Cd-Besprechung
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An erster Stelle muss das Trademark dieser Band stehen: Tilly And The Wall verzichten größtenteils auf ein Schlagzeug. Soweit noch nichts besonderes, bei Singer/Songwritern gehört das ja fast zum guten Ton - jene ersetzen die Rhythmussektion aber nicht, diese Jungs und Mädchen aus Omaha schon. Durch Stepptanz. Klingt total bescheuert, wusste in der Vergangenheit aber meist zu gefallen und sah live natürlich beeindruckend aus, vor allem weil es nicht das einzige war, dass Tilly And The Wall zu bieten hatten. Zuckersüß klang ihr Indiepop schon immer, wie sollte Musik aus Omaha auch anders klingen. Saddle Creek zieht dort eben überall seine Kreise, und wer mal mit Conor Oberst in einer Band gespielt hat findet naturgemäß genug interessierte Ohren.
"O" beginnt sehr ruhig mit einer Akustikballade, die schon arg nach Jenny Lewis und Rilo Kiley klingt, mit einer durch den zweistimmigen Damenchor induzierten Portion Folk. Bei "Pot Kettle Black" kommt erstmals in der Bandkarriere so etwas wie Härte auf, denn neben den geschnürten Stepp-Schuhen krachen die Becken im Hintergrund, während die verzerrten Melodiebögen der Gitarre einen ungewohnten Kontrast zu den Engelsstimmen herstellen. Diese plärren dem Hörer am Ende sogar ein kämpferisches "Watch your back!" entgegen, Angst haben muss man allerdings kaum. Danach kehrt nämlich Homogenität ein, und Tilly And The Wall besinnen sich auf ihre Stärken. Reduzierte Instrumentierung auf bass-getragenen Popsongs, herzallerliebste Stimmen singen großzügige Chöre. In Sachen Hymnenhaftigkeit ähnelt "O" häufig den 26-köpfigen The Polyphonic Spree, nur eben mit weniger Bombast-Kram. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Triumvirat aus "Alligator Skin", "Chandelier Lake" und "Dust Me Off". Abwechslungsreich, schön, noch nicht abgenudelt. Das lässt einen dann auch über den selten dämlichen Rausschmeißer "Beat Control", einem 90'er Ace-Of-Base-Mainstream-Popsong, hinwegsehen ("Let the beat control your body!").
Das Schreiben großer Hits sprengt im Moment leider noch die Kapazitäten dieser Band, aber "O" ist definitv das ausgereifteste Album von Tilly And The Wall. Sie haben ihren Stil gefunden, und erfreulicherweise ist es zur Abwechslung mal wieder ein abgefahrener. So viel Innovation hat man von einer Indiepop-Band schon länger nicht mehr gehört.
11 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 16.10.2008
TRACKLIST
1. Tall Tall Grass
2. Pot Kettle Black ***
3. Cacophony
4. I Found You
5. Alligator Skin ***
6. Chandelier Lake ***
7. Dust Me Off
8. Falling Without Knowing
9. Poor Man's Ice Cream
10. Blood Flower
11. Too Excited
12. Beat Control
[ *** Anspieltipps ]
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