Interview
Plus / Minus
Plus/Minus auf der Suche nach der Bedeutung des Lebens oder woher bekommt man Grünkohl mit Pinkel?
Wer den Bandnamen Plus-Minus das erste Mal hört denkt bestimmt eher an die guten alten Zeiten der gleichnamigen ZDF-Politsendung. Aber genau jene Zeitgenossen muss ich bitter enttäuschen. Bizarre Radio traf die 4 New Yorker vor ihrem Konzert am 21.05.2007 im Lido in Berlin, wo die Band mehr oder weniger konventionell Rede und Antwort stand.
Bizarre Radio: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt um mit Bizarre Radio ein Interview zu machen. Das ist ja eure erste Tour durch Deutschland und Europa...
Patrick: In dieser Band-Konstellation? Ja.
BR: Ich hoffe es hat euch bisher gut hier in Deutschland gefallen. Was habt ihr denn so erlebt?
Patrick: Die Gigs waren wesentlich besser wie erwartet ? und es waren mehr Leute da wie wir erhofft haben. Gestern waren wir ja in Köln. Das war klasse. Wir konnten uns da auch ein wenig die Stadt ansehen. Ansonsten hatten wir noch nicht so viel Zeit uns andere Orte anzuschauen.
Karl: Ja, Deutschland ist wirklich ein schönes Land.
Patrick: Mh, stimmt.
James: Ich würde mir allerdings wünschen, dass wir mehr Zeit hätten, um uns alles anzusehen.
James: Wir waren gestern im Gasometer (Anm. d. Red.: Das Gasometer ist das Wahrzeichen der Stadt Oberhausen).
Patrick: Ja, das war cool.
Karl: Man könnte meinen die Deutschen lieben Rock-Musik.
Patrick: Na, das ist doch gut für uns
BR: Na, dann interessiert mich jetzt aber, ob es irgendetwas gibt, was ihr an Deutschland total toll findet und etwas was ich absolut hasst.
Patrick: Wir lieben das Schlimmste.
(allgemeines Gelächter bricht aus)
James: Der war gut.
Patrick: Ne, mal ernsthaft?wir lieben das deutsche Essen.
James: Ja und die Leute sind super nett. Auch die Landschaft hat einiges zu bieten. Ihr habt ein paar wirklich schöne Orte hier. Wir waren heute Morgen in Hamburg und es war wunderschön.
Karl: Naja, aber die Toiletten sind hier etwas merkwürdig
James: Stimmt, anders wie die in Amerika.
Patrick: Ich weiß nicht ob man sagen kann, dass es hier irgendetwas total Schreckliches gibt. Aber wir sind ja auch erst ein paar Tage hier.
James: Doch wir haben einfach zu wenig Zeit. Das ist schlimm.
Toni: Ja, das hassen wir wohl am meisten.
James: Ach ja, und die Bars machen hier so spät auf, so dass wir kaum früh ins Bett kommen und morgens aber wieder raus. Wir leiden also. (lacht)
BR: Okay, jetzt interessiert mich aber was an den hiesigen Toiletten so anders ist wie an denen in den Staaten.
Karl: Der Boden. Wir haben da keine Holzböden drin.
James: (lacht) Wollen wir da jetzt wirklich drüber reden?
BR: Natürlich, aber wechseln wir mal das Thema. Was mögt ihr am meisten am Tourleben?
James: Essen, trinken und dann auch noch das Musizieren. (lacht) Naja und es ist toll neue Locations und Leute kennen zu lernen.
Karl: Mich interessiert am reisen immer herauszufinden, was die Leute so vor Ort machen. Und es ist interessant zu erfahren was andere Leute so über einen denken, so als Tourist. Man findet ja dabei auch immer eine Menge Leute, die die gleichen Interessen wie man selbst hat.
BR: Und was erwartet ihr so von dieser Tour?
James: Na, ich erwarte, dass ich danach ein Millionär bin der in einem Schloss wohnen und ein riesiges Boot hat.
(allgemeines Gelächter bricht aus)
James: Das schreibst Du doch nicht in das Interview rein, oder?
BR: Doch, sicher.
James: Mh, na ja, wir wollen hauptsächlich Musik machen und sehen was in Deutschland so los ist. Allerdings ist mir klar, dass ich nach der Tour kein Millionär sein werde, aber ich bin dann reich an Erinnerungen.
Toni: Das ist doch sehr schön.
James: (schaut Patrick an der lacht) Was ist Dein Problem?
Patrick: Ach, nichts.
James: Naja, egal. Ich glaube das Interview wäre fescher wenn wir Deutsch reden könnten, oder?
BR: Wir können das gerne probieren.
James: Aber wir reden ja kein Deutsch. Okay, ein klitzekleines bisschen schon.
Patrick: Ne, ich nicht.
Karl: Ich auch nicht.
Toni: Und ich auch nicht.
