Interview

Clap Your Hands Say Yeah - Frage- und Antwortspiel mit Lee Sargent

Clap Your Hands Say Yeah

Frage- und Antwortspiel mit Lee Sargent

Früher Dienstagabend an der Muffathalle in München. Der angrenzende Biergarten hat noch nicht geöffnet. CLAP YOUR HANDS SAY YEAH sind heute etwas spät dran für den Soundcheck, aber sonst läuft alles glatt. Anfängliche Bedenken, ob die Halle den voll werde und wenn nicht, ob dann der Sound leidet spielten spätestens nachdem die fünf Herren die Bühne gegen 21.50 Uhr betreten hatten keine Rolle mehr. Das Publikum feierte CYHSY.

Doch nun noch mal zurück im zeitlichen Ablauf. Zwischen Soundcheck und Abendessen fand Gitarrist Lee Sargent kurz Zeit die ein oder andere Frage zu beantworten. Teilweise etwas diffus jedoch immer charmant und freundlich stellte er sich der Sache. Scherzte hier und da schlug aber einen ernsteren Ton an, als es auf die momentane politische Lage in den USA zu sprechen kam.


Wer nun mehr wissen will, liest weiter:


BR: Ihr scheint auf eine gewisse Art und Weise immer auf Tour zu sein. Eine Art „ever touring band“

Lee: (lacht) Es fühlt sich so an.

BR: Ja, meine Frage in diesem Zusammenhang wäre, wie ihr den Kontakt mit den Leuten haltet die ihr zurück lasst?

Lee: Schwierige Frage. Man versucht sich ab und zu mit bestimmten Leuten kurzzuschließen. Der Laptop backstage ist sozusagen das neuen Kokain. Alle sitzen an ihren Laptops und sprechen mit ihren Freunden vor einer Show. Jetzt in Europa bereitet man sich darauf vor eine Show zu spielen. Und na ja deine Freunde reden über ihre Jobs. Schon irgendwie witzig. Wir sind auch nie wirklich extrem lang von zu Haus weg. Ich meine ich komme nach Hause und sehe Freunde und die Frage kommt auf, was denn so los ist. „And it’s pretty much the same shit.”

BR: Was Bedeuten Konzerte für euch? Welches Gewicht hat es für euch live zu spielen?

Lee: Ich weiß nicht recht. Momentan ist es echt interessant. Wir versuchen einen Teil der neuen Songs neu zu arrangieren um sie live zu spielen. Die Art wie wir einige von ihnen aufgenommen haben, macht es schwierig sie live zu bringen und wir wollten auch nicht dasselbe live machen. Also haben wir ein paar Dinge hin und her getauscht für die Liveshow. Bei dieser Platten wesentlich mehr als bei der letzten Platte.

BR: Welchen Song spielst du am Liebsten live?

Lee: (Überlegt lang) Ich weiß nicht so genau. Es verändert sich irgendwie immer.

BR: Es hängt also von deiner Stimmung ab?

Lee: Ja, schon.

BR: Schaust du dir Shows von anderen Bands an während ihr auf Tour seid?

Lee: Ja üblicher Weise schaue ich mir unseren Supportact an. Wir spielen ja jetzt eine Menge Festivals. Also gibt es viele Möglichkeiten sich andere Musik anzuschauen.

BR: Also hast du schon Favoriten, die du dir auf den Festivals die ihren spielen werdet unbedingt ansehen willst?

Lee: Ähm, also auf dieser Tour bin ich eigentlich nur jeden Tage neu überrascht. Ich habe keine Idee was passieren wird, oder wer spielt. Aber es ist immer nett zufällig auf Bands von daheim zu treffen. Bekannte Gesichter.

BR: Ich habe eine Frage zum Album „Some Loud Thunder“, hauptsächlich weil Alec in Interviews behauptete es sei nicht anders als das erste Album. Welchen Sinn hatte es also dieses Album überhaupt zu machen, wenn es keine gravierenden Unterschiede gibt?

