Cd-Besprechung

Uncle Kracker - Happy Hour

Uncle Kracker

Happy Hour

Warner
  Vö: 17.09.2010

Bewertung:  8 Punkte
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Dass Matthew Shafer ein Händchen fürs Songwriting hat, wissen wir spätestens seit Kid Rock‘s 2008er Sommerhit All Summer Long, bei dem er die eine oder andere Zeile beigesteuert hat. Doch auch für sein eigenes Projekt „Uncle Kracker“ hatte er vor knapp zehn Jahren schon ein Gespür für massenkompatiblen, sonnigen Pop made in the USA. Wochenlang konnte man den Radiosender wechseln so oft man wollte, immer und überall schallte einem Follow Me entgegen und verbreitete gute Laune pur. Nun, einige Jahre später und zwei wenig erfolgreiche Alben weiter, will er es noch einmal wissen: ab dem 17. September 2010 ist das mittlerweile vierte Album mit dem Titel Happy Hour im Handel erhältlich.

Smile heißt die erste Singleauskopplung und wäre fast schon prädestiniert, der unmittelbare Hit-Nachfolger von Follow Me zu werden, jedoch verlief der Charteinstieg hier zu Lande sehr schleppend. Mit Platz 47. in der ersten Woche ist Uncle Kracker noch weit davon entfernt an seinen damaligen Erfolg anzuknüpfen, auch wenn er mit diesem Titel in den Staaten schon längst Goldstatus erreicht hat. Woran das wohl liegen mag? Schwer zu sagen, doch einer der Erfolgsfaktoren ist kaum verkennbar der Sommer, das damit einhergehende Feeling und natürlich nicht zu letzt viel Sonnenschein und gutes Wetter. Mitte September ist davon leider nicht mehr viel übrig; der Herbst hält Einzug und das leichte Sommergefühl ist vom frischen Wind weggeweht.

Nichtsdestotrotz hat das Album abseits der ersten Single noch elf weitere Songs zu bieten, die zwar melodisch gesehen fast alle auf Sunshine-Feeling getrimmt sind, textlich aber mitunter auch einmal ernstere Themen ansprechen. Corner Bar würde man allein durch den Titel ebenfalls für eine leichte, unbeschwerte Nummer halten, allerdings geht es in dem Song um das amerikanische (politische) Wesen und wie dies und die Finanzkrise das Land und die Leute getroffen haben. So erscheinen Phrasen wie „Swimmin‘ through bills like Michael Phelps“ oder „Pickin‘ through dumpsters for Ramen noodles“ nicht nur sarkastisch sondern auch zynisch. Musikalisch setzt sich dieser Titel ebenfalls von den anderen ab: Corner Bar ist eine jazzige Nummer, mit gedämpften Bläsern und einem Backgroundchor, die den Sprechgesang von Shafer untermalen.

Abwechslung vom schnöden Sommerpop bietet auch die Ballade Me Again, bei der Uncle Kracker von Jesse Lee unterstützt wird. Anfänglich akustisch und instrumental reduziert, wendet sich das Stück im Refrain, wenn Lee mit ihrer klaren Stimme einsetzt und einen wunderbar komplementären Kontrast zur herben Stimme Shafers bildet. Hier kommt zum ersten Mal auf der gesamten Platte ein wohliges Gefühl auf, welches in allen anderen Stücken, aufgrund mangelnder Intonation, größtenteils fehlt.

So gut Shafers Qualitäten als Songwriter auch sein mögen, so ungeniert bedient er sich für den Refrain von Livin‘ The Dream bei den 80er-Jahre-Legänden Whitesnake und deren Klassiker Here I Go Again und macht aus dem Song eine R’n’B-mäßige Nummer mit Elektroelementen und verzerrtem Gesang.

Komplett aus anderer Feder ist der letzte Song der Platte Mainstreet, welcher im Original von Bob Seger stammt.

Eine humoreske Seite von Uncle Kracker entdeckt man in My Girlfriend, in dem er einen fiktiven Brief an seine Eltern verfasst und darüber klagt, dass seine Freundin sich während seiner Abwesenheit mit einer anderen Frau vergnügt. Das wirklich schlimme an der Sache, so singt er, wäre nicht das Betrogenwerden, sondern die Tatsache, dass er nicht eingeladen war. Würde Alice Schwarzer diesen Song zu Ohren bekommen, würde sie Herrn Shafer sicherlich auf die Finger hauen und ihm eine Predigt halten, doch unter dem Aspekt der Kunst und Satire werden beiderlei Geschlechter über den Song schmunzeln können.

Letztendlich wäre Happy Hour bei frühzeitigerer Veröffentlichung sicherlich ein nettes Sommeralbum geworden. An besonderem Pepp und Ohrwürmern fehlt es der Platte aber in jeder Hinsicht, obwohl sichtbar versucht wurde verschiedene Facetten zu zeigen.

8 Punkte (von max. 15)

katinka roggfeld15.09.2010

TRACKLIST
01. Smile
02. Another Love Song
03. My Girlfriend
04. Livin' The Dream
05. Corner Bar***
06. Me Again
07. Good To Be Me
08. I Hate California
09. Hot Mess
10. Hey Hey Hey
11. I'm Not Leaving
12. Mainstreet
[ *** Anspieltipps ]

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