Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Tricky hat eine Vergangenheit vorzuweisen, die aus einem Hip-Hop Bilderbuch stammen könnte. Seine Kindheit verbrachte er in einem sozial niederen Stadtviertel Bristols, auch bekannt als Knowle West. Er hatte nie das Privileg an einem geregelten Familienleben teilzuhaben; seine Mutter beging Selbstmord und sein Vater war mehr oder weniger ein Fremder für den kleinen Jungen. Trotz diesem schweren Schicksal erlebte er Zusammenhalt zwischen Schwarzen und Weißen in seinem heimischen Stadtviertel. Nach seiner Kindheit wurde er jedoch mit Rassismus konfrontiert. Allerdings war die Vergangenheit des Trip-Hopers nie das wichtigste Thema in seinen Songs.
Bis jetzt. Der Titel deutet es an: Der Musiker, der auch seine schauspielerischen Fähigkeiten in einigen, wenigen Filmen zum Besten gegeben hat ( „Das fünfte Element“), schließt mit seiner Kindheit und Jugend ab indem er sie zu dem wichtigsten Thema seines neuen Albums avancieren lässt. Back to the roots.
Musikalisch ist der Tonträger aufregend. Ungewöhnlich. Alternativ. Jeder Song spiegelt eine andere Laune, eine andere Facette des Interpreten wider, dessen letztes Album bereits fünf Jahre zurückliegt. So erinnert einen „School Gates“ mit seinem angenehm akustischen Riff an Everlast, aber ohne eine billige Kopie zu sein. Vielmehr versteht es Tricky abwechslungsreiche Songs auf das Album zu packen, die trotzdem alle einen recht hohen Wiedererkennungswert besitzen. Der erste Song „Puppy Toy“ klingt soul-artig, der nächste atmosphärisch und elektronisch („ Veronica“) und der übernächste rockig, durch die anfangs im Vordergrund stehende E-Gitarre („C'Mon Baby“); ein Song, der zugleich in sämtliche Discos und Clubs passen würde. Zugegeben, nicht alles wirkt gelungen; besagtes „C'Mon Baby“ bietet nicht gerade aufregende oder gar anspruchsvolle Texte (Chorus: „Come on Baby, Baby come on“) und auch das rhytmisch ungewöhnliche „Coalition“ wirkt auf Dauer zu ungewöhnlich und macht eher einen hektischen Eindruck.
Alles in allem bleibt „Knowle West Boy“ aber eine runde Sache. Frisch. Neu. Lebendig. Eine Platte, die der einfältige Otto-Normalverbraucher in die Schublade Hip-Hop oder auch noch Trip-Hop stecken kann. Tatsächlich bedient diese Platte aber sehr viel mehr als nur eine Schublade.
11 Punkte (von max. 15)
Julia Rebold, 04.07.2008
TRACKLIST
1. Puppy Toy
2. Bacative
3. Joseph
4. Veronika
5. C'mon Baby
6. Council Estate
7. Past Mistake
8. Coalition
9. Cross To Bear
10. Slow
11. Baligaga
12. Far Away
13. School Gates
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