Cd-Besprechung

The Levellers - Truth & Lies

The Levellers

Truth & Lies

Eagle Rock
  Vö: 06.06.2005

Bewertung:  6 Punkte
Leserwertung:  8.8 Punkte
Stimmenzahl: 11

Truth:
The Levellers aus Brighton, England, sind nicht nur eine Vorzeige-Selfmade-Band, sondern - und davon hat über den Ärmelkanal hinaus nie jemand was bemerkt - mit die erfolgreichste überhaupt: Mehr Platin-, Gold- und Silberauszeichnungen als jede andere Band in England, und das in der Dekade von Take That, den Spice Girls und DJ Bobo. Man betreibt ein eigenes Festival und einen Komplex in Brighton, der aus der Szene heraus schon Namen wie die Electric Soft Parade oder British Sea Power hervorbrachte. Ihre Musik war dabei niemals ansatzweise so spektakulär, wie man demnach vermuten könnte. Aber schaffte was, dass eben doch den Unterschied machte: Brachte Musik, die man einzig wegen ihres markanten und zentralen Violin- und Harmonika-Einsatz gemeinhin als Strassenecken-Gefidel böse umreissen würde, auf eine emotionalere und somit ernstzunehmendere Schiene und verknüpfte eine gewisse Punk-Attitüde - und landete ergo mit Alben wie „Levelling The Land“ im Regal diversester Hörerschaften. Dass tolle 95’er „Zeitgeist“ zeigte dann mit Alternative-Krachern wie „Fantasy“, „Hope Street“ oder dem kürzesten Chart-Entry Großbritanniens namens „Just The One“ eine einstige Bande umherziehender Musiker auf dem Zenit ihres Schaffens. Dass nacheifernde „Mouth To Mouth“ war dem Reiz des Vorgängers bereits um Längen unterlegen. Heute, anno 2005, erahnt man fast, nicht mehr umgehauen zu werden. Oder? Der Opener „Last Man Alive“ lässt doch gar freudig hoffen, dass man als Anhänger der Hochzeit hier wieder Spaß dran bekommen könnte.

Lies:
Denkste. Gleich drauf gibt’s mit „Make U Happy“ die erste Single – und einen Langweiler vor dem Herrn. Und so soll es die nächsten 40 Minuten weitergehen. Auch nach dem 12. Durchgang kein Song, der großartig erwähnenswert schiene. Einzig „For Us All“ weiß durch seine plätschernde Seligkeit irgendwie noch zu gefallen. Unterm Strich aber gewinnt das Attribut „Beliebigkeit“ hier fast eine neue Dimension. Die Stimme gniedelt weithin so wie die Geigen. Und da es natürlich trotzdem immer noch der Sound der Levellers ist, kann man dem Ganzen bestimmt auch was Gutes abgewinnen wenn man nur lange genug sucht - kann man aber auch lassen. Denn „Truth & Lies“ ist auf gesamter Länge so lebhaft eine Dose Cola auf drei Tabletten Valium.

Gute Frage nun, ob die schon immer so fad waren und dass erst jetzt zum Letzten durchsickert, oder die Jungs sich einfach schlecht selbst kopieren (oder der Rezensent nicht genug Geduld hat). Da die Erwartungen aber schon lange nicht mehr allzu hoch waren, hält sich die Enttäuschung ja auch in Grenzen. Auf Straßenfesten bestimmt immer noch genauso eine Bank wie vor 15 Jahren. Mittags auf einem sonnigen Festival bestimmt auch nach wie vor super zu zelebrieren. Mindestens auch gut um sich vom ersten Bierrausch des Tages augenschließend auszuruhen, denn belästigt wird hier keiner. Aber rocken geht dann doch anders. Der Zeitgeist scheint verflogen.

6 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof07.06.2005

TRACKLIST
01. Last Man Alive***
02. Make You Happy
03. Confess
04. For Us All***
05. Knot Around The World
06. Steel Knife
07. Wheels
08. Said And Done
09. Who's The Daddy
10. The Damned
11. Sleeping
[ *** Anspieltipps ]

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