Interview

GreenHell Booking - Ausverkaufte Halle = gute Presse!

GreenHell Booking

Ausverkaufte Halle = gute Presse!

Schon seit über 10 Jahren ist der GREEN HELL RECORDSTORE in Münster einer der dienstältesten, bestsortiertesten und beliebtesten Plattenläden in Deutschland. Egal ob Hardcore, Punkrock, Emo oder Garage-Rock, hier finden Vinyl- wie CD-Liebhaber alles was das tätowierte Herz begehrt. Seit geraumer Zeit gibt es auch die Abteilung GREEN HELL BOOKING, die sich um Tourneen von Bands wie CALIBAN // MISFITS oder HOT WATER MUSIC kümmert. Wir haben mit Timo Birth darüber gesprochen, was es braucht, um eine erfolgreiche Tour auf die Beine zu stellen und wie sich das Arbeiten mit Bands, Management oder Label gestaltet:

BR: Seit wann gibt es Green Hell Booking als tatsächliche Booking Agentur bereits?

GHB: Green Hell Booking gibt es in dieser Form seit ca. 3 Jahren wobei, Green Hell als Mailorder schon vorab mehrere Touren im Hardcore/Emo Bereich organisiert hatte, z.B. für Hot Water Music oder Strike Anywhere. Irgendwann vergrößerte sich die Geschichte dahingehend, dass man sich mehr und mehr zusammengeschlossen hat und dann auch eine Kooperation mit TITUS zustande kam. So hat Green Hell Booking dann auch die Monster Rock Night, passend zur Skateboard WM für TITUS geplant und durchgeführt. Außerdem haben wir noch die Spirit-Club-Touren organisiert, bei der TITUS ja auch beteiligt ist. Nach und nach haben wir dann auch ein eigenes Band-Rooster zusammengestellt und über die lokale Ebene Münster/Ruhrgebiet hinaus deutschlandweite oder auch europaweite Touren organisiert, z.B. für Bands wie Flogging Molly, Misfits oder Caliban.

BR: Wer arbeitet bei euch wie genau mit, also wie sind die Verantwortungen bei Green Hell Booking verteilt?

GHB: Momentan haben wir nur für die Booking Abteilung 3 feste Mitarbeiter. Ich arbeite quasi als Booker, dann haben wir jemanden, der für die örtliche Durchführung von Konzerten immer da ist, und dann noch jemanden, der bei der anfallenden Büroarbeit mithilft. Bei Veranstaltungen, die wir vor Ort durchführen, buchen wir quasi bei Agenten, wie wir es selber für andere Bands ja auch sind, und wir sind dann von Anfang an verantwortlich für die Durchführung der Show, also quasi von der Vorabwerbung bis zur Endabrechnung.

BR: Das heißt ihr übernehmt in diesem Fall auch die direkte Betreuung der auftretenden Band(s)?

GHB: Ja genau. Wir haben teilweise halt Leute in unserem Umfeld, die für uns die Konzerte vor Ort durchführen, aber hauptsächlich machen wir das schon selber. Nur wenn es die Zeit mal nicht zulässt, dass wir uns selber kümmern, schicken wir jemanden der das dann übernimmt.

BR: Wie verhält sich das mit einer deutschlandweiten Tour, die ihr organisiert. Inwieweit steht ihr da mit Bands in Kontakt und wie weit geht die Betreuung in diesem Fall?

GHB: Hm ja, das ist sehr unterschiedlich. Die meisten Bands haben mittlerweile, egal wie klein sie sind, ein eigenes Management. Meistens kommuniziert man also direkt über das Management. Wir führen die komplette Vorbereitung und Durchführung der Tour durch, organisieren also alles vom Transport über Merchandise Logistik bis hin zur Tontechnik. Jede Band bringt aber im Grunde schon ihre eigenen Strukturen mit sich, die wir dann durch unsere Leute, die wir oft mitschicken, unterstützen.

