Cd-Besprechung

Tiamat - The Scarred Peolpe

Tiamat

The Scarred Peolpe

Napalm Records
  Vö: 02.11.2012

Bewertung:  12 Punkte
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Vertreter der älteren Generation erinnern sich vielleicht noch an den Wirbel, den Tiamat Mitte der neunziger Jahre mit ihrem „Wildhoney“-Album auslösten. Nicht nur, dass Mastermind und Sänger Johan Edlund plötzlich sein Inneres nach Außen kehrte und über höchst persönliche Themen sang – nein, gleichzeitig erfolgte auch eine musikalische Weiterentwicklung, nach der die Band sich endgültig vom Death Metal verabschiedete. Für mich persönlich war das Album seinerzeit eine Offenbarung, aber es gab etliche Zeitgenossen, die es doch ziemlich kritisch sahen, dass dieser Wechsel ausgerechnet mitten im Album stattfand und die Scheibe nach einer noch etwas härter ausgeprägten ersten Hälfte auf der zweiten Runde plötzlich mit Liebesliedern und Akustik-Gitarren aufwartete.

Doch trotz der teilweise offenen Ablehnung seitens der Fans hielt Johan Edlund konsequent an der neuen Ausrichtung fest und führte die Band zu ihrer neuen musikalischen Heimat, die irgendwo im Dunstkreis des Gothic-Rock / -Metal liegt. Mit dem letzten Album „Amanethes“ schien das Pendel allerdings wieder ein wenig zurück zu schwingen; kamen doch wieder vermehrt Deathmetal-Elemente wie z.B. die typischen growls vor. Da stellt man sich natürlich die Frage, wohin die Reise auf dem neune, mittlerweile zehnten Studioalbum „The Scarred Peolpe“ gehen mag – ist es im Metalsektor doch mittlerweile ziemlich en vogue, sich auf seine Wurzeln zu besinnen.

Doch diejenigen, die gehofft haben, dass Tiamat den auf „Amanethes“ eingeschlagenen Pfad weiter folgen würden und dabei am Ende gar ein zweites „Wildhoney“ oder „Clouds“ herauskommen würde, werden von dem neuen Album wohl ein wenig enttäuscht sein. Denn anstatt des von vielen (auch von mir) herbeigewünschten (Rück-)schritts in die Vergangenheit erweist sich die Band einmal als unberechenbar und zieht stoisch ihr eigenes Ding durch. Konkret bedeutet dies, dass sich die Band wieder mehr in die Gothic-Ecke manövriert hat, dabei aber ernster, verschachtelter und weniger eingängig zu Werke geht wie früher.

Und was soll ich sagen? Es funktioniert. Zwar hat die reduzierte Eingängigkeit des Materials zur Folge, dass man die Scheibe einige Male hören muss. Doch dann häutet sich das Album wie eine Zwiebel, legt mit jedem Durchlauf Schicht um Schicht frei und offenbart dem Hörer jedes Mal neue Details. Aus diesem Grund sollte man sich dem Album auch nur dann hingeben, wenn man a) Zeit und b) die entsprechende Ruhe dafür hat. Ist beides vorhanden, entfaltet „The scarred peolpe“ durchaus seinen Charme – auch, wenn das Album für meinen Geschmack ein paar Elektronik-Spielereien zu viel an Bord hat.

12 Punkte (von max. 15)

Jürgen 16.10.2012

TRACKLIST
1. The Scarred People (***)
2. Winter Dawn
3. 384Ekteis
4. Radiant Star (***)
5. The Sun Also Rises
6. Before Another Wilbury Dies
7. Love Terrorists
8. Messinian Letter (***)
9. Thunder & Lightning
10. Tiznit
11. The Red Of The Morning Sun
[ *** Anspieltipps ]

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