Interview

Gojira - Interview mit Joe Duplatier von Gojira bei Rock im Park 2012

Gojira

Interview mit Joe Duplatier von Gojira bei Rock im Park 2012

Interview mit Sänger Joseph Duplantier der französischen Progressive-Death Metal-Walze von Gojira über das neue Album L’Enfant Sauvage sowie die Haltung der Band gegenüber Politik, Kunst und Interviews. Auch Mario Duplantier war anwesend und ist noch einmal auf das letzte Album The Way Of All Flesh eingegangen.


Hey, tut mir Leid das ich 20 Minuten zu spät bin. Ich versuch’s wieder gut zu machen in dem ich Werbung für euch mache.

Joe: Wir brauchen wirklich Leute die uns in Deutschland mögen (lacht). Wir hatten hier noch nie eine ausgedehnte Tour.

Ich hab’ euch 2008 in München mit In Flames und Sonic Syndicate gesehen. Hinterher hab’ ich von Schulkollegen gehört, dass ihnen der Gojirasound überhaupt nicht gefallen hat.

Joe: Weil man nicht unseren rhythmischen Death Metal-Sound erwartet wenn man auf ein In Flames Konzert geht.

Ich für meinen Teil stehe zum Beispiel sehr auf eure Rhythmik. Was dein Bruder an den Drums anstellt ist einfach Wahnsinn.

Joe: Du meinst ihn hier? (lacht)

Mario: Danke

Was kannst du mir zu eurem neuen Album erzählen?

Joe: Wir sind sehr glücklich mit dem neuen Album. Zum ersten Mal! From Mars To Sirius war unser Durchbruchsalbum. Wir produzierten in England und den USA. Wir haben uns Zeit genommen. The Way Of All Flesh hatte einen tollen Sound aber die Songs waren noch nicht ganz fertig komponiert als wir im Studio waren. Wir waren fast ein bisschen frustriert. Vor allem Mario.

Wirklich?

Mario: Wir haben es einfach ab und zu vermisst manche Songs komplett fertig zu komponieren. Stell dir einen fünf Minutensong vor und bei diesem sind zwanzig Sekunden nicht gänzlich durchdacht. Das zieht den ganzen Song runter.

Joe: Aber auf dem neuen Album ist uns alles so gelungen wie wir das wollten...

Gibt es Änderung innerhalb eures Bandsounds?

Joe: Naja, viele könnten das meinen. Aber letztlich sind wir eben wir geblieben und waren das auch immer. Seit der ersten Demo. Es gibt einfach eine natürliche Weiterentwicklung. Ich würde sagen dass wir mittlerweile direkter auf den Punkt komponieren.

Warum wart ihr nicht zufrieden mit The Way Of All Flesh?

Joe: Mario und Jean-Michel hatten einfach das Gefühl es könnte besser sein. Es gab mehrere Punkte die einfach nicht stimmten. Bei manchen Songs beispielsweise vermissen wir die Energie weshalb wir sie auch nicht live spielen. Trotzdem waren das eben wir zu diesem Zeitpunkt.

In wie weit repräsentiert das Coverartwork von L’Enfant Sauvage eure Musik und gibt es ein Konzept dahinter?

Joe: Unsere Kompositionen wachsen organisch. Alle unsere Alben sind irgendwie Konzeptalben. Sie sind alle mit demselben Esprit dahinter entstanden. Und am Ende geben wir dem Ganzen einen Titel welcher unsere Gefühle dem Album gegenüber ausdrückt. Jeder Song ist über etwas anderes. Es ist nicht wie ein Buch wo du die Seiten umblätterst und alles zusammen Sinn ergibt. Manchmal bin ich wütend in einem Song. Manchmal reflektiere ich nur über Dinge.
L’Enfant Sauvage ist ein toller Weg um zu beschreiben wie wir uns als eine Band und als Individuen fühlen. Eben dieses „Enfant Sauvage“ ist ein Kind welches im Wald aufwächst und sich schwer tut, sich in der Gesellschaft einzugliedern. Es ist ein starkes Bild zu sagen das wir nicht wirklich zu dieser Welt gehören. Alles ist so heruntergekommen. Gerade wie sich Menschen oft untereinander verhalten. Wir haben einfach hohe Erwartung an das Leben und an die Gesellschaft. Deshalb sind wir immer enttäuscht von Fernsehen, Bildung...
Wenn man die ganze Situation auf dem Planeten mal distanziert betrachtet gibt 1% der Menschen welche 95% des Geldes auf der Erde besitzen. Gewalt, Krieg, das alles gibt es seit Jahrtausenden. Es scheint das die Kunst einen Augenblick des Potentials des Menschen, in uns, zeigt, welches wir benutzen um Kunst zu erschaffen. Wir kritisieren nicht nur die Gesellschaft sondern auch uns.

Glaubst du dass eure Musik euren eigenen Ärger gegenüber euch selbst und der Gesellschaft darstellt?

Joe: Irgendwie auf jeden Fall. Mir ist aufgefallen das Metalheads meistens sehr sensibel sind. Im Gegensatz zu Leuten in der Politik zum Beispiel. Selbst wenn man eine Menge Reggae-Hörer nimmt, sind sie wahrscheinlich weniger empfindsam als ein Metalhörer. Es gibt einen Grund dafür. Die Musik ist eine Reaktion der gefühlvollen Menschen darauf Gewalt zurückzuwerfen. Es gibt oft so einen enormen Leistungsdruck in unserer Gesellschaft, gerade beim Sport oder Wettbewerben, der schlecht für Geist und Seele ist.

Was würdest du denn gerne mal gefragt werden?

Joe: Würdest du gerne Refused sehen? (lacht) (Aufgrund meiner Verspätung konnte Joe die Band leider nicht sehen. Sorry nochmal. (Anm. d. Red.)) oder wie geht’s dir? – Ich sag’ dir was: Interviews gehen total auf die Nerven. Manchmal ist es cool weil man interessante Menschen kennen lernt. Aber wir machen Musik weil wir nicht reden wollen.

Ihr wollt dass die Musik für sich steht.

Joe: Ganz genau. Es ist immer schwierig über die Lyrics zu sprechen. Stell dir vor du schriebst ein Gedicht. Es ist ein Gedicht. Es ist da. Es führt ein Eigenleben. Und dann sollst du darüber sprechen. Bei uns ist es dasselbe. Da ist die Musik, da sind die Lyrics, da ist eine Atmosphäre. Das alles bildet ein Ganzes und die Menschen machen sich ihre Gedanken darüber. Aber wir wollen das nicht alles erklären. Interviews geben wir eben weil es unser Job ist. - Reicht dir das?

Ja, ich danke für das Interview.

Joe: Und erzähl allen wie gut wir live sind und dass das neue Album toll ist (lacht).

Rasmus Peters16.07.2012

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