BR: Wie ist das mit so einem Management, sitzt eine solche Firma meistens im Herkunftsland der Band oder arbeitet ihr auch viel mit näheren Zweigstellen zusammen?

GHB: Unterschiedlich. Die amerikanischen Bands haben sehr häufig ein Management in England sitzen, oder auch in Skandinavien. Generell ist es so, dass Bands die nicht aus Europa kommen, einen Manager oder Agenten haben, der sich um die weltweiten Angelegenheiten kümmert, bei größeren Bands gibt es dann auch schon mal einen Vertreter, der sich nur um die Lage der Band in Europa kümmert.

BR: Wo genau ist die Schnittstelle mit Green Hell als Mailorder? Sind Mailorder und Booking Agentur gemeinsam gewachsen?

GHB: Den Mailorder Green Hell gibt es ja mittlerweile schon seit fast 12 Jahren, der Booking Bereich ist daraus im Laufe der Zeit entstanden. Über die Jahre entstand natürlich immer mehr Kontakt zu Bands und Labels und irgendwann ist man halt auf die Idee gekommen, eigene Konzerte zu machen. Das hat man dann wiederum über Jahre hinweg ausgebaut bis man sich entschlossen hatte ganze Tourneen zu machen. Was die Arbeitspartner angeht, ist die Schnittstelle mit Green Hell als Mailorder sehr eng. Was allerdings die musikalische Seite angeht, geht das in diesem Fall weiter auseinander. Der Mailorder ist halt gerade so im Bereich Hardcore / Underground stark und wir organisieren ja schon Sachen, die sich in einem größeren Rahmen bewegen, halt breitläufiger und massenkompatibler. Während die Stammkäufer bei Green Hell eher auf Vinylsachen, z.B. im Bereich Garage Rock, abfahren, machen wir auch Konzerte mit ner Band wie Blumfeld, wo dann eher nicht so das Mailorder / Plattenladen Publikum hingeht.

BR: Wer kommt in der Regel auf euch zu, wenn es um das Organisieren einer Tour geht, ist das dann eher ein Label, oder ein Management oder vielleicht die Band selbst?

GHB: Wenn es um europäische Bands geht, ist es meistens das Management. Bei amerikanischen Bands kommt der Kontakt aber auch oft über das Label, wenn man früher schon Touren für dessen Bands gemacht hat. Z.b. haben Labels wie Jade Tree oder Epitaph eigentlich immer die gleichen Booking Agenturen mit denen sie zusammen arbeiten. Es kann also sein, dass ein Label auf uns zukommt und anfragt: „hey passt mal auf, wir haben da eine Band, hättet ihr Interesse diese in Europa auf Tour zu schicken und zu begleiten.“ Oft gibt es auch den Fall, dass ein Agent sämtliche Bands eines Labels unter Vertrag hat und man mit diesem dann die Touren abwickelt. Egal ob letztendlich Management oder Label dahinter stehen, man arbeitet schon über Jahre hinweg mit den gleichen Leuten und Ansprechpartnern zusammen.

BR: Es gibt da noch diese Wankersunited.de Geschichte, was hat es damit auf sich. Gibt es das überhaupt noch?

GHB: Oh, das ist alt. Das war im Grunde früher die Geschichte, dass ich mit anderen Leuten zusammen angefangen hab, Konzerte hier im Umkreis zu organisieren. Quasi mein Weg, wie ich in diese Booking / Konzertgeschichte rein gekommen bin. Seitdem der Zusammenschluss mit Green Hell vollzogen wurde, hat sich Wankersunited im Grunde verabschiedet und das läuft jetzt alles über Green Hell Booking weiter. Ich hab halt angefangen, mit 17 Jahren Veranstaltungen zu organisieren, was zunächst alles unter diesem Label Wankersunited lief. Das hab ich dann über Jahre hinweg ausgebaut, bevor mit Green Hell Booking das nächste Kapitel kam. Es lag aber auch nahe, dass man diese ganzen Sachen zusammenschließt, nicht zuletzt als die Zusammenarbeit mit TITUS ins Rollen kam, also so Sachen wie die Skateboard WM oder die Spirit Tour.