Patrick: Ne, das is nur James.
James: Ja, aber nur für die Show und um Essen und Bier zu bestellen. Aber da muss man immer ?Bitte? sagen. ?Please? verstehen die nicht.
BR: Kommen wir mal wieder auf eure Tour zu sprechen. Wie fühlt ihr euch wenn ihr auf die Bühne müsst?
Patrick: Naja, ich bin immer noch etwas nervös und muss rumhüpfen um Energie los zu werden.
James: Ich kann es einfach nich abwarten??..später mal ein Millionär zu werden.
(allgemeines Gelächter)
Patrick: Wir freuen uns einfach unsere Show zu machen und die Leute zu sehen.
Toni: Man ist immer gespannt endlich seine Show abzuliefern und spielen zu dürfen. Ich denke für uns ist es einfach aufregend hier sein zu dürfen.
BR: Ändern sich denn die Gefühle dann wenn ihr auf der Bühne seid?
James: Es macht einfach nur Spaß. Ich höre dann aber auch auf über andere Sachen nachzudenken. Und solche Momente sind im Leben echt rar.
BR: Ihr seid hier ja noch nicht so bekannt. Mich und eure Deutschen Fans interessiert nun, wie ihr dazu gekommen seid zusammen Musik zu machen. Ihr habt ja alle schon vorher in anderen Bands gespielt. Wann ist also Plus-Minus entstanden?
Patrick: Unser Kumpel Mark Robinson hat ein Label namens Teenbeat. Er hat dann James gefragt, ob er nicht ein Album machen wollte. Ich habe da dann die Drums gespielt. Und dann hat Mike mich und ein paar andere gefragt, ob wir nicht ein paar Songs zusammen auf einer Live-Veranstaltung spielen wollten. Naja und daraus ist die Idee mit der Band entstanden.
BR: Was habt ihr vor Plus-Minus so gemacht? Hattet ihr normale Jobs?
Patrick: Wir waren quasi schon immer Vollzeit-Musiker. Aber ich war da noch so was wie ein Teilzeit-Sekretär bei einer Investment-Bank in New York. Die haben mich aber für die Musik gehen lassen.
Toni: Ich war Parkplatzwächter.
Karl: Ich war Barrista in einem Cafe.
BR: Starbucks?
Karl: Nein.
Patrick: Oh ne, er ist absoluter Starbucks-Gegner.
BR: Kommen wir mal zu eurem Album ?Let?s built a Fire?. Das wurde ja Anfang des Jahres hier in Deutschland veröffentlicht. Was könnt ihr mir so dazu erzählen?
James: Ich würde sagen es ist ein Songbündel. Die Geschichte zum Album ist eigentlich nur, dass wir sehr lange gebraucht haben, um es komplett aufzunehmen. Es hat mehr als ein Jahr gedauert und wir haben es zu Hause gemacht. Aber wir konnten da wirklich intensiv drüber nachdenken was wir da eigentlich machen, was auf das Album soll. Ich denke das macht es von all unseren anderen Sachen so anders. Es hat aber auch mehrere Themen, da Patrick und ich die Texte und die Songs maßgeblich schreiben. Ich würde aber sagen, dass das Album sich mit dem Thema der Weiterentwicklung beschäftigt.
Toni: Ja irgendwie geht es um das tägliche Leben.
BR: Also werdet ihr beim Schreiben hauptsächlich vom Alltag beeinflusst oder hat es auch noch andere Sachen?
James: Naja, für mich ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, sei es das Musik-Business, die Beziehungen zwischen Menschen, Verluste, Leiden. Im Grunde kommt es drauf an was ich grad denke.
BR: Ja und wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben?
James: Ich nenne es gerne Post-Moderner-Minimalisten-Eletcro-Pop. Okay, das ist etwas konfus, daher nenne ich es gerne futuristische Folkmusik. Was immer wir schreiben, es soll sich wie Musik aus der Zukunft anhören.
BR: Gibt es Musiker mit denen ihr gerne einmal in der Zukunft zusammen arbeiten wollt?
James: Na klar, es gibt da eine Menge Leute. Aber am liebsten sind mir die Jungs hier.
Patrick: Ich wüsste jetzt so nicht mit wem ich mal gerne zusammen arbeiten möchte.
James: Eigentlich würde ich lieber mit Produzenten arbeiten. Ich denke wir beherrschen die nötigen Instrumente selbst. Aber vielleicht wäre es mal klasse mit einem Orchester oder einem Chor zusammen zu arbeiten.
BR: Es gibt also keine Künstler mit denen ihr mal zusammen arbeiten wollt?
Toni: Doch, Morrisey.
BR: Was können wir also in Zukunft noch so von euch erwarten?
Patrick: Neue Songs, ein neues Album.
James: Ja, wir müssen wirklich wieder anfangen zu arbeiten. Ich denke hiernach werden wir wieder an neuen Songs feilen.
