Cd-Besprechung

The Gateway Label - The Gateway Label Speaks

The Gateway Label

The Gateway Label Speaks

The Gateway Label
  Vö: 21.07.2009

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Die nun folgende Besprechung kann man auch getrost als Katastrophenbericht aus der Informationsdiaspora werten. Denn der Begriff Information wird im Hause Gateway Label scheinbar sehr klein geschrieben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass weder online noch physisch in Form eines der CD beiliegenden Infoflyers Informationen über diese CD erhältlich sind. Der Online-Auftritt ist schlichtweg ein Witz, unter dem „About Us“-Menüpunkt erfährt man, dass „The Gateway Label“ eine sehr geheime und mysteriöse Organisation ist, die sich als privates und unabhängiges Musik-Label dem Zweck verschrieben hat, der Welt die Botschaft von „The Gateway“ nahezubringen. Anschließend erfolgt eine Aufzählung der an dieser Scheibe beteiligten Künstler, die sich – um das Ganze noch mysteriöser und geheimer zu machen – natürlich Pseudonyme zugelegt haben, sich dabei zwar als außerordentlich erfinderisch erweisen, aber mit Namenskreationen wie z.B. „Mutant Unknown“, General Dream Poet“, The Brutal“, „The Mafioso Of Murderapolis“ oder „Nightmare Man“ nicht über Kindergarten-Niveau hinauskommen.

In die Rubrik „ streng geheim und mysteriös“ fällt sicherlich auch die Antwort auf die Frage, ob es sich bei der hier vorliegenden Veröffentlichung nun um ein reguläres Band-Album oder um einen Sampler handelt. Dankenswerterweise stehe ich mit dieser Frage nicht alleine da, denn auch bei diversen Online-Shops scheint man sich darüber nicht im Klaren zu sein und verkauft die CD mal als das Eine und mal als das Andere. Vom oben zitierten Online-Auftritt ausgehend hätte ich zunächst vermutet, dass mit der Scheibe die bei „The Gateway Label“ unter Vertrag stehen Künstler promotet werden sollten, was zu einer Eingruppierung unter Various Artists führen würde. Das Booklet der CD offenbart jedoch, dass für den musikalischen Teil eine einzelne Person (Eutrophic) verantwortlich ist und sich der Beitrag aller anderen „Künster“ auf Vocals zu beschränken scheint. Dies würde dann die zuvor aufgestellte Sampler-Theorie zunichte machen. Ich für meinen Teil bleibe daher bei Letzterem und gehe im Nachfolgenden mal davon aus, dass eine Gruppe namens „The Gateway Label“ hinter dem Album steht, die ihr Kind „The Gateway Label Speaks“ getauft hat.

Kommen wir nun zu einem weiteren Mysterium: Der Musik. Nach der Myspace-Selbstdarstellung handelt es sich um ein Gebräu aus experimenteller Musik, Industrial und Trip Hop. Was auch immer es ist oder sein soll: Ich habe selten - nein nie – einen derartig stumpfsinnigen und monotonen Schwachsinn gehört. Habe ich vorhin in Anbetracht der Pseudonyme noch von Kindergarten-Niveau gesprochen, so komme ich mittlerweile mehr und mehr zu dem Schluss, dass hinter „The Gateway“ tatsächlich eine Kindergartentruppe – bestenfalls eine Grundschulklasse - stecken muss, denn was hier an aufgefahren wird, spottet sämtlichen Beschreibungen. Ich weiß gar nicht, warum Eurtrophic hier überhaupt mit den Credits für die Musik bedacht wurde, denn das Programmieren der monoton-gleichklingenden Beats sowie der gelegentlichen Effekte mit C-64-Nostalgiecharme bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung und dürfte selbst nach einer erfolgreich durchgeführten Lobotomie keine große Herausforderung darstellen. Dazu passend servieren einem die restlichen Herrschaften mal einzeln, mal im Kollektiv (abhängig davon, wie viele Kinder mal gleichzeitig aufs Klo durften) einen „Gesangs-„brei, der diese Bezeichnung vollauf verdient. Mal klingt es einfach nur , als ob da jemand eine eigentlich auf 45rpm abspielbare LP einfach auf 33rpm wiedergibt (das sorgt für die nötige Tiefe in der Stimme unserer Kindergartenklasse), mal scheint zwischen Mund und Mikro noch Muttis selbstgestrickter Wollpulli zu stehen, um die gewollte Dumpfheit hinzubekommen.