BR: Wenn ihr nun eine Tour deutschland- oder auch europaweit organisiert, nach welchen Kriterien sucht ihr da die Clubs und Venues aus? Inwieweit muss man auch den Bekanntheitsgrad der Bands dabei beachten?

GHB: Also wichtig sind natürlich bestimmte Kapazitäten, die eingehalten werden müssen, da man den ausländischen Agenten z.B. vorher ja bestimmte Garantien liefern muss und am Ende ja auch die Kohle stimmen soll. Es geht halt nicht, dass wenn eine Band ca. 500 Leute zieht, dass man dann sagt, man geht in den nettesten Club, auch wenn der nur 200 Leute fasst. Je nach Größe der Band und der persönlichen Einschätzung des Agenten variieren die Gagen für die Bands schon ziemlich. Teilweise ist das, was manche Agenten sich so vorstellen und haben wollen, schon eher wahnwitzig. Man einigt sich dann meistens schon, aber das Geld muss letztendlich auf der lokalen Ebene eingespielt werden. Bei Newcomer Bands ist es natürlich einfacher, was die Garantien betrifft. Da muss man nicht in Vorleistung treten. Gerade bei größeren Bands ist eine Garantie aber immer Vorrausetzung. Die brauchen halt nicht mehr den Satz: „hey wir finden da schon was!“, sondern die haben genug Angebote und können sich da die besten herauspicken. Es gibt in Deutschland schon jede Menge Clubs, und auch wirklich gute Clubs, also gibt es da auch schon so eine bestimmte Auswahl, wenn man mal in die Kapazität bis 500 Leute geht. Es sind vielleicht so 20 Stück in Deutschland, die renommiert sind und wo auch im Grunde tagtäglich was läuft und die arbeiten dann auch meistens sehr professionell, so dass man natürlich versucht, seine Sachen in diese Läden zu bekommen. In Münster ist so ein renommierter Club ganz klar das Gleis22, wo sich eigentlich jeder gerne hinbucht aber wo ab einem bestimmten Punkt die Kapazität nicht mehr reicht. Im Punk/Hardcore Bereich gibt es ja das Tryptichon oder die Sputnikhalle oder das Skaters Palace. Bei manchen Bands muss man halt auch bestimmte Eigenschaften der Venues beachten, die nicht direkt mit der Kapazität zusammen hängen, z.B. die Größe der Bühne oder ähnliches. Im Punk und Hardcore Bereich ergeben sich da eher selten Probleme, aber wenn du z.b. eine Skaband hast, mit Bläsern dabei, dann muss natürlich auch die Bühne entsprechend groß sein.

BR: Kommt es vor, dass es schwierig ist, bei einer Band abzuschätzen, wie viele Leute wohl zu der Tour kommen werden, und welche Läden man entsprechend buchen muss? Zum Beispiel wenn ein aktuelles Album einer Band kurz vor der Tour durch die Decke geht und man dann in Schwierigkeiten kommt, was die Organisation angeht?

GHB: Das gibt es eher bei Bands, die schon länger im Geschäft sind. Wenn wir Angebote bekommen, von älteren Bands oder Künstlern, die wir selbst gut finden, wie z.B. aktuell ICE-T oder PRO PAIN – wie viele Leute ziehen diese Bands noch? Das ist echt schwierig und dann bist du am Ende doch froh, dass du es nicht gemacht hast, weil du hörst, dass in der Zeche Karl in Essen bei PRO PAIN doch nur 80 Leute waren. Wir hatten aber auch Glück, z.B. bei den MISFITS, wo uns jeder vor 4 Jahren gesagt hat, dass das überhaupt gar nichts mehr bringen würde und die Band doch längst im Boden verschwunden wäre. Dann hatten wir bei der Monster Rock Nacht zur Skate WM die MISFITS als Headliner und es waren 3.500 Leute da. Das war seit langem mal wieder eine wirklich erfolgreiche Monster Rock Nacht und wir haben dann anschließend eine Deutschland Tour für die Band gemacht. Auch da mussten wir die lokalen Veranstalter wieder echt oft überzeugen, dass man die Band schon noch machen kann und so. Und diese Tour war halt auch 6 Wochen im Voraus ausverkauft, jeden Abend knapp 1000 Leute. So kann es halt auch laufen, wobei es schon auch Niederschläge gibt. Man muss schon manchmal genau nachgucken und fossieren, wie viele Leute so eine Band noch zieht und vielleicht auch in der Vergangenheit gezogen hat, aber im Endeffekt hat man schon ein gewisses Risiko, was man nie ausschließen kann.

