Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 2
The American Adventure ist nach dem 2002er Debüt Holes in the Wall das zweite Album der beiden Brüder Alex und Thomas White aus dem englischen Brighton. So weit, so unspektakulär. Wenn man aber hört, dass die Protagonisten gerade mal 19 bzw. 21 Jahre alt sind, dann wundert man sich schon ein wenig. Hört sich die Musik von The Electric Soft Parade doch so gar nicht nach einem juvenilen Testosteron-Schub an. Diese Platte kommt so unverschämt reif und überlegt daher, dass sich der Hörer selbstkritisch fragt, welche Sandkastenspiele man selber in jenem Alter wohl noch betrieben hat.
The Electric Soft Parade bieten stets durchdachten und abwechslungsreichen Indie-Pop bzw. Rock. Da gibt es Stücke wie Things I've done before, das mit überraschend kräftig rockenden Gitarren den Beginn der Platte markiert, dann aber unvermittelt in einen klavierumspülten beschwingten Mittelpart umschlägt. Psychedelisch, ja fast schon bedrohlich, säuselt dann der Anfang von The Wrongest Thing in Town durch die Boxen. Sekunden später aber ist alles anders und das Lied erweist sich als ein sentimentaler Ohrwurm bis es schließlich in einem von Streichern untermalten Crescendo dem Ende zufließt. Unmittelbar darauf rütteln verzerrte Gitarren in Lose Yr Frown den Hörer wieder auf und man wähnt sich in den 60er Jahren wenn dann auch noch die Hammond-Orgel herausgekramt wird, bevor erneut ein unbeschwerter und melodieverliebter Refrain für den von dieser Band so geliebten Kontrast sorgt.
Das siebenminütige Titelstück The American Adventure setzt dem Ideenreichtum auf diesem Album dann die Krone auf. Fünf Minuten lang pendelt das Lied zwischen verschiedenen Parts hin und her. Bisweilen fühlt man sich an die Arrangements der Flaming Lips erinnert: blubbernde Bässe, hier und da ein wenig Gefiepse, gefolgt von einem choralartigen Gesang bevor das Lied endgültig absäuft nur um Sekunden später aus dem Kokon zu schlüpfen verwandelt in ein nettes Indie-Pop-Stück, wie es auch Pavement oder Dinosaur Jr. nicht besser hätten schreiben können. In der Gesamtheit ist das bestimmt nicht radiotauglich, dafür aber umso sympathischer.
Am Ende wird man dann noch zu ein wenig Nachdenklichkeit und Schwermut eingeladen. Existing is easy, living is hard heißt es da in Existing, das einen melancholischen Schlussstrich unter diese Platte zieht.
Das stete Wechselspiel von Laut und Leise, Freude und Melancholie, großartigen Melodien und versteckten Spielereien das ist es, was diese Platte ausmacht. Unbedingt und nachdrücklich zu empfehlen.
13 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 02.05.2004
TRACKLIST
1.Thing's I've Done Before
2.Bruxellisation
3.Lights Out
4.Wrongest Thing In Town
5.Lose Yr Frown
6.The American Adventure
7.Chaos
8.Headacheville
9.Existing
[ *** Anspieltipps ]
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