Im Grunde genommen fällt „The Gateway Label Speaks“ unter das Waffengesetz, denn die CD ist ganz klar ein Fall von schwerer Körperverletzung (The Mafioso Of Murderapolis reckt jubelnd die Hände hoch); in den falsch Händen – sprich im Ghettoblaster im öffentlichen Nahverkehr – sogar eine Massenvernichtungswaffe (The Brutal fällt triumphierend ein, fasst The Mafioso Of Murderapolis an den Händen und startet einen Ringelreihentanz). Besonderen Sadismus beweisen die Spießgesellen zudem dadurch, dass sie – getreu dem Motto „Nicht kleckern, sonder klotzen“ gnadenlos beinahe die komplette CD-Kapazität ausnutzen, deren Spielzeit somit die 70-Minuten Marke nach oben durchbricht.

Gehässige Zungen würden jetzt behaupten, dass die Pseudonyme auch daher stammen könnten, dass sich die „Band“ in Anbetracht der Qualität ihrer „Musik“ nicht mit ihren bürgerlichen Namen auf die Straße traut. Zugegeben, eine Erklärung für die Geheimniskrämerei wäre es, aber ich bleibe lieber bei meiner Kindergartentheorie. Dafür spricht (einmal mehr) auch der Online-Auftritt, der zwar keine Informationen bereit hält, dafür aber nicht mit Warnhinweisen geizt, für die die lieben Kleinen sicherlich ein lang-andauerndes Brainstorming abhalten mussten.

Diese Scheibe ist jedenfalls ein echter Insider-Tip für all diejenigen, die – aus welchen Gründen auch immer – auf das Millionenerbe ihrer Erbtante verzichten wollen, aber nicht wissen, wie sie das richtig rüberbringen können. Legt die CD ein und um den Rest braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen. Höchstens darüber, ob das Tantchen nach dem „Genuss“ der Scheibe noch lange genug lebt, um ihr Testament ändern zu können. Aber – und General Dream Poet würde jetzt sicherlich weise sein Haupt neigen – wer wagt, der nicht gewinnt. Ich für meinen Teil wage mal die Prognose, dass diese CD keine weitere Umdrehung in meinem CD-Schacht hinlegen wird und ich wohl lange suchen müsste, um ein ähnlich unterirdisches, diletantisches und debil-klingendes Album wie das hier besprochene zu finden

1 Punkte (von max. 15)

Jürgen 03.08.2009

TRACKLIST
1. Plunder
2. Limitless
3. Evolution
4. The Untolds
5. The Unfolding
6. Power & Purpose
7. Who We Are
8. The Corruption
9. Memories
10. Obliterating Galaxies
11. The Rotting
12. Unseen
13. Suspended
14. Self-Ruling
15. Sone Veins
[ *** Anspieltipps ]

Leserkommentare

The Gateway Label - The Gateway Label Speaks (Cd)

Geschrieben von moviecut am 12.08.09 um 19:49 Uhr

geil! erst hab ich gedacht "ach, total übertrieben, so schlimm kann das ja nicht sein". nun bin ich gerade auf der myspace-seite und komme ausm lachen nicht mehr raus. kennt ihr noch diese magix music maker? da hat wohl jemand einfach 2-3 spuren ohne irgendwelchen rhythmus zusammengeklickt. wahnsinn. unsinn. antisinn.
minimalistischster, dilettantischer musikdadaismus triffts glaub ich

danke auf jeden fall fürs review!

moviecut

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Anmeldungsdatum: 05.09.06
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