Cd-Besprechung

Uli Jon Roth

Under A Dark Sky

Steamhammer
  Vö: 19.09.2008

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  13.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Uli Jon Roth darf man wohl getrost als eine der Lichtgestalt der deutschen bzw. internationalen Musikszene bezeichnen. Mitte der 70er Jahre erwarb er sich einen Namen als Gitarrist und Songwriter der Scorpions. Anschließend gründete er die Band Electric Sun und verdiente sich seine Brötchen nach deren Ableben als Solokünstler. Bekannt geworden ist er darüber hinaus auch als Erfinder der sog. Sky-Guitar, die über einen größeren Tonumfang als eine herkömmliche Gitarre verfügt und zur Gründung des Sk-Orchestra führte, mit dem er seine Einfälle für dieses Instrument ausleben konnte.

Nach dem der CD beiligenden Info-Flyer dürfen wir uns bei „Under A Dark Sky“ nun auf das erste richtige Rock-Album seit 1983 freuen. Das liest sich soweit vielversprechend, sorgt aber beim ersten Einlagen der CD für einige Verwirrung. Denn „S.O.S“ und „Tempus Fugit“, die ersten beiden Tracks auf dem Album, klingen in etwas so rockig wie Paul Potts, der neuerdings mit seiner Interpretation von „Nessun Dorma“ die Werbeblöcke sämtlicher Fernsehsender unsicher macht. Statt rockiger Gitarrenklänge erwarten einen nämlich Orchester- und ein Chorklänge. Hierbei handelt es sich um den Sky-Choir bzw. das o.a. Sky-Orchester.

Auch wenn mit „Land Of Dawn“ dann die Weichen in härtere Gefilde gestellt werden, sollte man jetzt aber nicht erwarten, dass „Under A Dark Sky“ frühen Scorpions-Alben ähnlich klingt. Denn die Chor-/ Orchester-Einlagen sind allgegenwärtig und bilden zusammen mit elektrischen Gitarrenklängen das Fundament des Albums. Somit passt meiner Meinung nach der Begriff „Rock“ wohl nur bedingt, denn tatsächlich ist dies neben klassischen Elementen nur ein Element im Gesamtsound. Auch wenn ich für diesen Vergleich wahrscheinlich gesteinigt werde, finde ich, dass gelegentlich - wie z.B. in "Letter Of The Law" - Parallelen zu den heutigen „Rhapsody Of Fire“ sichtbar werden. Dieser Vergleich bezieht sich allerdings nur auf die hier dargebotenene Mischung aus Rock meets Orchester meets Soundtrack, die Rhapsody Of Fire in aller Bescheidenheit den Stempel "Symphonic Epic Hollywood Metal" bezeichnet haben. „Under A Dark Sky“ kommat allerdings ohne den klischeeüberladenen Pathos der Italiener aus und das ist auch gut so.

„Under A Dark Sky“ ist nichts für den schnellen Imbiss, denn das Werk beansprucht die ungeteilte Aufmerksamkeit des Hörers. Belohnt wird er dafür aber mit einem Schmelztiegel aus filigranen, verspielten Gitarrenparts, Orchester-Arragements und Chor-Elementen. Langeweile kommt da so schnell nicht auf, denn es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Und selbst überlange Songs wie „Land Of Dawn“ und „Tanz In Die Dämmerung“, die zusammen schon auf rund 30 Minuten Spielzeit kommen, vergehen wie im Flug.

Neben dem Sky-Chor und der Sky-Orchestra hat sich Uli Jon Roth eine illustre Zahl an Gastmusikern ins Studio geholt wie z.B. Mark Boals (ex-Yngwie Malmsteen, Royal Hunt) oder Liz Vandell (ex-Sahara), deren Stimmen sich sehr gut ins Gesamtkonzept einfügen. Und wenn der Meister dann mal selbst in die Saiten greift, ist ohnehin andächtige Bewunderung angesagt, denn was da aus den Boxen kommt, ist schon absolut hörenswert.

Auch wenn gerade die Solo-Einlagen für freudiges Herzklopfen sorgen, dürfte „Under A Dark Sky“ für Rock-Puristen wohl unterm Strich auf Grund des im Verhältnis zur Gitarre gleichberechtigten Orchesters deutlich zu opulent ausfallen. Wer aber offen für eine Mischung aus Rockmusik und Klassik auf hohem kompositorischem Niveau ist, wird an „Under A Dark Sky“ wohl seinen Spaß haben.

13 Punkte (von max. 15)

Jürgen , 29.09.2008

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