Cd-Besprechung

Tiger Lou

The Loyal

V2/ Rough Trade
  Vö: 28.10.2005

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  9.6 Punkte
Stimmenzahl: 14

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

"Früher war mehr Lametta", das pflegt Opa Hoppenstedt in dem Loriot-Klassiker "Weihnachten bei Hoppenstedts" immer zu sagen. Bei diesem Album könnte man den Satz folgendermaßen umtexten: "Früher war mehr Pop". Gern erinnere ich mich noch an absolut großartige Stücke wie "Sell Out" oder "Oh Horatio" vom Vorgänger "Is My Head Still On?". Wo es früher praktisch nur so triefte vor wunderhübschen Melodien, sind nun die Gitarren eingestiegen. Heraus kommt ein meiner Meinung nach wirklich veränderter Sound, der sich noch am ehesten mit Stücken wie "The Sound Of Crickets" vergleichen lässt.

"The Loyal", so heißt auch die erste Single vom Album, steht klangtechnisch gesehen für den roten Faden der sich konsequent durch dieses Album zieht. Skandinavische, mit Gitarren geschmückte Tracks, die mich stellenweise vom Stil her an die kraftvollen Stücke von Kristofer Aström erinnern, die klassisch leicht düsteren Herbsttracks, mit deren Unterstützung sich ein langer Herbstspaziergang untermalen lässt. Poppigstes Stück ist "Functions", was wohl noch am ehesten an frühere Werke der Band erinnert. Dank der schlichten Melodieführung fällt es auch nicht allzu schwer, schon nach kurzer Zeit beschwingt mitzusummen.
Eins der dahinmäandernsten Lieder ist ohne Zweifel "National Ave", welches auf die Lange Strecke hin doch etwas anstrengend wird, und man froh ist, dass "Ten Minutes To Take Off" den Hörer direkt wieder auffängt mit einem Mix aus Pop, Gitarren und Melodien.

Wo früher nette Popmusik hinplätscherte, reißt sich nun ein Strom durch die Klangberge und schwemmt alles weg, was früher mal war. Wirklich überzeugen kann mich das nicht. Auf lange Sicht hin anstrengend, aber vielleicht kommt bei mir doch noch irgendwann die Einsicht, dass das Album so schlecht nicht ist. Bis dahin klammere ich mich an die alten Stücke. "She went down by the water, to give us some room", so singen sie so passend in "Sell Out". Deshalb geh ich jetzt in die Badewanne und lass das ganze nochmal auf mich wirken.

9 Punkte (von max. 15)

Kathrin Grannemann, 20.10.2005

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