Cd-Besprechung

Tom Liwa Und Die Blauen Flecken - Komm Jupiter

Tom Liwa Und Die Blauen Flecken

Komm Jupiter

Ludwig (Indigo)
  Vö: 13.06.2008

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

Bittersüße Akkorde. Eine helle Männerstimme, die mehr haucht als singt. Texte von Frühlingsmond, Wintersonne und enttäuschten Erwartungen in Liebesdingen. Das ist Tom Liwa, zumindest war er's bis vor kurzem. Einiges hat sich geändert seit seinem letzten Solo-Output - offenbar war die Tour mit seinen Flowerpornoes so erheiternd, dass er kurzerhand beschloss, Leichtfüßigkeit und Humor sprechen bzw. hauchen zu lassen. Für die Aufnahmen wurden schnell noch ein paar Freunde eingeladen, die von nun an als "Die Blauen Flecken" bekannt sein sollten. Aus dem Bandnamen eine Verbindung zum Blues herzuleiten wäre wohl ziemlich abenteuerlich, musikalisch allerdings durchaus zu vertreten.

Die herzzerreißenden Chansons der früheren Alben treten auf "Komm Jupiter" deutlich in den Hintergrund. Stattdessen gibt es Geschichten, Geschichten, Geschichten. Von der bezaubernden "Henriette Gugel-Öhers, Geborene Gugel", "Crazy Tom" oder "Britney" etwa, die wahlweise in beschwingtem Songwriter-Gewand oder im genölten Blues-Timbre besungen werden. Auch die Tierwelt kommt nicht zu kurz: "Klicker der Fuchs", der sämtliche Hühner in town verrückt macht, das smarte Kätzchen, dass nach erfolgloser Wohnungssuche bei seinem Immobilienmakler einzieht oder "Der Weiße Rabe" geben Einblick in Liwa's Tierpark. Das ganze natürlich fernab von Blödel-Lyrics, selbst Songs wie "Oh Elefant" sind von tiefer Melancholie durchzogen. Textlich jedoch betritt Liwa wie bereits erwähnt neues Terrain und benutzt auch schon mal Zeilen wie "Wenn sie jemals von hier weg will/werd ich sie dran hindern/ich mach ihr einfach ein paar Kinder". Garniert wird das ganze dann noch mit Orgel und Klarinette, so dass der im Promoflyer beschworene Vergleich mit einer Mischung aus Nick Drake und Helge Schneider durchaus trefflich wirkt. Es darf gelacht werden.

Am Ende steht ein feines, deutschsprachiges Album, dessen Songs auf viele Mixtapes passen würden: Für die Freundin im leicht peinlichen Romantik-Peak einer neuen Liebe, für den 8-jährigen Neffen oder für einen Abend, der einem außer Rotwein und Zigaretten nicht viel zu bieten hat.

10 Punkte (von max. 15)

Benedikt Ernst25.06.2008

TRACKLIST
1. Wintersonne
2. Henriette Gugel-Öhers,geborene Gugel
3. Klicker der Fuchs ***
4. Wo Ludwig Adobar den Engel traf
5. Bleib bis zum Morgen
6. Muschimietz Mietvertrag
7. Jule Jusch und der Geist von Tom Glanz
8. Britney ***
9. Eh egal
10. Laber-Ex-Model-Blaus ***
11. Komm Jupiter
12. Crazy Tom
13. Der weisse Rabe
14. Oh Elefant
[ *** Anspieltipps ]

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