Cd-Besprechung

Schwarz auf Weiß

Hurra, System!

Paul! (Rough Trade)
  Vö: 02.11.2004

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  11.4 Punkte
Stimmenzahl: 240

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ausgerechnet aus Bremen kommt die erste ernstzunehmende Konkurrenz für die Hamburger Agitpop-Helden Superpunk. Dass letztlich die Hamburger die Nase vorn behalten, liegt einfach daran, dass Schwarz auf Weiß auf ihrem mittlerweile dritten Album „Hurra, System“ über weite Strecken wie eine Superpunk-Kopie klingen. Angefangen beim leicht verzerrten Gesang über die messerscharfen Bläsersätzen bis hin zu den sozialkritischen Texten. Auch stilistisch ist man auf gleicher Höhe und macht „einen Bastard aus Soul-, Punk- und Garagenhymnen“, um es mal mit den Worten der Plattenfirma zu beschreiben.

Jetzt aber genug der Vergleiche mit Superpunk, denn Schwarz auf Weiß haben auch ihre eigenen Stärken. Vor allem textlich. Da wird in „Nero Burning Deutschland“ über den neuen Modetrend Nationalismus gelästert: „schwarz, rot, gold sind nicht mal alles Farben / Und ganz bestimmt kein Modetrend“. Und auch unreflektierter Retro-Wahn bekommt sein Fett weg: „Retro – das ist Retro / Nach Hintergrund wird nicht gefragt“. Nicht immer aber ist der Sinn parolenhaften Textcollagen so eindeutig zu deuten. Oftmals bleibt selbst der aufmerksamste Zuhörer ratlos zurück.

Aber sei’s drum: die auf „Hurra, System!“ vertretende Mucke ist dank cooler Refrains und wahnwitzigem Tempo, das trotzdem musikalische Nuancen zulässt, in erster Linie sowieso für die Tanzfläche oder den Live-Club geschaffen. In diesem Sinne: „Weg vom Plastik (zurück zur Musik)“.

10 Punkte (von max. 15)

Sven Rindfleisch, 25.10.2004

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