Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Kaum etwas wird so kontrovers diskutiert wie die Musik von Wumpscut Macher Rudy Ratzinger, was garantiert nicht an der namentlichen Verbindung zum derzeitigen Papst liegt. Vielmehr hat Wumpscut traurige Berühmtheit erlangt, als die Musik mit dem finnischen Amokläufer Matti Saari und dem Satanspärchen von Witten in Verbindung gebracht wurde. Aber kann man Musik so einfach abstempeln? Nein. Und das sieht nicht nur Rudy Ratzinger so. Auf dem neusten Wumpscut Werk „Fuckit“ hat der Elektro- und Industrialmastermind sogar den provokanten Opener „Schlechter Mensch“, der Beseitigung dieser Vorurteile gewidmet, die dank der Medien provoziert wurden.
Aber einfach nur gefallen will Rudy Ratzinger mit seinem Projekt Wumpscut auch nicht. Im Gegenteil, denn die harten Elektroklänge und die zum Teil kontroversen Titel sollen neben dem menschlichen Tanzorgan auch die Gehirnzellen in Wallung bringen und zum Nachdenken anregen. Die Songs „The Boo“ und der Titeltrack „Fuckit“ sind beide treibende Clubtracks die mit einem stampfenden Beat und einer Menge tanzbarer Elemente zu überzeugen wissen. Damit sollten also die Plattenteller der DJs erst einmal wieder Zuwachs bekommen. Aber auch die folgenden Tracks wie „Cut To See How Much I Bleed“, „Achtung, Menschen“, „Autophagy Day“ und „Pooch“ lassen die Stimmung nicht abebben. Harte und treibende Industrialbeats verknüpfen sich mit ausgeklügelten elektronischen Elementen im typischen Wumpscut Sound.
„Leichenteilchen“ verlässt jedoch recht unerwartet die Schiene des Industrial und siedelt sich mehr im Bereich des EBM an, was vielleicht zu erst ein wenig gewöhnungsbedürftig klingen mag. Jedoch hat Rudy Ratzinger auch hier sein ganzes Können in die Waagschale geworfen und den harten Elektrobeat mit sphärischen Synthieklängen untermalt. Mit „Broken“ setzt sich dieser Trend fort. „Bloodbathing Tub“ vermischt dann EBM- und Industrial-Elemente mit eingängigen Clavicord-Klängen und sphärischen Passagen, die zeitweise aber eher etwas gewöhnungsbedürftig klingen.
Bei „Rumpelkammer“ bekommt der Hörer dann endlich mal eine kleine Verschnaufpause, was bei insgesamt 12 Songs auch echt nötig ist. Den Abschluss macht dann „Gulag“, bei dem immer wieder kleine russische Textpassagen eingebaut sind. Insgesamt klingt der Song im Vergleich zu denen davor düster und beängstigend – aber garantiert nicht satanistisch oder mit der Anleitung zum Massenmord gespickt.
Rudy Ratzingers Projekt Wumpscut kann man entweder nur lieber oder nur hassen. Ein Zwischendrin gibt es kaum. Wen wundert es auch, dass die Lager innerhalb der Gothic-Szene da so gespalten sind. Mit „Fuckit“ hat Rudy Ratzinger auf jeden Fall im Vergleich zum Vorgänger „Body Census“ einen ordentlichen Zahn zugelegt. Leider findet Wumpscut aber nicht ganz zu der früheren Stärke zurück. Auch nach mehrmaligem Hören fehlt einem bei dem ein oder anderen Song der Zugang sowohl zur Melodie als auch zu en grundsätzlich sehr spärlich gesäten Texten, was allerdings nicht wirklich ein Manko ist. Für Wumpscut Einsteiger ist „Fuckit“ allerdings eine gute Wahl, da sich der Hörer nicht mit zuviel verschiedenen Sounds auseinander setzen und sich dadurch nicht mit vollem Hör- und Geisteseinsatz auf die Musik konzentrieren muss. Alte Wumpscut Fans dürften allerdings eher geteilter Meinung sein – ist das Album dem einen zu monoton oder zu clublastig, so wird es den anderen kaum mehr von der Tanzfläche runter gehen lassen.
11 Punkte (von max. 15)
Kitty N., 29.03.2009
TRACKLIST
1. Schlechter Mensch
2. The Boo***
3. Fuckit***
4. Cut To See How Much I Bleed
5. Achtung - Menschen
6. Autophagy Day
7. Pooch
8. Leichenteilchen
9. Broken***
10. Bloodbathing Tub
11. Rumpelkammer
12. Gulag
13. Videotrack Bonus
[ *** Anspieltipps ]
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