Interview

The Dead Sexy Inc. - Verdammt sexy - oder was?

The Dead Sexy Inc.

Verdammt sexy - oder was?

The Dead Sexy Inc., dass sind 3 Musiker aus Frankreich die ausgezogen sind, um die Menschen mit ihrem sexy Elektropop zu beglücken. Sänger Stephane H, Gitarrist Emmanuel H und Drummer Alexy G haben auf ihrem musikalischen Weg schon früh Frankreich den Rücken zugekehrt und ihr Glück statt dessen in den USA gesucht, was gar nicht so unglücklich gewählt zu sein scheint. Mit Hilfe von Produzent Paul Kendall, der unter anderem schon für die Nine Inch Nails und Depeche Mode gearbeitet hat, und einer Menge guter Ideen machten sich die drei Franzosen schnell einen Namen in der US-Elektro-Musikszene. Auch Japan ist bereits ihrem Flair verfallen. Nun wollen The Dead Sexy Inc. auch den deutschen Markt erobern.
Bizarre Radio traf die Band kurz nach dem Soundcheck zu ihrem Gig im Berliner Kit Kat Club.

Bizarre Radio: Salut. Ich möchte mich zu erst einmal bedanken, daß ihr euch die Zeit genommen habt, um Bizarre Radio ein paar Fragen zu beantworten.

Stephane: Das machen wir doch sehr gerne.

BR: Das freut uns. Wie geht es euch heute eigentlich so?

Emmanuel: Ja, gut. Ich war gestern Abend im „Chantals House of Shame“ auf einer Party und habe da wohl ein wenig zuviel Alkohol getrunken. Aber im Grunde fühle ich mich okay (grinst).

S: Einige von uns sind erst heute Morgen hier her geflogen und hatten bisher noch nicht wirklich viel Schlaf. Ich hoffe, dass können wir bis zu unserem Gig nachher nachholen (grinst ebenfalls).

BR: Dann will ich jetzt doch schwer hoffen, dass das Interview nicht einschläfernd ist.

S. + E.: Nicht doch (lachen).

BR: Ich denke als erstes wird es die Leute interessieren mal ein wenig über euch zu erfahren, da ihr ja hier in Deutschland noch nicht so wirklich bekannt seid. Wie habt ihr als Band zusammen gefunden und wann genau habt ihr mit “The Dead Sexy Inc.” angefangen? Ich gehe ja jetzt mal recht in der Annahme, dass das „Inc.“ Im Bandnamen für Incorporate steht oder?

S. + E.: Ja, das ist richtig.

S.: Also Emmanuel hat vor einigen Jahren in einer anderen Band namens „Itno“ gespielt und ich habe damals schon mit ihm in Frankreich, also Paris zusammen gearbeitet. Da kam die Idee auf nach Los Angeles zu ziehen, was wir dann auch getan haben. Wir haben dann angefangen zusammen an Musikstücken und Remixes zu arbeiten. Kurz darauf haben wir beide auch als Djs gejobbt. Wir haben damals dann sehr schnell 4 oder 5 Songs aufgenommen und zusammen mit Paul Kendall produziert gehabt. Er hatte zuvor schon mit den Nine Inch Nails, Recoil, Nick Cave und Depeche Mode zusammen gearbeitet. Dann waren wir irgendwann auf der Party eines Freundes und irgend so ein Mädel, mit der wir zuvor rumgeulkt hatten, meinte dann „Oh man ihr seid so verdammt sexy. (Anm. d. Redaktion: dead sexy heißt übersetzt verdammt sexy)
Uns hat die Idee dann so gut gefallen, dass wir daraus „Dead Sexy Inc.“ gemacht haben.

E.: Haha, ja.

