Interview
Last tuesday
Zwischen Pop-Punk, amerikanischer Identität und gelebtem Christ-Sein. Last tuesday im Gespräch
Es gibt sie, diese für viele Aussenstehende eher seltsam und unwirklich erscheinende Mischung zwischen modernem Punkrock und Christ-Sein. Christlicher Punkrock als eine seltene Ausnahme, denn die Mischung haut nicht hin?
Christlich hieße also Mittelalter-Orgel und verstimmte Akkustikgitarre, bestenfalls? Eine Kirche voll mit dem Rentenalter nahen Besuchern?
LAST TUESDAY sind ein Paradebeispiel dafür, dass Punkrock das Fundament einer christlichen Band sein kann, ohne verstaubt zu klingen.
Pogo statt verstaubtem Gottesdienst.
1999 gründete sich LAST TUESDAY in Harrisburg/USA. Eine Stadt, die die Musiker um Carl Emmons mittlerweile eher selten zu Gesicht bekommen. Als amerikanische Punkrock Band ist man, im Falle von LAST TUESDAY, ständig „on the road“. 2005 dann sicherlich der Höhepunkt im Leben der Band. Die Teilnahme an der VANS-Warped Tour wird bestätigt und führt LAST TUESDAY durch viele Städte der vereinigten Staaten von Amerika.
Im Gepäck das von Kritikern wie Freunden hoch gefeierte Album „Resolve“. Produzent Matthew Thiessen (Sänger Relient K) und Joe Marlett (Foo Fighters, Blink 182) sorgen für ein produktions-technisch hohes Level. Im August 06 folgt „Become what you believe“.
Im August 2006 treffe ich die Band in Gotha auf der Pferderennbahn auf dem Boxberg. Da wo sonst preisgekrönte Pferde von ihren Jockeys geleitet über den Parkur in Kreisform Wettkönige bestimmen, treten auf drei Bühnen Bands auf. Wir befinden uns auf dem Freakstock 2006 und mir gegenüber sitzen Ben, Gitarrist und Schlagzeuger Chris. Soweit nichts Verwunderliches, denkt man, jedoch werden sämtliche „Medienkontakte“ normalerweise von Bassist Carl oder Gitarrist Steve geführt. So entwickeln sich zwei eher wortkarge Musiker zu interessanten Gesprächspartnern. Bassist Carl stößt erst am Ende dazu.
War die Entwicklung von LAST TUESDAY, das Aufnehmen unter Profi-Bedingungen, ein eigenes Tour-Management, ein Label, usw., für euch eine logische, erwartete Entwicklung?
Ben: Ich glaube das alles was mit der Band passiert ist eine logische Entwicklung war. Trotzdem erwarteten wir all´ die guten Dingen nicht. Wir gehen von Tag zu Tag, spielen Shows von Tag zu Tag, konzentrieren uns auf jeden Tag.
Chris: Wie gesagt leben wir von Tag zu Tag und schauen nicht weiter als ein Jahr in die Zukunft und setzen uns nur kurzfristige Ziele. Die sind viele Shows zu spielen und möglichst viele Leute zu erreichen. Alles andere das passiert, passiert.
Was hat es mit der Kooperation des Blink 182 Engineer Joe Marlett auf sich?
Chris: Joe war wie du schon gesagt hast Engineer auf unserem letzten Album „Resolve“. Das war großartig. Klar, aufgrund der Sache die er vorher gemacht hatte, waren wir alle beeindruckt.
Ben: Der Name spricht schon für sich. Ich denke aber das wir nicht unbedingt genau wie Blink 182 klingen. Der Vergleich ist eher als eine Art Hilfestellung für Leute gedacht, die sich mit Punkrock nicht so wirklich gut auskennen.
Wie läuft die Tour momentan? Hat Deutschland eine Sonderrolle in Sachen Symphatie bei LAST TUESDAY?
Chris: Definitiv. Deutschland ist für mich eines der angenehmsten Länder, in dem man touren kann. Es ist jedes Mal wieder ein Segen hier unterwegs zu sein und woanders wäre es eine ganz andere Sache. Wir freuen uns immer hierhin wieder zurück zu kommen.
Ein neues Album „Become what you believe“ steht vor der Veröffentlichung hier in Deutschland. Wo habt ihr das aufgenommen? Wie lang hat die Aufnahmezeit gedauert?
Chris: Wie haben „Become what you believe“ in Nashville/Tennesee aufgenommen in einer Länge von 3 Wochen.
Carl (kommt mit ins Interview): Ich denke mal, das all die Leute die „Resolve“ gemocht haben, hier auch wieder auf ihre Kosten kommen werden. Wir mochten das alte Album, trotz vieler poppiger und melodischer Parts, die wir auf der Bühne härter interpretiert haben. Das neue Album geht in eine härtere und aggressivere Richtung. „Become what you believe“ steht für unseren Kampf im letzten Jahr, einen Schritt weiter zu gehen. Für mich ist das ein persönliches Dingen. Sünden, zu denen ich zurückkehre. Aber ich glaube das ist nicht mein Weg, den ich leben soll. Das ist nicht gut für niemanden. In der Übersetzung ist „Become what you believe“ eine der Hauptbotschaften der Bibel und jeden Abend wenn ich diese Strophe singe macht sie noch mehr Sinn und gibt mir unheimlich viel Kraft.
Was sind die nächsten Ziele für LAST TUESDAY?
Carl: Wir denken nur ein Jahr im Vorraus. Wenn dieses Jahr erfolgreicher wird als letztes Jahr geht’s weiter für uns. Ich wollte mein ganzes Leben lang Musiker sein, trotzdem musste ich mir immer wieder sagen:“Hey, ich bin seit drei Jahren unterwegs auf Bühnen, ich bin ein Musiker.“ Ich denke maximal an die nächste Tour und das war es.
Die Anwesenheit vom Bassisten und Sänger Carl lässt Chris und Ben ruhig und zurückhaltend in eine Beobachtungsrolle verfallen. Die Aufgaben in der Band sind also fest verteilt. Im Kurzgespräch nach dem Interview meint Carl dann auch, dass weder Ben noch Chris sonst in Interviews dabei sind. Schade, denke ich, denn das Output des Schlagzeugers und Gitarristen ließ das nicht erkennen.
Wenig später dann eine kraftvolle, ungebändigte Show der vier Nordamerikaner. „Become what you believe“ wurde als freundliche Empfehlung mit nach Hause gegeben und wird dem einen oder anderen Konzertbesucher vor den Ladentisch seines Cd Verkäufers bringen. LAST TUESDAY unterstrichen die Bedeutung von Text und Musik einer christlichen Punkrock Kombo, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu missionieren.
Keine zwei Tage später sollte ein großes Unwetter das Festivalgelände zu einem Schlamm- und Matsch-Bereich verwandeln.
LAST TUESDAY hingegen bekamen die warme ostdeutsche Sonne mit. NO LONGER MUSIC und VIOLET BURNING oder NO INNOCENT VICTIM, wie TODAY FOREVER folgten mit erwähnenswährten Shows vor großem Publikum des FREAKSTOCK-Festivals 2006.
THE RODEO FIVE spielten dann einen Tag später. Im Saloon-Zelt nahmen 500 Zuschauer Abschied vom Bühnen- und Studioleben der gefeierten Hamburger Band.
LAST TUESDAY waren da schon auf dem Weg in Richtung Heimat, vielleicht in einer Boeing 747, aber bestimmt mit Kurs Nordamerika.
Nils Robin Kruska, 08.09.2006
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