
Gizz Butt: Also The More I See wurde als Idee im März 2002 geboren. Wir studierten ein paar Songs ein mit denen wir ins Studio gingen, um mit dem großartigen Metal Producer Andy Sneap zusammenzuarbeiten. Die Songs nahmen wir im Mai auf, so dass die Band erst seit weniger als einem Jahr existiert.
BR: Die meisten von euch haben vorher in anderen Bands gespielt. Wie habt ihr also zusammengefunden?
Gizz Butt: Ich habe in einer Band namens Janus Stark gespielt, die ich parallel zu Prodigy laufen hatte. Doch in der Band gab es Probleme mit der Stabilität des Line Ups. Als schließlich alle ursprünglichen Mitglieder gegangen waren und nur noch ich übrig war, habe ich beschlossen, das es Zeit für eine Veränderung ist. Ich glaube nämlich daran, dass das ursprüngliche Line Up auch das sein sollte, das den Namen der Band behält und wenn man das Line Up ändert, kann man genauso gut den Namen ändern.
Außerdem wurde ich zu dieser Zeit von modernen Harcore- und post modernen Hardcorebands wie Refused und Boy Sets Fire beeinflusst, so dass es Zeit für eine Veränderung war.
BR: Die Musik, die ihr jetzt spielt ist ganz anders als die von Prodigy. Wieso?
Gizz Butt: Obwohl ich drei Jahre bei Prodigy gespielt habe und ein großer Fan des Jilted Generation Albums und des Fat Of The Land Albums, bei dem ich mitgewirkt habe, bin, ist diese Art von Musik nichts für mich, es ist nicht meine Lieblingsmusik. Meine Herkunft liegt beim Rock'n'Roll, so dass es offensichtlich ist, dass es immer so sein wird. Ich bin nicht wirklich ein Fan von Techno und monotonem House.
BR: Gibt es irgendwelche Bands im Moment mit denen ihr gerne zusammenarbeiten würdet?
Gizz Butt: Einer meiner Liblingssänger ist Dennis Lyxzen von Refused und The International Noise Conspiracy und QUOTSA sind eine geniale Band. Divid Grohl, hauptsächlich weil ich glaube, dass er ein toller Typ ist und weil ich ihn seit '96 kenne als die Foo Fighters mit Prodigy gespielt haben. Walter Schrefels ist ein fantastischer Songwriter mit tollen Texten, Pete Shelly von den Buzzcocks, Greg Gynn von Black Flag, Max Cavalera, James Hetfield, 100 Reasons...sie sind alle Typen mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde.
BR: Was sind im Moment eure Lieblingsbands?
Gizz Butt: The Clash. Alle Bands, die bei der letzten Frage aufgeführt sind, Quicksand, Boy Sets Fire, Refused, Iron Maiden, Black Sabbath, QOTSA, Sona Fariq aus England, RKL eine großartige Band aus Kalifornien.
BR: Die EP heißt "Don't Look Now, I'm Living". Hat es eine besondere Bedeutung?
Gizz Butt: Es erinnert jeden daran, dass immer eine Bedrohung über einem schwebt. Ob diese Bedrohung eine Seuceh wie SARS ist oder eine Terrororganisation, die solche Menschen wie George Bush hinnimmt oder ob ich eine Bedrohung bin, weil ich mich weigere mich einfach hinzulegen und zu sterben. In England glaubt man, dass wenn ich nicht mehr bei Prodigy bin, dass ich dann die Klappe halten und weggehen sollte, also erinnert es jeden daran, dass eine Bedrohung über ihnen ist und ich könnte diese Bedrohung sein.
BR: Es gibt verschiedene Richtungen auf der EP, wie z.B. Punk, Hardcore, aber auch melodische Sachen. Wie seid ihr auf die Idee gekommen das alles zu mixen?
Gizz Butt: Es ist das was ich schon immer gemacht habe. Gleich von der ersten Stunde als mit meinem Bruder gejammt habe, während wir Hard Rock hörten und die ersten Punksachen kennenlernten als sie zum ersten Mal aufkamen. Das erste Mal, dass ich die Sachen vermischt habe, war als ich gelernt hatte wie man "Bomber" von Motörhead spielt und es mit ein paar Riffs von den UK Subs kombiniert habe. Das war der Beginn des Punk Metal und es war das, was ich mit meiner ersten Punk Rock Band System 1979 machte.
BR: Wo kriegt ihr die Ideen her Songs zu schreiben und worum geht es hauptsächlich?
