Cd-Besprechung
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Supergroup-Alarm! Wenn sich etablierte Musiker zusammentun, um sich auf begrenzte Zeit in eine völlig ungewohnte Richtung zu entwickeln, kommt dabei seltener als gedacht was Anständiges raus. Manchmal auch ein kranker Grindcore-Bastard. Im Falle von United Nations sprechen wir von niemand geringerem als Geoff Rickley, Mastermind von Thursday, der sich mit ein paar Kumpels zusammengetan hat. Die anderen Namen sind offiziell nicht bekannt und auf Fotos zeigt man sich nur hinter obskuren Ronald-Reagan-Masken versteckt, allerdings ist es zwischenzeitlich ein offenes Geheimnis dass der zweite große Name Daryl Palumbo lauten dürfte. Der Mann, der seine treue Glassjaw-Fangemeinde nun schon seit Jahren mit einem "bald fertigen" neuen Album hinhält, während seine anfangs erfrischende Disco-Combo Head Automatica zunehmend langweiliger wird.
Andere machen eine Kreativpause, der Morbus Crohn-geplagte Palumbo entschlackt sich durch unverständlichen Schreien, Keifen und Spucken. Unschön klingt das und passt damit hervorragend zu der übersteuerten Instrumentierung aus Gitarren- und Doublebass-Geballer. Die Kernaussagen werden in verständlicher Form von Geoff Rickleys Organ dargeboten, welcher sich in einem verstörenden Wechselspiel mit Palumbo duelliert. Radikale politische Aussagen über ein krankes System stehen hinter dieser Kakophonie und man bekommt den Eindruck, United Nations wollen die Welt nicht verbessern sondern mit einem dicken Wumms in die Luft jagen. In den Songs (deren Länge zwischen einer und dreizehn Minuten pendelt) steckt zwar immer noch mehr Struktur als hinter denen von The Locust und Noise-Konsorten, in Sachen Wahnsinn und Wut stehen sie ihnen in nichts nach. Die kurzen Intermezzi in beunruhigend stiller Form tragen ebenfalls dazu bei, dass man sich nach dem Konsum des Albums ernsthaft fragen muss, ob man ein Fall für die Geschlossene ist wenn man das hier in vielen Momenten ernsthaft gut fand.
Dass das wohl den meisten Fans gepflegter Rockmusik sauer aufstößt, dürfte klar sein. Wenn man Thursday oder Glassjaw-Fan ist, muss einem dieser Output der beiden Kreativköpfe noch lange nicht gefallen. Auch die Anhänger der wirklich groben Spielarten dürften sich vom stellenweise auftretenden Soundbrei auf die geschundenen Füße getreten fühlen. Aber faszinierend sind diese Kunstwerke definitiv, und schon der gute Dennis Lyxzen schloss auf dem Refused'schen Meilenstein "The Shape Of Punk To Come" mit den Worten "The destruction of everything is the beginning of something new". Mal sehen, ob United Nations was übrig lassen.
Die Wertung zwischen Begeisterung und Fassungslosigkeit: 9 Punkte.
9 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 09.11.2008
TRACKLIST
1. The Spinning Heart Of The Yo-Yo Lobby ***
2. No Sympathy For A Sinking Ship
3. Resolution 9
4. Model Un
5. The Shape Of Punk That Never Came ***
6. My Cold War
7. Filmed In Front Of A Live Studio Audience
8. Revolutions In Graphic Design
9. I Keep Living The Same Day
10. Subliminal Testing ***
11. Say Goodbye To General Figment Of The Uss Imagination
12. Cha-Ching!
[ *** Anspieltipps ]
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