Cd-Besprechung

The Dead 60's - The Dead 60's

The Dead 60's

The Dead 60's

Sony BMG / Deltasonic Records
  Vö: 23.09.2005

Bewertung:  6 Punkte
Leserwertung:  6.9 Punkte
Stimmenzahl: 9

Der Sommer geht zu Ende. Und zwar ein GROSSER Sommer – zumindest musikalisch gesehen. Die Welle von phantastischen Bands aus Großbritannien, die in wenigen Monaten über Kontinental-Europa schwappte (darf man das überhaupt noch Schreiben nach Tsunami und New Orleans?), war und ist immer noch beeindruckend. Vorne weg natürlich Oasis, die ihr „(What’s The Story) Morning Glory“ nach hartem Kampf knapp vor Blurs „The Great Escape“ in den Englischen Charts platzieren konnten. Oder Pulp mit einer Platte für die Ewigkeit („Different Class“) - genauso wie Supergrass, Gene, Catatonia und die Manic Street Preachers. Langsam wird es aber Herbst. Und das nicht nur klimatisch gesehen. Denn mit Ocean Colour Scene oder Cast kommen nun Bands auf den Markt, auf die eigentlich keiner gewartet hat. Die nur nachspielen, was die anderen ihnen so formidabel vorgemacht haben.

Ooops, Entschuldigung. Da sind wir wohl im falschen Jahr gelandet (in den, ähm, Dead 90’s sozusagen). Aber die „Großwetterlagen“ ähneln sich nun mal aufs Erstaunlichste. Dieses Mal sind es eben Art Brut, Maximo Park, Hard-Fi, The Futureheads und Kaiser Chiefs, die die Messlatte gelegt haben, und die irgendwie Zu-spät-Gekommenen sind The Dead 60’s.

Natürlich sind die Dead 60’s „neu und frisch“ – wie sie selbst sagen (müssen) – „und machen es anders als die anderen“. Und sagen dies nicht nur, sondern versuchen auch so zu handeln, indem sie sich beispielsweise lange weigerten, in ihrer Heimatstadt Liverpool aufzutreten. Als würde das einen Unterschied machen. Denn was zählt, ist die Musik. Und die langweilt zu großen Teilen.

Bereits der Opener „Riot Radio“ vermag nicht richtig mitzureißen, obwohl er auf Gesamtsicht noch zu den besseren Tracks gezählt werden muss. „A Different Age“ versucht dann zu zeigen, dass die Dead 60’s irgendwie dazugehören, also rocken. Auch das schlägt fehl. Spätestens im dritten Track wird die Richtung für das Album dann endgültig festgelegt und man merkt, wohin die Reise geht. Ziemlich Reggae- und Dub-lastig, immer wieder durchzogen mit teilweise abgedrehten Punk-Anleihen. In guten Momenten erinnert das an The Clash, in schlechten (also den meisten), fällt es schwer, nicht einzunicken.

Mit dem von einer wunderbaren Orgel vorangetragenen „Ghostface Killer“ gibt es dann aber doch noch wenigstens einen Hit. Unverständlich bleibt trotzdem, warum sie sich von ihrer Liverpooler Szene derart abgrenzen. Denn so viel anders als die anderen (Zutons, Coral, Bees) sind sie eigentlich nicht (wenn auch ein bisschen schlechter), und mit „Dreaming Of You“ von The Coral kann „Ghostface Killer“ auch fast mithalten.

Natürlich wird sich das Album der Dead 60’s trotz allem gut verkaufen, gewissermaßen mitgerissen von der großen Welle. Aber sie werden die ersten sein, die nach dem „heißen“ Sommer der großen Briten und spätestens dann, wenn das „Next Big Thing“ vor der Türe steht, in Vergessenheit geraten.

Hört heute eigentlich noch jemand Ocean Colour Scene oder Cast???

6 Punkte (von max. 15)

Daniel Höfelmann07.10.2005

TRACKLIST
1.Riot Radio
2.A Different Ace
3.Train To Nowhere
4.Red Light
5.We Get Low
6.Ghostface Killer***
7.Loaded Gun
8.Control This
9.Soul Survivor
10.Nationwide
11.Horizontal
12.The Last Resort
13.You're Not the Law
[ *** Anspieltipps ]

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