Gizz Butt: Ideen müssen kommen, wenn man einen Schalter umlegt, du musst damit anfangen. Schaue dir die Menschen um dich an, schau dir an was dich umgibt. Ich werde von Dingen motiviert, die mich ärgern und runterbringen. Wenn ich in einer schwierigen Situation bin, kann ich nicht anders als die Dinge in meinem Kopf herumzuwälzen . Ich bin politisch motiviert, sa dass ich vor allem auf die schlechten Dinge schaue, die um mich herum passieren und verpacke sie in Wörter. Musikalisch nehme ich das, was mich in dem Moment gerade bewegt.
BR: Was kommt zuerst: die Musik oder die Lyrics?
Gizz Butt: Es gibt da keine bestimmte Formel, ein Song kann mit einem Titel beginnen oder mit einem Riff. Ich mag es den Song mit einem Thema zu beginnen, das ist meine bevorzugte Art der Arbeit, aber manchmal kommt einem ein toller Riff in den Kopf und das kann der Ausgangspunkt für das gesamte Album sein.
BR: Habt ihr einen bevorzugten Song auf dem Album? Welcher ist es und wieso?
Gizz Butt: Ich habe keinen bestimmten Favoriten, ich mag den Song "Born Freaks", weil er ungewöhnlich ist und die Lyrics von alternativen Menschen ahndeln. Er hat einen guten Riff, der sich fast wie ein Maschinengewehr anhört, er hat auch ein tolles Gitarrensolo und ich liebe Solos, er hat alle Zutaten, um ein guter Song zum Hören zu sein.
BR: Mögt ihr es mehr auf Tour zu sein oder im Studio an neuen Songs zu arbeiten?
Gizz Butt: Nun, du musst das Zeug im Studio machen, sonst gibt es keine Tour. Ich mache es wegen dem Touren, um live zu spielen, andere Länder zu sehen und dort unterwegs zu sein, aber du musst zuerst ins Studio.
BR: Mögt ihr es in Deutschland zu touren?
Gizz Butt: Deutschland ist was uns angeht ein toller Platz. Verglichen zu England werden wir viel ernster genommen. Wenn man zu einem Gig kommt ist alles arrangiert und die Promotion wurde gemacht. es ist so als ob die Maschinerie dort mehr auf Bands abgestimmt wäre, die sich so ihren Lebensunterhalt verdienen.
BR: Was war das beste Festival oder Show, die ihr je gesehen habt?
Gizz Butt: Mein Lieblingsfestival ist Reading. Ich gehe jedes Jahr dorthin, The Big Day Festival in Australien war auch ein Erlebnis genauso wie Rock am Ring und Rock im Park, aber ich mag wirklich das Reading Festival. Ich habe beim Lollapalooza Festival gespielt was eigentlich genervt hat, aber das beste daran war, dass ich mir Tool jede Nacht angucken konnte. Alles in allem war es als ein Festival zu kalt, die Zuschauer waren zu weit weg von der Bühne udn das sollte bei einem Gig nicht so sein.
BR: Welche Ziele wollt ihr in eurer Karriere oder im Leben erreichen?
Gizz Butt: Aus den vier Wänden des Aufnahmeraumes rauszukommen und das ganze Zeug zu spieln, das kreiert und aufgenommen wurde. Viele Menschen können Gitarre spielen, sie mögen es Texte zu schreiben, sie glauben an etwas, aber wenn man das alles nur in einem kleinen Raum für sich selbst macht, ist das recht sinnlos.
BR: Gibt es noch andere Projekte neben der Band bei denen ihr mitmacht?
Gizz Butt: Ja, ich habe noch eine Band, die sich ATWAR nennt und wo ein paar Mitglieder von English Dogs mitmachen. Außerdem spiele ich noch etwas Gitare und schreibe was mit einem der Produzenten von Placebo bei LunaJames.
BR: Glaubt ihr, dass Erfolg euer Leben verändern kann?
Gizz Butt: Ja, ich kann es auch wieder rückgängig machen. Das ist Erfolg und dein Freundeskreis. Erfolg scheint immer so definiert zu werden, dass man viel Geld bekommt und das kann die soziale Stellung ändern. Was will man da ändern? Das ist die Frage.
BR: Was kann man von euch 2003 erwarten?
Gizz Butt: Mehr Livepräsenz, mehr neue Songs, weil wir 2002 vor allem damit verbracht haben neues Material zu schreiben, also neues Material, mehr Liveshows, viele Punk Metal Verbindungen, Gitarrensolos, viele böse Lyrics, Gitarrensolos, viele Engel, die vom Krieg beeinflusst wurden, süße Gitarrenriffs.
Katja Pentelin, 01.05.2003
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