Interview
Metalety
Soundtrack zur Apokalypse
Mit „Radio Apocalypse“ haben Metalety unlängst nicht nur ihr zweites Album veröffentlicht, sondern gleichzeitig auch ein ganz heißes Eisen im Feuer. Grund genug für uns, sich die Truppe einmal näher anzuschauen. Sänger und Gitarrist Benny Schmidt stand uns Rede und Antwort.
Bizarre-Radio: Euer neues Album „Radio Apocalypse“ steht ja nun seit einigen Wochen in den Läden. Wie waren die Reaktionen bisher?
Benny: Die Reaktionen waren bisher durchweg positiv, was uns natürlich sehr freut. Ob Kritiker oder Fans, die Leute sind echt angetan von der Scheibe, bemerken die Weiterentwicklung und finden das was wir machen richtig geil. Was will man mehr!?
Bizarre-Radio: Wenn man den Albumtitel sowie einige Songtitel betrachtet, so würde liegt die Vermutung nahe, dass „Radio Apocalypse“ allgemein auf den Zustand der heutigen Welt gemünzt ist. Der Beisatz Pro- bzw. Epilog beim ersten bzw. letzten Track des Albums legt aber den Verdacht nahe, dass es sich bei der Scheibe gar um ein Konzeptalbum handeln könnte. Was ist da dran?
Benny: Die meisten Songs behandeln gesellschaftskritische Thematiken. Ich brauche nur die Nachrichten einschalten und bekomme genug Inspiration für solche Texte. Die Welt geht langsam, aber stetig immer weiter vor die Hunde. Es braucht keinen riesigen Asteroiden aus dem All um die Welt zu zerstören, das bekommen wir auch sehr gut alleine hin. Die Scheibe ist aber kein reines Konzeptalbum, auch wenn sich ein roter Faden durch die gesamten Lyrics zieht. Ich hätte aber durchaus Bock mal ein Konzeptalbum zu machen. Sollte die Welt also widererwartend nicht in Kürze untergehen, ist sowas für das dritte Album sicherlich im Bereich des Möglichen haha.
Bizarre-Radio: Auf der neuen Scheibe ist erstmals euer Gitarrist Julian Busacker mit an Bord, der Anna Olejniczak ersetzt hat. Wie fügt sich der „Neue“ in die Band ein?
Benny: Julian passt menschlich sowie musikalisch perfekt zu uns. Er hat sich von Anfang an sehr für die Band engagiert und hat auch einen Großteils des Materials für "Radio Apocalypse" geschrieben, besonders was die großartigen Gitarrenmelodien angeht. Wir beide haben uns da wirklich beim Songwriting super ergänzt. Besser hätten wir es gar nicht treffen können.
Bizarre-Radio: Mit dem ex-Sodom / ex-Kreator-Klampfer Frank Blackfire sowie Night In Gales-Sänger Björn Goosses sind auf „Radio Apocalypse“ auch zwei Gastmusiker zu hören. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit den beiden?
Benny: Björn ist nicht nur ein hervorragender Sänger, sondern auch Mastermind der Coverschmiede "Killustrations". Er hat unser Frontcover entworfen und da ich ein großer Fan seiner Stimme bin, hab ich ihn einfach gefragt, ob er nicht Bock hat bei einem Song Guestvocals beizusteuern. Er war direkt angetan von der Idee und hat zugestimmt. Mit der Zusammenarbeit mit Frank Blackfire habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt. Ich war früher richtig großer "Sodom" Fan und für mich gehören die Scheiben auf denen Frank mitwirkt zum Besten was "Sodom" je gemacht haben. Auch er hatte direkt Bock ein fettes Solo beizusteuern. Für mich persönlich ist es eine tolle Sache ihn auf dem Album zu haben.
Bizarre-Radio: Ich vermute, dass ihr darauf öfter mal angesprochen werdet, aber eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Metalety und Rage ist ja nicht ganz wegzudiskutieren. Wie seht ihr das und stören diese Vergleiche oder kommt es eher einem Ritterschlag gleich?
Benny: "Rage" gehört mit zu den einflussreichsten Metalbands Deutschlands. Natürlich ist es eine Ehre mit Peavy und Co. in einen Topf geworfen zu werden, auch wenn wir nie versucht haben so wie "Rage" zu klingen. Man sagt ja vor allem meinem Gesang nach, dass er nach "Aggropeavy" klingt haha. Allerdings muss ich zugeben, dass uns das tatsächlich erst auffiel als es in mehreren Reviews von "March to Hell" zu lesen war. Auch wenn es aus unserer Sicht nicht allzu viele Ähnlichkeiten mit "Rage" gibt, können wir damit jedoch sehr gut leben.
Bizarre-Radio: Zum Track „Purging Flames“ gibt es ja auch einen Videoclip. Ich vermute mal, dass ihr für die paar Minuten einige Stunden / Tage hart arbeiten durftet – zumal die im Clip getragenen Gasmasken das Ganze sicherlich nicht angenehmer gemacht haben.