BR: Seid ihr denn auf dieser Tour schon inspiriert worden?
James: Ja, würde ich schon sagen. Neue Plätze bedeuten immer eine Art Inspiration. Wir waren z.B. in so einem coolen Museum in Köln, dem Ludwig-Museum. Da bekommt man schon lustige Ideen zusammen.
BR: Ihr werdet ja bestimmt häufig mit Interviews überfallen. Gibt es da Fragen die ihr wirklich hasst gefragt zu werden?
James: Ähm, na ja eine die ich nie beantworte ist ?Welche musikalischen Einflüsse habt ihr?? oder ?Wonach klingt eure Musik??. Die versuche ich nicht zu beantworten.
Patrick: Ich mag es nicht über die Lyrics gefragt zu werden.
BR: Und wo wir dabei sind, gibt es eine Frage die ihr schon immer mal gefragt werden wollt?
James: Die Frage ist gut.
Patrick: Naja, vielleicht mal ?Was ist die Bedeutung des Lebens??
Toni: Ehrlich gesagt kann ich Dir das auch nicht sagen.
Patrick: Na, ganz einfach, wie finde ich die Bedeutung im Leben.
James: ich möchte immer mal von Scarlett Johansson gefragt werden ob ich sie heiraten will.
Patrick: Na dafür muß er ja erst einmal von ihr interviewt werden.
James: Naja, immerhin weiß ich die Antwort darauf.
BR: Ich glaube das wird hart, weil eine Menge Männer Scarlett Johansson heiraten wollen.
Patrick: Naja, das größte Problem wäre wohl eher seine Frau. (lacht)
James: Naja, eben darum beantworte ich diese Frage ja nie.
BR: Und weil es grad so lustig ist; wenn ihr für einen Tag jemand oder etwas anderes sein könntet, wer oder was wäre das?
Patrick: Das ist mal eine gute Frage.
James: Nur für einen Tag im Leben? Das ist ja so was von hart zu entscheiden.
Patrick: Ja das ist wirklich eine gute Frage.
Karl: Ich wäre gerne eine Giraffe, draußen in der Savanne. Aber so eine, die nicht gejagt wird. Mal so ein richtig fauler Giraffentag.
James: Okay, ich wäre glaube ich gerne mal eine omnipotente Kraft, die sich wünschen kann diese Fähigkeit bis an das Ende ihres Lebens behalten zu können. Weißt Du, so wie bei einem Flaschengeist der einem 3 Wünsche gibt.
Toni: Das ist ja wohl das mächtigste was man sich wünschen kann.
Patrick: So, jetzt muss ich die noch beantworten.
BR: Okay, ich kann die Frage ja mal für Dich umstellen. Wenn Du auf eine einramme Insel müsstest, welche 3 Dinge würdest Du mitnehmen wollen?
James: Also da fand ich die vorherige Frage aber einfacher.
Patrick: Naja, ich schätze ich weiß es nicht.
James: Na komm, im Grunde willst Du doch nur Du selbst sein.
Patrick: Ja Du hast Recht.
James: Sorry, dass wir da nicht mehr interessantes erzählen können.
BR: Das war doch schon sehr aufschlussreich. Mich würde jetzt mal interessieren was ihr am meisten an euren deutschen Fans mögt.
James: Sie sind sehr enthusiastisch und freundlich.
Toni: Ich denke wir sind ja auch wirklich sehr nett empfangen worden.
James: Auch wenn nicht wirklich viele Leute bisher auf unseren Gigs waren, so kamen die mir doch sehr nett und verständnisvoll vor.
BR: Habt ihr denn schon irgendwelche bekannte deutsche Menschen getroffen?
James: Nein bisher noch nicht.
BR: Gibt es denn welche die ihr mal treffen wollt?
Karl: Na wie heißt noch gleich der Künstler? Gerhard Richter oder so? Doch den würde ich gerne mal treffen wollen.
BR: Leider müssen wir ja mal langsam zum Ende kommen. Gibt es etwas was ihr gerne euren deutschen Fans mitteilen wollt?
Patrick: Danke für die Unterstützung.
James: Danke, dass ihr zu unseren Shows kommt.
Toni: Danke, das ihr unsere Musik hört.
Patrick: Ja, wir wissen das sehr zu schätzen.
James: Ja und bring mir eine Schweinshaxen. (Anm. d. Red.: Diesen Satz hat James übrigens auf Deutsch eingeworfen.)
(allgemeines Gelächter)
BR: Okay, so lange ihr nicht Wiener Schnitzel mit Sauerkraut bestellt ist das okay.
James: Naja, wir hatten heute Morgen in Hamburg ein Fischbrötchen. Grünkohl und Pinkel gab es ja noch nicht.
BR: Na, dann mal guten Appetit und vielen Dank für das Interview.
Kitty N., 30.05.2007
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