Cd-Besprechung

The Sleeping - What It Takes

The Sleeping

What It Takes

Victory Records
  Vö: 27.02.2009

Bewertung:  12 Punkte
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Es läuft ja viel Alternative/Rock in den letzen Jahren, man kann es hören in den kleinen, schnuckeligen Tanzbars, wenn man wieder einmal versucht, mit dem äußeren Abwehrspieler, nassem Griff und dem Traumschlenzer vom letzten Dienstag, noch einmal seinem Erzfeind einen in die Bude zu ballern (aber wieder dieses Mittelfeld, und wenn man es doch nur könnte); und diese Musik läuft auch gut in den großen Diskos, wo man zwar oft nicht kickern kann, sich aber anderwärtig mit Fotoautomaten, der Bierauswahl oder dem Abklappern der vier Raucherecken seine Zeit vertreiben kann. Da ist die Bude oft voll.
Da rennt diese Art der Musik dann oft in die Gefahr, auf irgendeine Weise so ein bißchen was zu verlieren, ein bißchen benutzt zu werden, irgendwie zusammengestellt zu werden von Bands, die doch nur ein bißchen was verdienen wollen, ohne Herz, ohne Leidenschaft. Hört sich gut an beim ersten Mal, beim zweiten Mal dann aber schon gar nicht mehr so.
Vor allem Indierock oder ähnliche tanzlastige Musik muß dann ja auch diese Gratwanderung schaffen, zwischen einprägsam beim ersten Hören und einer gewissen Langelebigkeit der Melodien, auf die sich soviel stützt, in dieser Musikrichtung.

“The Sleeping” ist nun auch eine Indierockband (speziell: Post-Hardcore) und auf Victory Records. Kurz dazu: Victory Records war in den 90ern eines der führenden Labels für Hardcore (unter anderen liefen Hatebreed, Earth Crisis, Snapcase und die Bad Brains neben der Schnauze der Bulldogge). Vor ein paar Jahren hat sich Tony Brummel dann irgendwie in Indierock verliebt und zieht nun weiterhin viele gute Bands aus der seichteren Richtung an sich, auch hier sind wieder durchaus viele große Namen dabei (Taking Back Sunday, Count The Stars, Funeral For A Friend).
Jegliche Diskussionen um Tonys Umgang nun mal dahingestellt, Victory Records weiß sehr wohl, um welche Bands es sich zu kämpfen lohnt.

So auch um “The Sleeping” aus New York. Vielleicht kein unbekanntes Personal hier, da nach dem Zerfall der sehr guten Hardcore/90er Metalcore Combo Skycamefalling ein paar Leute (Cameron Keym, Sal Mignanio, Joe Zizzo) nicht so ganz aufhören wollten mit der Musik. Man wechselte das Genre, was schon bei so anderen Leuten durchaus sehr süße Früchte getragen hat (Refused/International Noise Conspiracy, Loxiran/Tomte), und hat versucht, die Musik zu schrieben, von der man eigentlich schon immer dachte, daß sie geschrieben werden mußte.

Wer das Vorgängeralbum „Questions & Answers“ kennt, weiß im Groben, was er beim jetzt aktuellen Album „What It Takes” zu erwarten hat. Zwar hat mit Gitarrist Cameron Keym ein wichtiges Mitglied die Band verlassen (und vielleicht damit auch ein bißchen die Stilvielfalt) aber das Ergebniss des neusten Albums ist immer noch feinster Post-Hardcore gemischt mit Indierock, wo ich das Wort Pop hier gar nicht in den Mund nehmen will. Die Sache ist sehr melodisch, sehr ohrwurmlastig und auch sehr tanzbar. All das, ohne die gefürchtete Monotonie, in der Schema A und B so im groben alles ist, was man zu erwarten hat. Anstatt ausgelutschter Klischees gibt es hier Abwechslung. Im Vergleich zum Vorgängeralbum: es gibt jetzt einen Keyboarder, und es gibt genauso viele wirklich gute Lieder.

Hier einzelne Songs rauszunehmen ist schwer, da man nicht sagen kann, das einige speziell für das Album stehen, vielleicht für den Flair, aber nicht repräsentativ für den Rest.
“You’ll Be A Corpse Before Your Time” ist ein charttauglicher Song, sehr melodisch, aber immer noch treibend genug, um den Tanzflächenboden zum vibrieren zu bringen (und mir meinen Torschuß zu versauen), sehr diskotauglich, schnelle Teile mit melodischem Zwischendrin. Dann haben wir da noch „Anyone Night Stand”, eine ganz feine Ballade. Dem gegenüber steht “Refusive Relationship”: viel rotziger, mit Gesang eher wieder ein wenig in Richtung Hardcore/Punk, so ist auch Rest des Liedes.
Was in Bezug auf die ganze Platte aber stark um sich greift, ist dieses Gefühl, dass jeder Ton, jede Lautstärke, jeder Anschlag da ist, wo er sein muß.
Bevor ein Abschnitt langweilig wird, wird gewechselt; sehr gut ausbalanciert, man merkt, wieviel Feinarbeit in dem Album steckt. Viele verschiedene erstklassige Lieder, die sich nicht gleich anhören. Das ganze bleibt trotz zwölf Liedern sehr abwechslungsreich, die Gesangsarbeit von Doug Robinson ist ausgezeichnet, im gleichen Kaliber zur Instrumentenabteilung mit ihrer sehr präzise gesetzten Gitarrenarbeit und einem dezent genutzten Keyboard. Hier ist jedes musikalische Element vielseitig, aber ohne sich in den Vordergrund zu drängen, ohne dadurch platt zu wirken. Es gibt eine ganze Bandbreite an Elementen aus dem Hardcore, Indiepop und Rock. Aus Rise Against, Taking Back Sunday und noch einer Menge mehr.

Man nehme das ehrlich-handwerkliche aus dem Hardcore, dazu die etwas poppigere, mitreißende Indierockschiene und rührt noch eine Menge Detailverliebtheit mit rein. Was dann aus dem Topf kommt ist ein Braten von musikalischem Großkaliber, leider nicht ganz so komplex und stilübergreifend wie das Vorgängeralbum, aber dafür direkter. Wie ein Schuß aus der Abwehrreihe eben.

12 Punkte (von max. 15)

stephan meyer27.02.2009

TRACKLIST
1. You'll be a corpse before your time***
2. Friday night
3. Bomb the world
4. Shallow lungs
5. Running faster***
6. Ripped dress
7. Should have let me leave***
8. He only sees where he walks
9. Refusive relationship
10. Bad religion
11. Anyone night stand
12. Deadbeast
[ *** Anspieltipps ]

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