Benny: Richtig. Da stecken 2 Tage harte Arbeit drin. Am ersten Tag haben wir den Performanceteil gedreht. Wir haben über 6 Stunden am Stück immer wieder denselben Song gespielt. Dazu diese ultraheißen Flamejets... Ich glaube wir waren danach alle reif für die Klapse und konnten vor allem diesen Song nicht mehr hören haha. Am zweiten Tag ging es dann an den Storyteil. Wir wollten es uns nicht nehmen lassen selber die "Bösewichte" zu spielen und rannten dann ebenfalls an die 6 Stunden mit diesen luftundurchlässigen Anzügen und Gasmasken durch die Gegend. Und das im Hochsommer. Wir haben alle so dermaßen geschwitzt, dass uns das Wasser in den Anzügen schon zu den Knien stand hahahaha. Aber was macht man nicht alles für die Kunst. ;-) Unser Videoproduzent Oliver Fries hat ganze Arbeit geleistet und der Clip kann sich echt sehen lassen. Die Anstrengungen haben sich also mehr als gelohnt und zudem hat es auch sehr viel Spaß gemacht.
Bizarre-Radio: Ein Wort noch zum Cover. Nachdem ihr auf „March To Hell“ ein zwar zum Albumtitel passendes, nichtsdestotrotz typisches Meatl-Cover verwurstet habt, weicht das Coverartwork der neuen Scheibe ziemlich deutlich von den meist vorherrschenden 08/15-Standard-Covern ab. Mir persönlich gefällt es ziemlich gut, daher frage ich mich, wer steckt hinter dem Artwork?
Benny: Wie oben schon erwähnt hat Björn Goosses von Killustrations das Front- und Backcover entworfen. Unser Gitarrist Julian hat dann das Booklet sehr aufwändig gestaltet. Wir wollten ein cooles Endzeitartwork ohne dabei unbedingt jedes typische Metalklischee bedienen zu müssen. Ich denke, das ist uns auch gelungen.
Bizarre-Radio: Ihr wart ja vor einigen Jahren mit dem Track „March To Hell“ von eurem Debütalbum auf dem Rock Hard-Lauschangriff-Sampler vertreten. Nun ist das Rock Hard ja nicht irgendeine kleine Postille, sondern ein ziemlich auflagenstarkes und weit verbreitetes Magazin. Hatte der Sampler-Beitrag für euch spürbare Folgen wie z.B. höhere CD-Verkäufe, mehr Konzertanfrage oder mehr Fankontakte?
Benny: Schwierig zu beantworten. "March To Hell" war unsere Debütscheibe, so dass mir hier der Vergleich fehlt, was passiert wäre, wenn wir nicht auf dem Sampler gelandet wären. Ich denke, es hat auf jeden Fall nicht geschadet.
Bizarre-Radio: Wenn man mal von der Tour mit Jeff Scott Soto absieht, haben sich eure bisherigen Liveaktivitäten im Grunde genommen ausschließlich auf den Ruhrpott beschränkt. Ein Umstand, der sich doch sicherlich bald ändern wird, oder?
Benny: Das hoffen wir sehr. Wir gehen mit frischem Album und neuem "Endzeitlivekonzept" an den Start und hoffen damit einiges an Aufmerksamkeit zu erregen. Bei der Vielzahl an Bands ist es heutzutage nicht leicht aus der breiten Masse hervorzustechen. Ich denke aber, dass wir auf einem guten Weg sind. Es sind einige Shows in Planung, die uns mal aus dem Ruhrpott raus bringen. Man wird sehen ob das alles so klappt wie wir uns das vorstellen. Drückt uns mal die Daumen.
Bizarre-Radio: Noch mal zu der Jeff Scott Soto-Tour: Das Package Metalety / Soto passt in meinen Augen nicht unbedingt, aber eurem Webauftritt zufolge hattet ihr trotzdem euren Spaß und konntet wohl auch ein paar Soto-Fans von euch überzeugen. Welche bleibenden Eindrücke nehmt ihr von eurer ersten kleinen Tour mit?
Benny: Klar, musikalisch hat es nicht wirklich gepasst. Aber wir wollten uns den Spaß einfach gönnen und sind auch alle sehr froh, dass wir die Sache durchgezogen haben. Der Großteil des JSS Publikums konnte mit unserer Musik tatsächlich nicht allzu viel anfangen, aber einige Leute waren richtig begeistert und wir haben mit dieser Tour unsere Fanbase erweitern können. Zudem haben wir ein paar wirklich nette Leute kennengelernt und sind mal aus dem Pott raus gekommen. Unterm Strich hat die Tour also absolut nicht geschadet und man hat mal ein wenig ins Tourleben reinschnuppern können. Wir haben jedenfalls festgestellt, dass wir unheimlich viel Spaß am Touren haben und wir durchaus bereit sind für größere Ausflüge.
Jürgen , 25.09.2012
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