Cd-Besprechung

Soundgarden

Live on I-5

AM Records
  Vö: 18.03.2011

Bewertung:  10 Punkte
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Was soll man davon halten? 14 Jahre nach der Trennung nun die Reunion. Eine der innovativsten Bands der 90er Jahre hat die Gitarren entstaubt, die Converse wieder geschnürt und brennt darauf wieder Musik zu machen. So lautet die romantische Version der Geschichte. Die andere Seite der Medaille, das ist die wirtschaftliche. Soundgarden sind immer noch vier Menschen, die von etwas leben müssen und Soundgarden ist auch eine Marke. Nun wollen wir den Herren Cornell, Thayil, Shepherd und Cameron keinesfalls unterstellen geldgeile Pragmatiker zu sein. Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass hier etwas falsch läuft. Denn seit der Nachricht der Wiedervereinigung tuen die Plattenfirma und die Jungs selber alles dafür, um wieder in das Gedächtnis der musikhörenden Masse zu gelangen und das mit den schlecht möglichsten Mitteln: Erst das Best-Of-Album mit einem (semi-) neuen Track („Black Rain“) und nun dem Live-Album „Live on I5“. Klingt schwer nach Ausverkauf....

Gehen wir die Sache mal unvoreingenommen an. Die Aufnahmen sind einigermaßen historisch. 1996 tourten Soundgarden auf dem Zenit ihres musikalischen Erfolgs durch die USA. Es sollte die letzte USA-Tour der Band sein. Das dies niemand ahnte, davon zeugen die Notizen von Adam Kasper (Co-Produzent der „Down on the Upside"), die Songs auf Tour aufnahm. Er schreibt von einer unvorstellbaren Energie und der Einzigartigkeit der Band. Und damit hat er leider nur teilweise recht.

Der erste Eindruck: Eine ausgewogene Songauswahl der Band, wobei Songs der ersten beiden Alben komplett fehlen. Dafür ist das dritte (und beste) Album „Badmotorfinger“ von 1991 stark vertreten unter anderem mit dem grandiosen „Sleeping with my good eye closed“, dem hypnotischen „Jesus Christ Pose“ und dem wuchtigen „Rusty Cage“. Dazu die Hits der Superunknown (unvermeidlich „Black Hole Sun“) und die sehr ausgeklügelten Tracks der „Down on the Upside“.

Die Aufnahmen zeigen zum einen die Ausnahmestellung der Band, die zwar ihren Erfolg der Grunge-Welle verdankte, musikalisch aber bei weitem besser war als Nirvana und Co. Die exotischen Gitarrenstimmungen, die komplexen Takte des Matt Cameron und die melodischen Bassläufe des Ben Shepherd. Soundgarden waren Metal, Progrock, Punk, die Led Zeppelin der 90er. Auch das hört man in den Aufnahmen: Alle Musiker sind grandios an ihren Instrumenten, die Songs sitzen. Brachial bis sinnlich kommen die Songs aus den Boxen.

Zum anderen deutet sich an allen Ecken und Enden die Zerbrechlichkeit der Band an. Cornell müht sich sichtlich ab, die Höhen seiner außergewöhnlichen Stimme zu erreichen und liegt nicht nur einmal daneben. Die Stimmprobleme während der Tour waren Ausdruck des Seelenlebens der ganzen Band. Es konnte nicht so weitergehen. 1997 dann das unvermeidliche Ende.

So bleibt die Live-Platte ein Zeugnis einer wundervollen Zeit mit einer noch besseren Band mit all ihren Höhen und Tiefen.

10 Punkte (von max. 15)

frank fischmann, 11.04.2011

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