BR: Ja, ich dachte da z.B. auch an so eine Geschichte wie mit At The Drive-In, wo das Album auch so stark durch die Decke ging und dann die Clubs extrem überfüllt bzw. extrem schnell ausverkauft waren.

GHB: Ein Beispiel dafür sind auch MANDO DIAO, die wir für die Skate Board WM noch relativ günstig bekommen hatten. Die sind dann auf einmal so dermaßen fett geworden, dass sie eigentlich automatisch der Headliner über Turbonegro waren, obwohl wir sie als wir sie gebucht haben, so nicht reingeplant hatten. Da hat man natürlich im Nachhinein Glück, wenn eine Band so dermaßen abgeht.

BR: Müsst ihr euch in so einem Fall darum kümmern, dass das Konzert in eine größere Halle verlegt wird, oder macht das der lokale Veranstalter?

GHB: Wir sprechen das mit dem natürlich ab. Je größer die Halle ist, desto größer sind natürlich auch die örtlichen Kosten. Je nachdem wie dann das Risiko verteilt ist, zwischen uns und dem örtlichen Veranstalter entscheiden wir mit ihm zusammen dann im Vorfeld, ob es sich lohnt optional eine größere Halle zu reservieren, weil es ja auch nicht immer der Fall ist, dass man die dann einfach so bekommt. Wenn eine Show 2-3 Monate vorher ausverkauft ist, und wir ne größere Halle zur Verfügung haben, dann machen wir das schon. Wenn es sich nur um eine Woche handelt, dann verteidigen wir lieber das Prinzip „ausverkaufte Halle = gute Presse = kommt immer gut an“.

BR: Wie ist das, wenn tatsächlich mal eine große Lücke zwischen der Erwartungshaltung und dem Endergebnis entsteht, wer trägt dann die anfallenden Kosten?

GHB: Müssen wir zahlen als Firma. Wenn man sich dann überzeugen ließ von bestimmten Agenten und im Endeffekt zahlst du doch noch 2-3 tausend Euro drauf. Ich erinnere mich an das Ramones-Musical im vergangenen Jahr, da haben wir ziemlich viel draufgezahlt, da hatten wir keine gute Laune. Das Musical war mit Rolf Zacherl und der war auch echt cool, aber das übrige Ensemble drumherum war dermaßen drittbesetzt, sag ich mal, also das war wirklich kein tolles Musical und da kam dann auch leider keine Sau. Ich glaub in der Markthalle in Hamburg, wo 1200 Leute reinpassen, waren vielleicht 100. Wir hatten in Essen noch eine der besseren Shows, wo dann knapp 300 Leute da waren. Wir hatten eigentlich mit einem überwältigenden Feedback gerechnet, weil es halt in Berlin total abging und 5 ausverkaufte Shows hintereinander gab.

BR: Wie trefft ihr die Auswahl für Bands, die ihr im persönlichen Rooster von Green Hell Booking habt und dauerhaft betreut?

