Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.5 Punkte
Stimmenzahl: 2
Kaum sind die ersten paar Minuten dieses Albums verstrichen, schon fragt man sich verwundert, in welchem Jahrzehnt man sich eigentlich befindet. Handelt es sich hier um irgendein Re-Release eines alten Byrds Albums? Bringen die Beatles unter Tarnnamen eine Kompilation bis dato unveröffentlichter Stücke heraus? Oder handelt es sich gar um ein lange verschollenes und nun ausgegrabenes Tape einer britischen Schülercombo aus dem Jahre 1969? Der eilige Blick auf die Rückseite der Hülle beweist das Gegenteil. „Free The Bees“ entstammt tatsächlich dem Jahre 2004 und auch die beiden Protagonisten der Bees - Paul Butler und Aaron Fletcher - haben keine Vergangenheit als Blumenkinder.
Der Umstand, dass sich die Bees so ganz im Hier und Jetzt bewegen, hält sie aber mitnichten davon ab, auf ihrem zweiten Album ganz kräftig an der Zeitgeist-Rückdreh-Maschine rumzuspielen. Das Resultat ist angenehm abgedrehter Sixties-Pop, der an manchen Stellen beinahe noch eindeutiger nach den 60er Jahren klingt, als es bei so manchen Originalen der Fall ist. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die von der Isle of Wight stammende Band für die Aufnahmen die bereits von den Beatles frequentierten Abbey Road Studios bezogen.
Die ersten Sekunden des beschwingten Openers „These Are The Ghosts“ rufen noch die Beta Band ins Gedächtnis, bevor im Refrain die Zeitreise dann endgültig beginnt und die Bees gleich einer ganzen Reihe an 60er Ikonen huldigen. Das nachfolgende „Wash In The Rain“ steht dem in nichts nach. Hammond-Orgel, Wah Wah- und Klaviersoli schleudern den Hörer für gut drei Minuten um einige Jahrzehnte zurück. „No Atmosphere“ erinnert an die bluesige Spätphase der Doors, ist allerdings ein bisschen weniger düster.
Wirklich lustig ist auch das energiegeladene bis chaotische „Chicken Payback“ geraten. Imitierte Tierstimmen setzen der ohnehin schon überdrehten Stimmung die Krone auf. Kurz darauf folgt mit dem instrumentalen „The Russian“ wiederum ein interessantes, dub-lastiges Stück. Und mit „I Love You“ enthält dieses Album auch noch einen richtigen Schmachtfetzen mit herrlich schmierigem Hintergrundgesang.
Für meinen Geschmack ist „Free The Bees“ der Langeweile also gänzlich unverdächtig. Innovation oder auch nur neue Ideen sucht man hier aber leider trotzdem vergeblich. Für viele dürfte der Griff zu den „Originalen“ daher näher liegen. Wem aber Originalität nicht so wichtig ist und wer von Popsongs im Stile der Beatles, Byrds oder der Beach Boys auch nach gut 30 Jahren noch nicht überdrüssig ist, dem sei „Free The Bees“ ans Herz gelegt.
10 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 30.06.2004
TRACKLIST
1. These Are the Ghosts ***
2. Wash In The Rain ***
3. No Atmosphere
4. Horsemen
5. Chicken Payback ***
6. The Russian
7. I Love You
8. The Start
9. Hourglass
10. Go Karts
11. One Glass of Water
12. This is The Land
[ *** Anspieltipps ]
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