Cd-Besprechung
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Für ihr Debütalbum "Meine Wucherung" haben Shrike gerade nal sieben Proben benötigt, für den Nachfolger "Hinab in die vertraute Fremdheit" haben sich die Jungs dann offenbar ein wenig mehr Zeit genommen, da zwischen beiden Alben knapp sieben Jahre liegen. Ein Grund dafür war allerdings auch, dass die Band bereits kurz nach dem Debüt für knapp drei Jahre auf Eis gelegt wurde und erst 2009 wieder reaktiviert wurde. 2011 stieß Bassist Fabi zu den Berlinern, die sich seitdem als Quintett durchschlagen.
Die Band versteht sich als Black Metal-Band, was stilistisch sicherlich korrekt ist, aber zumindest in der Hinsicht von der gängigen Norm abweicht, als dass Shrike in ihren Texten religöse und politische Aspekte vollkommen außen vor lassen und sich insbesondere vom NSBM klar zu distanzieren. Somit darf man die Musiker in den kleinen Topf der Überzeugungstreter einsortieren, die Dinge machen, weil sie dahinter stehen und nicht, weil sie gerade angesagt sind. Ein solche Haltung erfordert die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen, passt aber sehr gut zum Bandnamen, der an eine Dan Simmons-Romanfigur angelehnt wurde, die dort als unberechbares Wesen fungiert, das zeitlos seine Umwelt beeinflusst, sich selbst aber nicht beeinflussen lässt. Spätestens jetzt werden sich wohl viele Leser auch nicht mehr über den widersprüchlich bis paradox klingenen Albumtitel wundern.
Rein von der Länge ihrer Songs her betrachtet hätten Shrike sich vermutlich auch gut als Doomband gemacht, da mit Ausnahme des zweiminütigen Instrumental-Openers "Der Morgen" kein Song unterhalb von fünf Minuten ausläuft. Standard sind hier eher sechs bis acht Minuten - in der Spitze sogar deutlich über zwölf. Dementsprechend kommt das Album trotz einer recht überschaubaren Tracklist von lediglich acht Songs auf eine Spielzeit von annährend einer Stunde. Die Band setzt konsequent auf deutschsprachige Texte, was sich ja gemeinhin nicht immer qualitätsverbessernd auswirkt, hier aber - trotz eines gewissen intellektuellen Anspruchs - weitab jeglicher Peinlichkeit bleibt. Auch das Songwriting ist abwechslungsreich und stimmig ausgefallen, lediglich bei der Produktion sind vermutlich auf Grund des überschaubaren Produktionsbudgets Abstriche zu machen - wobei ich nicht ausschließen möchte, das dies evtl. auch so beabsichtigt war.
Mich persönlich haben die Jungs jedenfalls überzeugt - auch wenn ich am Ende für die etwas bescheidene Produktion zwei Pünktchen abgezogen habe. Wer auf unkonventionellen Black Metal steht und im Hinblick auf Texte mit geistigen Tiefgang nicht gleich allergisch reagiert, der sollte "Hinab in die vertraute Fremdheit" unbedingt mal antesten. Kaufinteressenten sollten dabei die Konzerte der Band nutzen, da das Album dort für lediglich fünf Euro erhältlich ist. Über einen Onlineshop verfügen Shrike derzeit scheinbar nicht, daher sollten diejenigen, bei denen es mit einem Konzertbesuch aus räumlichen oder terminlichen Gründen nicht klappt, mal direkt an die Band herantreten und somit die (zumindest derzeit) um ein Vielfach höhere Preisaufrufe des Handels umgehen.
10 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 21.06.2013
TRACKLIST
1. Der Morgen
2. Der Tag
3. Der Abend (***)
4. Die Dämmerung
5. Der Traum
6. Die Zeit (***)
7. Zeitlos
8. Schmerzen (***)
[ *** Anspieltipps ]
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