GHB: Einerseits sind das Bands, die hier direkt aus Münster kommen, andererseits sind das aber auch Bands, die wir im uns im Grunde genommen auch ausgespäht haben und wo es im gegenseitigen Gespräch dann darauf hinaus kam, dass wir uns zusammentun und über die nächsten 1-2 Jahre halt zusammenarbeiten. Wie das halt meistens dann so ist, wenn man gute Erfahrungen miteinander gemacht hat, erwartet man auch eine weitere Zusammenarbeit. Immer wenn wir neue Bands in das Booking Programm aufnehmen, versuchen wir das dann für 1 Jahr und gucken am Ende des Jahres wie es überhaupt läuft und ob man das fortsetzen kann oder nicht.

BR: Was wäre z.B. so ein Grund die Zusammenarbeit abzubrechen?

GHB: Da gibt es natürlich gegenteilige Meinungen. Einerseits muss die Band mit uns zufrieden sein, also wenn die nur meckern, warum auch immer, bringt das auch nichts. Aber wir verlangen natürlich auch von den Bands, dass die ihren Aufgaben und Pflichten nachkommen und erwartungsgemäß ihre Shows spielen, die gebucht sind. Die Verträge müssen einfach eingehalten werden und es muss mit der Absprache funktionieren. Wir hatten bislang noch keinen Fall, wo das nicht funktioniert hätte.

BR: Wahrscheinlich müssen die Bands dann auch so ein gewisses Pensum an Konzerten pro Jahr mitbringen, oder?

GHB: Mittlerweile sind, das muss man einfach mal sagen, selbst die kleinsten Bands unglaublich professionell, so wie die ganze Musikbranche, selbst im Undergroundbereich, ultraprofessionell geworden ist. Selbst die kleinste Band hat mittlerweile einen Techniker oder Tourmanager mit dabei, es gibt also insgesamt eine echt gute Vernetzung zwischen Band und Label und fast jede Band hat ja mittlerweile auch ein Management. Was für uns allerdings auch manchmal störend ist, denn die sind dann diejenigen, die uns ab und zu auch auf die Nerven gehen und bestimmte Sachen einfach überkochen. Manchmal ist es einfach besser, bestimmte Dinge mit der Band direkt auszumachen. Gerade bei amerikanischen Bands verhält es sich so, dass je mehr Köche du hast, desto schwieriger ist es bestimmte Ratschläge zu geben. Es kann auch sein, dass ein Manager mal dermaßen einen an der Waffel hat, manchmal ist die Zusammenarbeit aber auch echt gut. Teilweise gibt es das Problem, dass eine Band in Amerika unglaublich groß geworden ist und schon im Fernsehen rauf und runter gespielt wird und sich dagegen in Europa und Deutschland erstmal einen Fuß in die Tür erkämpfen muss. Das ist dann natürlich schwierig, das Leuten die 5.000 KM weit von hier entfernt sitzen, zu erklären, dass du hier noch Aufbauarbeit leisten musst. Das verstehen manche Leute halt einfach nicht.

BR: Ich stell es mir schwierig vor, einen bestimmten Vorschlag an die Band zu richten, wenn man erstmal über 3 andere Stationen gehen muss.

GHB: Ja genau, manchmal weiß man halt genau, dass eine Band die Lage richtig einschätzt, nur das Management hat Probleme damit. Das passiert meistens bei Bands, die schon sehr lange im Geschäft sind und momentan in so ein Loch gefallen sind, und das Management pocht aber immer noch auf eine bestimmte Größe, die die Band ihrer Meinung noch hat. Wie z.B. bei ner Band wie PRO PAIN, die über Jahre hinaus hier erfolgreich waren und wo mittlerweile eigentlich niemand mehr darauf abgeht. Das muss man dem Management dann erstmal erklären, während das Label das eigentlich immer ziemlich gut weiß, weil die natürlich immer genau wissen, was die von ihren aktuellen Sachen verkaufen. Die halten sich aber oft raus aus dieser Sache und schicken dann das Management vor.

BR: Gibt es ein bestimmtes Traum-Projekt, welches ihr gerne mal realisieren würdet? Eine bestimmte Traum-Tour?

GHB: Jaa, Preußen-Stadion mit THE CLASH, aber das geht ja nun mal nicht mehr. Das wäre so die einzige Band, wo ich sagen würde, das musst du unbedingt machen.

