Cd-Besprechung
Leserwertung: 7.4 Punkte
Stimmenzahl: 19
Ambitioniert, ausgereift, erwachsen – das sind die Attribute, die einem durch den Kopf schießen, lauscht man dem neuen Album von THREE MINUTE POETRY. Es hat sich Ohren-scheinlich viel getan. Jugendlich-stürmischer Emocore, das war gestern. Heute ist: Feinweberei statt einfach gestrickt. Über den Tellerrand statt Genre-Scheuklappen. Clarity statt Static Prevails. Musikalische Ausflugslaune statt Probenraum-Rumhockerei. Alles Besser also im TMP-Kosmos? Let’s have a closer look.
Der Opener “tsfkars” empfängt uns als schmissiger Willkommensgruß. Wird gerne angenommen in Beinen und Gehörgang, kommt doch beim tanzbaren Abgang Freude und Vertrautheit auf. Song Nr. 4 “The Easy Way Out“ macht dann aber klar, dass da doch eine ziemlich lange Zeit seit dem Debütalbum vergangen ist. Der Refrain lässt überlegen, ob sich die Jungs von THREE MINUTE POETRY mal eben schnell in den Delorean von Doc Brown gesetzt und in den 80ern vorbeigeschaut haben, um sich von QUEEN oder anderen Prog-Pop-Rock Konsorten ein paar Gesangsharmonien und Songwritingkniffe auszuleihen. Kommt deutlich vielschichtiger als gewohnt. “Your Friends Are Pigs“ ist die Single. Riecht nach Single, schmeckt nach Single, klingt nach Single. Nach guter Single! Für die Dauerrotation im Club und im Auto-Kassettendeck.
“On Her Way“ startet mit fidelen Fidel-Gitarren. Kurzes Stutzen, dann kommen die verzerrten Akkorde hinzu. Und schon geht’s mittenrein in ein weiteres Highlight dieser Platte. Die ruhige, bluesig-melancholische Strophe, der rockig-bratzige Mittelteil und der weltumarmende Refrain, so was nennt man stimmiges Arrangement. Nach 3 Minuten und 30 Sekunden steigert sich der Song dann noch mal in ein fulminantes Ende, bei dem die Herren PALE oder JIMMY EAT WORLD ruhig mal blass um die Nase werden dürfen. Wenn das live nicht mal ne dicke Gänsehaut gibt.
Leider leider gibt es auf “We`re Gonna Need A Bigger Boat“ aber auch Momente, die das Lächeln auf den Lippen des Hörers trüben könn(t)en. “Black Magic“ wirft aufgrund seiner Kürze die Frage nach wirklicher Notwendigkeit auf. “Instrumental“ auf Position 10 mag zwar ein paar wirklich gute einzelne Parts bieten, in dieser Kombination aber ist der Song eindeutig zu lang und sperrig geraten. Die Skip Taste ruft unweigerlich. Auch die Strophe von “The Road“ gehört eher zu den ärgerlichen Momenten und der folgende Refrain vermag nicht zu verhindern, dass sie schlicht und einfach nervt.
Was bleibt übrig? THREE MINUTE POETRY ist ein wirklich überraschendes Album gelungen, dass im übrigen echt mal so was von gar nicht nach Wuppertal klingt. Für Menschen, die Lust auf Vielschichtigkeit im Songwriting und Spaß an der Weiterentwicklung einer Band haben unbedingt zu empfehlen. Für Hitzköpfe, die ausschließlich nach kurzen, knackigen Rockern suchen, könnte es eine kleine Geduldsprobe werden. Der Rezensent entscheidet sich deutlich für Ersteres!
Empfohlener Promosticker: Für Fans von PALE // JIMMY EAT WORLD // FOO FIGHTERS // FLYSWATTER // ELLIOTT
11 Punkte (von max. 15)
Bogatzke , 21.09.2004
TRACKLIST
1. Departure
2. TSFKARS ***
3. Party Of One
4. The Easy Way Out
5. Black Magic
6. Your Friends Are Pigs ***
7. Honest Song
8. On Her Way ***
9. Self Fulfilling Prophecy
10. Instrumental
11. The Concept
12. The Road
13. Safe Way Home
Gesamtspielzeit: 47:59 Minuten
[ *** Anspieltipps ]
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