Lee: Es ist anders. (lacht)

BR: Warum?

Lee: Hm, ich weiß nicht so recht. Die Songs sind anders und für mich klingt es anders. Atmosphärisch anders, es hat einfach eine andere Stimmung. Ein Bisschen dunkler.

BR: Es hat einfach einen anderen Vibe?

Lee: Yeah.

BR: Eure Band operiert ja über ziemliche Distanzen. Alec lebt in Philadelphia und der Rest von euch in New York. Wie funktioniert das? Wie teilt ihr eure Ideen?

Lee: Wir treffen uns nicht wirklich oft um Sachen zusammenzufügen. Alec setzt die Songs meist zusammen. Und wir anderen tun dann halt was wir tun im Studio. Also macht die Entfernung überhaupt nichts.

BR: In einigen eurer Texten schwingt eine gewisse Art von Fantasie und eine verschrobene Romantik mit. Eigentlich wollte ich darauf gern näher eingehen, aber das ist relativ schwierig, da du diese Dinge nicht verfasst hast.

Lee: Ja.

BR: Aber folgende Frage kannst du sicher beantworten: Ziehst du Fantasie der Realität vor, oder doch andersherum?

Lee: Soweit diese Songs gehen?

BR: Soweit das Leben geht?

Lee: Ich versuche mich Richtung Realität zu bewegen. Es ist ein Bisschen schwer.

BR: Eine andere Sache die ich bemerkenswert finde, ist die Art wie ihr eure Platten vermarktet. Da gibt es schon einen immensen Unterschied zu anderen Bands, die wohl ehr auf einen Majordeal aus sind. Ihr hingegen setzt ehr auf Independent Marketing. Worauf ich damit hinaus will: Wie wichtig ist es euch die kreative Kontrolle zu bewahren?

Lee: Ich denke es ist sehr wichtig für uns und das war es schon immer.
Aber es geht nicht nur um kreative Kontrolle, es geht auch darum nicht mit Leuten Geschäfte zu machen, wenn man es nicht muss. Dieser Punkt ist gleichwertig bedeutend.

BR: Also wollt ihr euch eure Unabhängigkeit auch in diesem Bereich bewahren?

Lee: Ja.

BR: Ich habe eine Frage zu deinen musikalischen Einflüssen. Welche Art von Musik hat dich beeinflusst? Du hast die Frage sicherlich schon tausend Mal beantwortet. Welche Musik haben deine Eltern gehört und wie hat dich das geprägt?

Lee: Als ich mich das erste Mal mit Musik befasst...Also, du weißt wie das ist... Meine Mutter hatte die Beatles auf Vinyl rumliegen und Rolling Stones und eine Menge ähnlicher Sachen. Ich war also dem ausgesetzt, schon in ziemlich jungem Alter. Und dann habe ich Heavy Metal für mich entdeckt und all dass. Aber wir hören eine Menge Dinge. Es ist ziemlich hart auf etwas genau mit dem Finger zu weisen.

BR: Du hast erklärt, dass ihr euch im Studio trefft um die Songs zu vollende. Welche Rolle hast du in diesem Prozess?

Lee: Es kommt auf den Song an. Manchmal hat Alec den Song eigentlich schon komplett beieinander. Er hat die Akkorde, die Lyrics und die Struktur... Der Rest von uns, also auch ich, ist für die akustische Untermalung zuständig ..... das was noch so passiert....

BR: Kannst du mir noch eine Kleinigkeit mehr über dich verraten? Üblicherweise bekommt man immer nur Interviews mit Alec zu lesen. Also was ist dein Hintergrund?
Warst du schon Teil anderer Bands, oder ist dies deine erste?

