Cd-Besprechung

Salako - The Story Of Our Life So Far

Salako

The Story Of Our Life So Far

Tablature Records / Cargo
  Vö: 16.08.2004

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  0.0 Punkte
Stimmenzahl: 0

Muss man Salako unter Umständen böse sein? Tragen sie Mitverantwortung an einer der größeren Katastrophen der Musikgeschichte der letzten Jahre? Genauer formuliert: eine Mitverantwortung an der Auflösung der grandiosen Pavement? Niemand geringeres als Salako mimten die Vorgruppe für die letzte Tour von Pavement, an deren Ende sie sich nach ihrem Auftritt in der Londoner Brixton Academy endgültig auflösten. Viel Grässliches hat man schon über die zersetzende Wirkung von Vorgruppen auf die Bandharmonie so mancher Haupt-Acts hören und lesen müssen. Ein wahrlich finsteres Kapitel im Musikbusiness.

Naja, wollen wir mal den Stuss ein wenig beiseite schieben und Handfesteres in das Zentrum der Aufmerksamkeit der geschätzten Leserschaft rücken. Für eine etwaige Kausalität zwischen dem Split von Pavement und der Anwesenheit der Band Salako bestehen ohnehin keine Anhaltspunkte. Salako – das ist also eine weitere englische Band. Nicht Manchester, nicht Liverpool, nicht London, nein, Kingston upon Hull ist der Heimathafen der sympathischen Musiker, ein Ort zu dem die Band – wie sich noch zeigen wird - offenbar eine intensive Beziehung pflegt.

1998 brachte man auf Jeepster Recordings ein erstes, noch im Schlafzimmer aufgenommenes, Album heraus. Das Drittwerk der Band ist das nun vorliegende Album „The Story Of Our Life So Far“. Musikalisch klingt das nach gepflegter britsicher Pop-Musik mit Indie-Einschlägen. Gespür für schöne Melodien wird hier flankiert vom teils kreativen Einsatz von Streichern. Befand man sich gewisse Zeit ja auch bei Jeepster in bester „Belle & Sebastian-Gesellschaft“. Ansonsten stehen auch gerne mal (wenn wohl auch ungefragt) die Beatles Pate für das musikalische Schaffen Salakos. Ob es das intelligent arrangierte „Mountain/Molehill“ ist oder das ohrwurmverdächtige und unbeschwerte „Swimming Down The Vein Of A Whale“ – zumeist überzeugen die Ansätze Salakos. Eine schwer zu beschreibende Anziehungskraft übt auch „Hull’s Too Good For England“ aus. Über einem Teppich aus Loungemusik mit Piano und Geige besingt die Band auf zunehmend energische Weise eigens erdachte Separationsbestrebungen ihrer Heimatstadt Hull vom englischen Mutterland. In Ermangelung der genauen Kenntnis etwaiger lokalpatriotischer Befindlichkeiten im Norden Englands, fällt es schwer, all dies einzuordnen, fasziniert aber auf merkwürdige Weise. Dies lässt dann auch schnell verzeihen, dass dieses Album mit „In Hope You Keep Us Close“ oder „Revolution Is Eternal“ auch Songs enthält, die in puncto Songwriting und Ideenreichtum nicht ganz Schritt halten können mit den eigens gesetzten Maßstäben.

Überhaupt neigt man dazu, Salako eine ganze Menge zu verzeihen. Ihre guten Ideen würden selbst bei erwiesener Mitschuld der Band am Pavement-Split noch milde stimmen. Was wünscht man sich mehr heutzutage? Angesichts der Krisen in Deutschland, den Kriegen in der Welt? Man sollte Salako-Alben in großen Mengen unter die Menschen bringen – auf dass auch sie ein klein wenig milder gestimmt werden mögen. Ist das jetzt nicht gar zu süß geschrieben?

9 Punkte (von max. 15)

Martin Baum13.09.2004

TRACKLIST
1. Seasons
2. Mountain/Molehill ***
3. Revolution Is Eternal
4. In Hope You Keep Us Close
5. Hull's Too Good For England ***
6. Swimming Down The Vein Of A Whale ***
7. Jonty's Fine
8. We
9. More Than Sparrows Tear
10. The Story Of Our Life So Far
[ *** Anspieltipps ]

Leserkommentare

Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.

  • Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT