Cd-Besprechung

Zoo Army - 507

Zoo Army

507

Rockin Nation Music
  Vö: 10.03.2006

Bewertung:  5 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 4

Teeniestars haben es nie leicht. Fragen sie doch nur Heintje, Angelo Kelly oder die Hansons. Und was macht eigentlich das Whiz-Kid heute? Auch Gil Ofarim wird daran nicht vorbeikommen. Der süße Bravo-Cover-Boy mit der Gitarre war Mitte der Neunziger nicht primär dafür da, sein Talent zu offenbaren, sondern Märkte zu öffnen. Davon, dass das aber Vergangenheit ist und der Junge weit mehr zu bieten hat, soll das Debüt "507" seiner rekrutierten Zoo Army überzeugen. Im Rahmen der Erwartungen klappt das sogar erstaunlich gut, wobei man besser daran täte, erst gar keine zu haben. Dann stellt man schnell fest, dass Gil seine Hausaufgaben gemacht hat und Songs schreiben kann.

Eine Nachsitzstunde der frühen Neunziger soll "507" sein: Druckvoller, gut wie glatt produzierter Alternative Rock, der damals noch Grunge hieß und seinen wirklich faden Beigeschmack erst beim späteren Aufkommen der Klone bekam, deren Originale wie Alice in Chains, die Stone Temple Pilots oder gar noch Live u.a. daran scheiterten, sich selbst überholt zu haben. Dem folgt ein Genre, dass genauso agiert: Den Pathos zurück beschwören wollen, den man wegen später Geburt aktiv nie unbeschwert genießen durfte, die Nostalgie aufkochen und sich das Gewand der Moderne überstreifen. Erst Creed, dann Nickelback und Three Doors Down nur als Speerspitzen vertonter Posen.

Willkommen in der Zoo Army. Die legt mit "Tell Me Something" gleich in Gang 4 los, um mit dem kleinen Hit "Change" noch einen draufzulegen. Bei den straight-krachenden Strophen á la Godsmack oder Disturbed ist man erstmal ruhig. Und spürt spätestens beim folgenden "Selfish Box" (der Titel!) die Crux: Gutes Handwerk und dicke Punchlines schützen vor langweilig kurzer Halbwertszeit nicht. Klar sind Songs wie "I´m Alive" Kracher, die jeden gitarren-affinen 17-Jährigen das Standbein euphorisch auf die imaginäre Monitorbox treten lassen und die Arme gen Himmel ragen. Aber alle älteren Semester raffen sich bei altbekannten Titeln wie "Broken", "Feel" (die obligatorische Ballade), "Take Me Away" oder "Down" höchstens zu einem Gähnen auf.

So spielen Zoo Army zwar mit dem Druck und dem Vermögen auf, den sie brauchen, um auch ohne bekannten Frontmann Aufmerksamkeit zu erlangen, Gil Ofarim selbst klingt emanzipiert, braucht keine alten Vergleiche, singt dem Genre entsprechend kräftig und heroesk, diese Songorientiertheit hingegen hilft zwar für spontane Lorbeeren und ein Aufhorchen – aber am wohlwollenden Versuch, offene Türen einzurennen und platt zu machen, sind schon ganz andere langfristig gescheitert. Retrospektiv aber einen Achtungserfolg wert. Und falls Gil spontan zu einem Blockbuster-Dreh muss: kann man ja Tobias Regner fragen.

5 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof04.04.2006

TRACKLIST
01. Tell Me Something
02. Change***
03. Selfish Box
04. I'm Alive***
05. Where I Belong
06. Broken
07. Feel
08. Take Me Away
09. Never
10. Like I Do
11. Fading
12. Down
13. Left Or Right
[ *** Anspieltipps ]

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