BR: Gibt es Projekte, die in einer Größenordnung liegen, die momentan vielleicht noch nicht machbar wären?

GHB: Hmm, nein eigentlich ist momentan noch alles machbar. In Münster muss sich vielleicht die Veranstaltungsebene was die Orte angeht, noch etwas ändern, da wird es langsam etwas schwierig mit den Kapazitäten, muss ich ehrlich sagen. Von der Größe her fehlt es einfach im Bereich zwischen 1500 und 2000 Leuten. Da wo es an der Grenze zum Großkonzert liegt, die großen Clubshows kannst du mit dem Jovel auch nicht mehr machen, weil es geschlossen wird und selbst da war es nur eingeschränkt möglich. So ein Laden wie das E-Werk, wo du halt im großen Rahmen noch das letzte Clubkonzert machen kannst, das fehlt noch in Münster. Es ist natürlich schwierig, weil Bands die bis zu 2000 Leute ziehen, auch meistens schwer für Münster zu kriegen sind, weil die lieber in größeren Medien-Städten spielen. Aber man sieht z.B. dass der Ringlokschuppen in Bielefeld ziemlich gut ausgelastet ist. Die haben zwar nicht jeden Monat 3-4 solcher Acts, aber so monatlich bis einmal in 2 Monaten kommen die schon auf einen Act, der die Halle mal voll macht mit knapp 3000 Leuten. Und eigentlich ist Münster insgesamt gesehen Publikumsstärker als Bielefeld, muss man einfach sagen, wenn also ein Investor hier eine solche Halle bauen würde, glaub ich schon dass das relativ erfolgreich sein würde. Der Hintergrund warum es keiner macht, liegt wohl darin, dass es in Münster schon zu viele Clubs und Discos gibt, und es ist auch so, dass man eine solche Halle nur mit monatlichen Acts nicht finanziert bekommt. Die wöchentlichen Partyprogramme müssen das letztendlich finanzieren und da hast du im Grunde genommen durch Sachen wie die Sputnikhalle, den Hafen, schon alles abgedeckt.

BR: Wie sieht es mit der Städtekonkurrenz bei der Planung einer Tour aus, wenn z.B. ein Konzert in NRW untergebracht werden soll?

GHB: Problematisch wird es eigentlich dann, wenn Konzerte im Ruhrgebiet und in Münster untergebracht werden sollen. Das geht halt nicht, weil die Entfernung zu gering ist. Köln z.B. ist eigentlich nie Konkurrenz für Sachen in Münster. Ab einer bestimmten Größenordnung spielen Bands halt ihre 4 oder 5 Shows nur noch in den größeren Städten wie Hamburg oder Berlin. In letzterem, weil dort natürlich auch viele Labels und Medienpartner sitzen. Witzigerweise funktionieren Konzerte aus dem Emo/Hardcore Bereich in Hamburg oder Berlin oft nicht so gut wie in Köln, wo in diesem Bereich zurzeit einfach alles immer voll ist. Bei der Entscheidung zwischen Ruhrgebiet oder Münster teilen wir das meistens auf nach dem Genre der Band. Im Ruhrgebiet laufen so bestimmte Studentenbands halt einfach nicht so gut. So Alternative Geschichten wie DEUS z.B. laufen im Ruhrgebiet eher schlechter. Wenn wir ne Metalcore Band haben, gehen wir natürlich lieber ins Ruhrgebiet, weil da hast du so die traditionellen Läden wie Zeche Karl und du hast auch einfach das entsprechende Publikum. Münster war halt immer so die Hardcore/Skateboard Stadt und diese Sachen laufen auch einfach wahnsinnig gut, so dass wir hier auch einige Male schon einen Tourrekord aufgestellt hatten. Z.b. bei SNAPCASE oder SATANIC SURFERS, da sind in Münster die meisten Leute auf der Tour gewesen.

Bogatzke 21.07.2006

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