S.: Wir sind dann für 3 Jahre in den Staaten geblieben und haben an einer Menge neuer Songs gearbeitet. Danach haben wir entschieden nach New York zu ziehen. Während des Umzugs haben wir dann noch einen Roadmovie namens „We had a Dream“ gedreht, wo wir auch den Soundtrack zu selbst geschrieben haben. Das Ganze passierte dann immer in den kleinen, schäbigen Zimmern in diesen Motels in denen wir genächtigt hatten. In New York haben wir uns dann wieder ganz auf das Produzieren unserer neuen Platte konzentriert. Da haben wir dann eine Menge mit Larry Tee zusammen gearbeitet, der uns dann auch auf der „Electroclash 2“ CD untergebracht hatte. Dann kam auch schon Alexy zu uns in die Band; ursprünglich sollte er nur den Part des Live-Drummers übernehmen, wurde dann aber immer mehr in die Bandgeschehnisse mit involviert und gehört nun voll und ganz zu uns. Ja und dann ging ja auch noch das mit dem Touren los. Wir haben fast überall gespielt. Und im letzten Jahr haben wir dann die Aufnahmen an vielen der Songs des „Kamikaze“ Albums abgeschlossen. Wir haben uns dabei dann entschieden das komplette Album in Europa fertig zu machen. Ich bin dann wieder nach Paris gezogen und Emmanuel wohnt seither in Berlin.

BR: Mensch, da habt ihr ja schon eine Menge erlebt. Und da ihr euch ja nun doch schon einige zeit kennt würde mich mal interessieren wie ihr euch selbst so beschreiben würdet. Ihr seid ja nun alle waschechte Franzosen, lebt aber an den verschiedensten Plätzen auf dieser Welt. Zu welcher Nationalität fühlt ihr euch denn nun am meisten hingezogen?

S.: Ich habe mich selbst nie wirklich als „waschechten“ Franzosen gesehen. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich nur von einem kleinen Flecken in Frankreich komme, der Bretagne. Von daher war ich schon immer eher diesem keltisch-britischen Leben zugeneigt. Während meiner Zeit in den Staaten habe ich mich dann aber wieder sehr amerikanisch gefühlt; vielleicht so wie jeder andere Einwanderer auch, der versucht in Hollywood seinen Traum wahr werden zu lassen. In den USA ist es eben sehr simple zu einem typischen Amerikaner zu werden.

E.: Ja, das stimmt. Und ganz besonders in New York.

S.: Man wird da eben einfach zu einem New Yorker.

E.: Nach 6 Monaten in New York, ist man wie jeder andere dort auch. Wobei das irgendwas alien-artiges hat oder? Na ja, jetzt muss ich wohl sagen „Ich bin ein Berliner“. (lacht)

S.: Viele bezeichnen uns einfach als fanatische Reisende. Und das stimmt irgendwie auch. Wir lieben es zu reisen, neue Leute zu treffen. Da ist man nicht mehr wirklich dazu in der Lage sich als besonders nationalistisch anzusehen.

BR: Also würdet ihr euch dann ganz einfach als Kosmopoliten bezeichnen?

S.: Ja absolut.

E.: Total.

BR: Na, da wir das ja nun geklärt haben, würde ich gerne ein wenig mit euch über eure Musik plaudern. Erzählt doch mal ein wenig über euer derzeitiges Album “Kamikaze”. Die Leute in Deutschland kennen es bisher ja noch nicht und sind sicher sehr gespannt was sie demnächst so erwarten wird.

E.: Es ist ein Mix aus verschiedenen Stilen, wie dem frühen Punk, dem New Wave mit ein paar Elementen aus der heutigen Elektromusik. Es gibt da auch die verschiedensten Stücke auf dem Album. Es dürfte da also für jeden was dabei sein; mal etwas punkiger und mal etwas elektronischer.

S.: Und es hat eine Spur von Popmusik. Wir haben das Album ja nicht in einem sondern häppchenweise geschrieben. Neben dem Roadmovie haben wir ja noch getourt und dabei immer mal wieder Songs geschrieben. „Kamikaze“ beinhaltet also eine richtige musikalische Mischung aus den verschiedensten Lebensperioden. Wir wollten eben auch gerne eine Scheibe produzieren die eben die verschiedensten musikalischen Vorlieben anspricht.

BR: Was würdet ihr sagen welcher Song auf “Kamikaze” am ehesten Ohrwurmpotential hat?