Lee: Ich spiele in Band seit ich dreizehn Jahre alt bin. (grinst) Und nun bin ich siebzehn. Es waren lange vier Jahre. Ich spiele nun schon seit geraumer Zeit in Bands. So wie bei anderen Dingen in die du dein Herzblut für solange Zeit gesteckt hast, ist es auch hier so dass die Idee es Vollzeit zu machen, zumindest für eine geraume Zeit schon als Anreiz dient. Es ist toll an diesem Punkt angekommen zu sein.

BR: Hast du andere Optionen, falls es doch nicht funktionieren sollte?

Lee: (lacht) Ich setzte nicht alles auf diese eine Karte...... Ok, momentan tue ich das.

BR: Momentan läuft ja auch alles gut.

Lee: Alles ist offen.

BR: Nachdem du nun „siebzehn“ Jahre alt bist. Hast du darüber nachgedacht aufs College zu gehen, oder warst du eingeschrieben?

Lee: Ja ich war auf dem College. Habe es abgeschlossen.

BR: In welchen Fächern?

Lee: Ich habe einen Master in Fine Arts und Design.

BR: Du hast also eine strahlende Zukunft vor dir, auch wenn die ganze Rock’N’Roll-Sache nicht funktioniert.

Lee: Diese ganze Sache mit der Band passierte ziemlich genau dann, als ich den Abschluss machte. Ich habe so ziemlich alles davon vergessen.

BR: Wir habt ihr euch als Band zusammengefunden? Ich habe in einem eurer Interviews gelesen, dass ihr von einem Wal in dieser Formation ausgespuckt wurdet.

Lee: Ja das ist die Geschichte.

BR: Ok, das ist also eure Geschichte?!

Lee: Nein. Wir kennen uns seit langer Zeit. Ziemlich die selbe Geschichte wie bei vielen anderen Bands auch. Man kennt ein paar Leute. Ein Typ, kennt einen anderen, der wieder wen kennt, und dass ist was passiert.

BR: Gibt es einen Unterschied zwischen dir als Künstler und dir als Privatperson?

Lee: Ich weiß nicht.

BR: Du weißt es nicht?

Lee: Nein. Ich weiß nicht, wie ich als Privatperson bin.

BR: Also bist du immer ganz Künstler?

Lee: Nein. Ich weiß auch nicht, wie ich als Künstler bin. (lacht)

BR: Du bist also nicht sonderlich selbstreflexiv oder deiner selbst bewusst?

Lee: Du bist wie andere Leute dich sehen. Und ich weiß nicht was andere Menschen sehen.

BR: Nachdem ich weiß, dass du studiert hast. Es herrscht ja besonders in Europa das Vorurteil über den kulturlosen Amerikaner?

Lee: Kulturlos?

BR: Ja, was bedeutet Kultur für dich. Würdest du dich selbst als kulturlos sehen?

Lee: Nein. Kultur ist ein Konstrukt aus Glaubensätzen, Verhaltensweisen und Ideen. Ich weiß nicht. Es gibt einen großen Teil von Amerika der an nichts glaubt........außer Gott.
Sie glauben an Gott und Amerika. Das sind die kulturlosen Menschen Amerikas. Und es gibt eine Menge von ihnen. Und dass ist auch der Grund warum wir den Präsidenten haben, den wir haben. Denn sein Glauben beruft sich auf Gott, Amerika und Freiheit. .......Das sind die Idioten.

BR: Ich höre raus, dass du nicht damit zufrieden bist, wer die USA momentan regiert.

Lee: Nein, ganz und gar nicht.

BR: Ich weiß nicht inwiefern du dich für Philosophie interessierst. Hast du eine bestimmte Lebensphilosophie, etwas wonach die lebst? Offensichtlich schließt du dich nicht dem fundamentalistischen Glaubenssystem vieler Amerikaner an. Wonach lebst du dann?

Lee: (überlegt sehr lange) Ich lebe nach irgendwas , ich weiß nur nicht wonach.

Angelika Möller18.07.2007

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