Cd-Besprechung

Tweaker - 2 a.m. wakeup call

Tweaker

2 a.m. wakeup call

I-Music / Rough Trade
  Vö: 07.06.2004

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  0.0 Punkte
Stimmenzahl: 0

Für all jene, die schon ungeduldig auf das nächste Werk von Trent Reznors Nine Inch Nails warten, könnte Tweakers „2 a.m. wakeup call“ die Wartezeit auf angenehme Weise versüßen. Nicht ohne Grund, denn hinter Tweaker steckt Chris Vrenna, der bis 1996 bei Nine Inch Nails für das Schlagzeug und das Programming zuständig war. Und das hört man dieser CD auch an. Natürlich sucht man die unverkennbare Handschrift Reznors hier vergeblich. Die Ähnlichkeiten sind aber dennoch nicht zu überhören: eine zum Teil düstere Grundstimmung zieht sich durch das Album. Immer wieder läuft dem Hörer ein finster pluckernder Beat oder ein bedrohliches Knistern über den Weg.

Doch „2 a.m. wakeup call“ ist beileibe kein bloßes Nine Inch Nails-Plagiat, dieses Album geht in mancher Hinsicht darüber hinaus. Da wäre zum einen die abwechslungsreiche Instrumentierung. Neben den unvermeidlichen elektronischen Elementen, kommen gleichermaßen Gitarren, ein Piano und vieles mehr zum Einsatz, was dem Album eine organische Note und Vielseitigkeit verleiht. Hinzu kommt, dass Vrenna selber keinen Gesang beisteuert, sondern anstelle dessen eine ebenso vielfältige wie interessante Schar an Gastsängern verpflichtet hat. Neben diesen Tracks enthält „2 a.m. wakeup call“ allerdings auch eine Reihe von rein instrumentalen Stücken, bei denen die düster-elektronischen Elemente überwiegen.

Da wäre etwa das großartige von Will Oldham gesungene „Ruby“, das sich langsam vom akustischen Anfang hinaufschlängelt, bis es in eine lärmende Wand verzerrter Gitarren mündet, nur um gleich wieder zurück zu schnellen und das Spiel von vorne zu beginnen. Allein dieses Stück verführt gleich zu Beginn dazu, die Repeat-Taste zu drücken. Einen ganz besonderen Gast hat sich Vrenna für „Truth Is“ eingefangen. Niemand geringeres als Robert Smith von The Cure steuert hier die Vocals bei, die ausgesprochen gut mit der schon erwähnten düsteren Grundstimmung harmonieren. Als weitere Sänger konnten David Sylvain, Hamilton Leithauser, Nick Young sowie Jennifer Charles verpflichtet werden. Hervorzuheben ist besonders das energische und abwechslungsreiche „It’s Still Happening“ (mit Hamilton Leithauser), das mit Elektro-Spielerein, verzerrten Gitarren und nicht zuletzt mit einer einprägsamen Melodie aufwartet.

Thematisch dreht sich „2 a.m. wakeup call“ über Träume, Schlafstörungen und Angstzustände. Anlass hierfür waren die Schlafstörungen von Vrennas Ehefrau, die stets um 2 Uhr in der Nacht aufwachte. Vrenna erkannte, dass um diese Zeit seine Kreativität ihren Zenit erreicht und schrieb einen Großteil des Materials für diese CD in der Nacht. Vor diesem Hintergrund allerdings kommt „The House I Grew Up In“ (mit Johnny Marr von den Smiths an der Gitarre) fast schon unverschämt sonnig daher.

„2 a.m. wakeup call“ bloß auf Nine Inch Nails Anleihen zu verkürzen, wäre also unverschämt. Dafür ist die Gästeliste zu prominent besetzt und die Songs zu abwechslungsreich. Für eine Bewertung im Bereich der Höchstpunktzahl fehlt es hier aber leider ein wenig zu oft an der emotionalen Dichte, wie etwa „Ruby“ sie aufweist. Dennoch: ein gutes Album, das nicht nur Nine Inch Nails Anhängern gefallen dürfte.

10 Punkte (von max. 15)

Martin Baum11.06.2004

TRACKLIST
1. Ruby (featuring Will Oldham)***
2. Cauterized
3. Worse Than Yesterday (featuring Mellowdrone)
4. Truth Is (featuring Robert Smith)***
5. Remorseless
6. Pure Genius
7. It’s Still Happening (featuring Hamilton Leithauser)
8. 2 a.m.
9. Movement of Fear
10. Sleepwalking Away (featuring Nick Young)
11. The House I Grew Up In
12. Crude Sunlight (featuring Jennifer Charles)
[ *** Anspieltipps ]

Leserkommentare

Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.

  • Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT