Cd-Besprechung

Welle:Erdball

Chaos Total

Synthetik/SPV
  Vö: 01.09.2006

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  10.3 Punkte
Stimmenzahl: 3

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

"Hallo, hier spricht Welle: Erdball, Symphonie der Zeit.
Aus dem Äther schwingt und schwillt sie in die Ewigkeit!" so beginnt seit 1993 jede CD von Welle:Erdball,die sich als imaginärer Radiosender sehen, und deren Homepage auch tatsächlich wie ein Uraltradio aufgebaut ist.

Welle: Erdball, oftmals belächelt als Überbleibsel einer längst nicht mehr existierenden Neuen Deutschen Welle, haben sich durch ihre ganz eigene Interpretation von zeitgemässer deutscher Elektromusik erfolgreich einen Platz in der Musiklandschaft erkämpft und werden diesen mit „Chaos Total“ wieder einmal erfolgreich zu verteidigen wissen.

Nicht nur Chaos Total, sondern auch Value for Money: Mit über 20 Songs und einer Spieldauer von über 70 Minuten wird das Volumen der CD komplett ausgeschöpft.
Neben einem „Wackelbild Cover“ ist in der CD auch noch ein Autoaufkleber enthalten sowie eine DVD mit einer Welle:Erdball Dokumentation namens „Die Funkschau“.

Das Album ist nicht fürs einmal Anhören und Wegstellen geeignet: viele Spielereien ergeben sich erst beim zweiten oder dritten Hören oder beim direkten Abspielen bestimmter Stücke hintereinander. Diese kleinen technischen Spielereien sind es, die Welle:Erdball seit jeher auszeichnen. Da wird mitten drin tatsächlich gemorst, es gibt Parallelen zu Science Fiction Hörspielen und man wagt sich mit dem Cover des Serge Gainsbourg /France Gall Klassikers „Poupee de cire, Poupee de son“ auf sprachlich neues Gelände.
Allgegenwärtig ist natürlich der Einsatz des Commodore 64, der meistverkaufte Heimcomputer der Welt und Welle:Erdballs liebstes technisches Spielzeug und der als vollwertiges Bandmitglied bezeichnet wird.
(Ich erinnere mich lebhaft an den Auftritt von Welle:Erdball auf dem Amphi Festioval 2005, wo sie statt in die Fanmenge mir versehentlich die C64 Tastatur auf den Kopf schmissen...)

Unterschiedlicher könnten die Songs auf „Chaos total“ kaum sein, weshalb der Albumtitel ziemlich treffend ist.
So sind „Das Alpha-Tier“ und „Nur tote Frauen sind schön“ fast schon im Industrial Bereich einzuordnen, als Gegensatz dazu die Ballade von Graf Krolock, oder immer wieder der typisch 80er Jahre Analog Sound, in dem teilweise weibliche Vocals zu hören sind.

Welle:Erdball sind sarkastisch, tanzbar und immer wieder interessant.
Allerdings keine Musik zum einfach so nebenbei Hören.Sonst schnallt man das mit den Zustazstücken auch nicht.
Nachtrag:
Gleich nach Verkaufstart kletterte „Chaos Total“ auf Platz 77 in
den deutschen Media Control Album Charts. Glückwunsch!

10 Punkte (von max. 15)

Kristin Feldmann, 13.09.2006

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