E.: Ja, das musst Du uns doch sagen können. Du hast „Kamikaze“ doch schon gehört. (grinst)

BR: Nun ja, ich finde das ehrlich gesagt schwer mich da für einen Song zu entscheiden. Aber „Kamikaze Rock’n’Roll“ hat es mir da schon ein wenig angetan. (lache) Aber ich muss gestehen, dass Elektromusik für mich noch irgendwie Neuland ist und ich da derzeit doch recht experimentierfreudig bin.

S.: Das ist cool. Wir wollen ja gerne so Lieder schreiben, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wir lieben selbst ja auch so Sachen wie die Sex Pistols. Und diese Einflüsse wollen wir ja auch nicht beim Songschreiben außen vor lassen.

BR: Die Sex Pistols gehören ja auch in jeden guten CD-Schrank.

E.: Absolut.

BR: Seid ihr denn schon gespannt auf die Reaktionen der deutschen Presse und der Fans auf “Kamikaze”?

E.: Ja aber klaro. Wir sind gerade wieder nach Berlin zurückgekommen, weil wir jetzt erst wieder für 2 Wochen auf einer Deutschlandtour waren. Und das war grandios.

S.: Besonders wenn man bedenkt, dass wir ja hier noch gar kein Album herausgebracht haben. Die Leute haben die Songs ja das erste Mal gehört wo wir sie auf der Bühne performt haben. Und das Gefühl ist einzigartig wenn man einen Song spielt und merkt, wie die Leute da mitgehen. Was will man mehr.

BR: Konnten sich denn die Konzertbesucher schon „Kamikaze“ kaufen?

S.: Ja, konnten sie.

BR: Welche Bedeutung hat eigentlich der Albumtitel “Kamikaze”?

E.: Er beschreibt unseren Lebenstil und unsere Art Musik zu machen. Das ist schon ein wenig “Kamikaze”-mäßig.

S.: Wir wollen ja auch nicht in irgendwelche 0815-Schemata passen und uns einfügen. Wir machen unsere Musik nicht für irgendwelche Plattenfirmen oder um irgendeine ausgefallene Anziehungskraft auf die Leute auszuüben. Wir machen eben alles für uns und für solche Menschen, die genauso fühlen wie wir. Das ist sicherlich sehr riskant in der heutigen Musikindustrie, aber wir bleiben uns einfach nur treu. Und da wir Japan sehr schätzen, hat „Kamikaze“ ja auch eine gewisse metaphorische Bedeutung.

BR: Was denkt ihr wieso ihr trotz eurer Arbeit mit namhaften Produzenten und als Remixer für andere namhafte Künstler (Anm. d. Red.: The Dead Sexy Inc. durften bereits Stücke für Marilyn Manson neu abmischen und remixen.) hier noch nicht so wirklich bekannt seid?

S.: Das ist ja auch ein langwieriger Prozess der mit viel Arbeit verbunden ist. Und das Musik-Biz ist recht träge. Da dauert es immer ein wenig länger. Die Firmen wollen eben sehen, dass du auch ohne ihre Hilfe die Leute zu den Gigs bringst. Das bedeutet einen Haufen Promotion. Und Gott sei Dank haben wir da jemanden der uns hilft. Aber es ist ein langer und steiniger Weg.

BR: Bizarre Radio wird euch bei diesem Weg ganz sicher weiter begleiten.

S.: Ja super. Das ist klasse.

BR: Dann wollen wir jetzt mal ein wenig mehr über euch selbst erfahren. Wir haben ja jetzt eine ganze Menge über eure Musik erfahren, aber da der Mensch von Natur aus sehr neugierig ist, muss ich euch noch ein paar ganz andere Fragen stellen. Was stellt ihr so in eurer Freizeit an?

E.: Mit „Dead Sexy Inc.“ machen wir ja nicht nur Musik. Wie wir ja schon erzählt haben, haben wir da auch schon mal unser filmerisches Talent ausgelebt. Stephane liebt es zu fotografieren. Ich habe nebenher noch einige andere Musikprojekte an denen ich mitarbeite. Eines ist auch ein Soloprojekt, wo ich mich auf mehr elektronische Musik konzentriere. Dann gibt es da ja auch noch „Itno“.

