Cd-Besprechung

Vetiver

Tight Knit

Bella Union
  Vö: 06.03.2009

Bewertung:  8 Punkte
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Letztens auf der Studentenparty in Berlin-Friedrichshain standen einige gelangweilte Partygäste mit einem Glas Bowle in der Hand im Wohnzimmer. Man sah sich um, hielt Smalltalk, wippte mit dem Kopf und wechselte das Getränk häufiger als den Gesprächspartner. Was aber hat diese Party mit dem neuen Album der US-amerikanischen Band „Vetiver“ zu tun. Auf den ersten Blick natürlich nichts, allerdings könnte eben genau diese Platte im Hintergrund dieser Party laufen und keiner würde es mitbekommen. Das muss nichts heißen, denn unaufdringliche Alben verfügen meist über eine längere Halbwertzeit und zeigen ihre wahre Schönheit erst nach dem 10. Durchlauf. „Tight Knit“ erfüllt diese Erwartung jedoch nur bedingt.
Die Band um den Mastermind Andy Capic, der alle Songs schreibt, alle Instrumente spielt und naja, eigentlich die and ist, hat sich der amerikanischen Songwriter-Tradition verschrieben. Tief verwurzelt in den Anfängen der Rockmusik. Das ist kein patriotisch eingefärbter Bruce-Springsteen-Rock, sondern das andere Amerika in der Tradition eines Bob Dylans. Capic´s moderne Version davon klingt immer noch wie einst Dylan unaufgeregt, leicht und handgemacht. Mal bluest es, mal spielt der Folk am Lagerfeuer „Rolling Sea“ klingt nach Radio-Country, während „On the other Side“ auch eine späte „Eels“-Nummer hätte sein können. Die Songs spiegeln das Amerika mit seinen Weiten, mit seinen Prärien und mit seiner Einsamkeit wieder. Das alles ist gut gemacht, hat auch genug Herzblut um zu überzeugen, verliert sich aber viel zu oft in musikalischen Leerräumen.
Bei näherem Betrachten ist „Tight Knit“ nur eine Version von vielen und plätschert recht belanglos vor sich hin. Mit „On the other Side“ und „Everyday“ gibt es auch Höhepunkte auf einer insgesamt aber sehr austauschbaren Platte. Wer den Blues-Folk fühlen will, ist immer noch gut mit Bob Dylan beraten.

8 Punkte (von max. 15)

frank fischmann, 06.03.2009

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