S.: Und wir lieben alle drei die Kunst. Ich selbst bin mit einigen Schriftstellern befreundet. Kunst bedeutet ja auch eine Art Revolution der Sinne. Dafür muss man aber zu erst einmal den für einen selbst passenden Künstler gefunden haben. Wir mögen aber auch so banale Sachen wie einfach mal nur ins Kino gehen.

E.: Ich persönlich bin ein großer Fan des polnischen Autors Witold Gombrovitz. Ich finde alle seine Werke absolut fantastisch.

BR: Wie würdet ihr euch denn gegenseitig so beschreiben?

E.: (lacht)

S.: Wir sind alle große Kinder. Ganz ehrlich. (lacht)

E.: Das trifft es ja wohl am ehesten. (lacht weiter)

S.: Wir haben auch alle so fantastische Interessen wie Mädchen, Partys und manchmal extrem doof zu sein.

BR: Habt ihr denn vor der Musik noch was anderes gemacht z.B. wie jeder andere in einem Büro gearbeitet oder studiert?

E.: Ich habe direkt mit 13 mit der Musik angefangen und seither nichts anderes gemacht.

S.: Ich war früher Journalist, hab dann das mit dem Fotografieren weiter gemacht und heute die Musik. Und wer weiß was ich in 5 Jahren so machen werde.

BR: Und was ist mit Dir Alexy?

S.: Er ist ein total bekannter Porno-Darsteller. (lacht)

E.: (lacht)

Alexy: Ich bin ein bürgerlicher Drummer. Ich bin geboren worden um reich zu sein und sollte mal Doktor werden. Ja, mal ehrlich, ich war auf einer der besten Universitäten in Paris und habe Betriebswirtschaftslehre studiert.

BR: Na, da haben wir ja was gemeinsam.

A.: Ehrlich?

BR: Ja. Aber ich bin ganz sicher, dass mein Leben nicht ganz so spannend verlaufen ist wie Deines. So, was darf eigentlich in euren Koffern auf gar keinen Fall fehlen?

S.: Mein Computer, mein schwarzes Nintendo DS lite.

E.: Definitiv mein Computer und meine Schuhe. Ich bin ein großer Schuh Fetischist.

S.: Und ich brauche meine Kuscheltiere.

BR: Wie süß. (grinse) Wie wichtig ist euch denn das Aussehen und euer Style?

S.: Das ist super wichtig.

E.: Oh ja. Das gehört doch zum Rockstarleben dazu. Denk doch mal an Elvis. Der hatte ja auch einen besonderen Look. Und dann kamen der Punk- und der Glamrock. Auch die hatten ihren eigenen Style. Ist doch fast so, als würde man ein Spiel spielen.

S.: Das gehört doch auch zum leben dazu. Man möchte cool und sexy rüberkommen. Und für uns ist das ein Teil des Jobs. Wir wollen sexy Fans und dafür müssen wir ja auch gut aussehen. Eben eine Art Spiel.

BR: Habt ihr irgendwelche Idole?

E.: Ja einige. Für mich persönlich ist es der französische Autor Barbey D'Aurevilly.

S.: Meine Mutter ist mein Idol.

E.: Und ich mag Jamie Saunders, den Gitarristen.

S.: Und Iggy Pop nicht zu vergessen.

BR: Mich würde ja jetzt noch interessieren, was ihr so für 2008 noch alles geplant habt.

S.: Wir werden 3 Videos aufnehmen, dann weiter auf Tour gehen und neue Songs schreiben.

E.: Und unser Roadmovie kommt raus. Und dazu gibt es dann noch ein Fotobuch, wo die Bilder von anderen Musikern kommentiert wurden.

S.: Und wir kommen definitiv wieder nach Deutschland um noch mehr Konzerte hier zu spielen.

BR: Das wäre grandios. Nochmals vielen Dank für das Interview.

S.: Vielen Dank für euer Interesse. Das wissen wir sehr zu schätzen.

Kitty N.14.04.2008

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