Cd-Besprechung

Rufus Wainwright - Release The Stars

Rufus Wainwright

Release The Stars

Geffen (Universal)
  Vö: 25.05.2007

Bewertung:  10 Punkte
Leserwertung:  9.8 Punkte
Stimmenzahl: 76

Die ganze Welt, so scheint es dieser Tage, feiert Rufus Wainwright. Als Rezensent ist man nach allem, was man vorab über das neue Album las, versucht, eine Kritik provokant mit „Ohne Werte“ zu beginnen und gleichzeitig zu beschließen - und die Höchstnote zu vergeben. Aber der Reihe: Sind all die Lobeshymnen überhaupt gerechtfertigt?

Versuchen wir eine kritische Würdigung und fragen nach dem Schritt, den Wainwright seit seinem letzten Album gegangen ist. Sofort stellt man fest und muss ehrlicher Weise sagen: Einige der Songs von "Release The Stars" unterscheiden sich kaum, weder von Songwriting-Warte aus betrachtet noch von der Umsetzung, von „Want Two“ (oder auch „Want One“, dem Vorvorgänger). „Do I Dissapoint You“, der Opener, fließt am Hörer vorbei – so etwas hat man von Wainwright schon x Mal gehört. Die große Geste ist wieder angesagt, stimmlich zum einen, zum anderen ob der orchestralen Unterstützung.

Auf der anderen Seite: Die beiden folgenden Stücke „Going To A Town“ (Zitat: „I’m So Tired Of America“, weshalb es ihn wohl nach Berlin zog) und „Tiergarten“ (sic!) sind höchste Songwriter-Kunst. Außerdem stand als „Executive Producer“ Neil Tennant von den Pet Shop Boys zur Seite, und bitteschön, was will man da noch sagen?

Nun: Bei „Nobody Off The Hook“ (Track 4) wähnt man sich schon wieder in „Alice im Wunderland“ oder alternativ auf einem der beiden „Want“-Alben, bei „Slideshow“ und „Tulsa“ ebenfalls. Nicht grundsätzlich schlecht, das, Gott bewahre - aber jedenfalls vollkommen überraschungsfreier Kitsch. Hätte es nicht mehr unbedingt gebraucht. „Rules And Relations“, dafür, ist eines der besten Stücke, dass Wainwright je gelungen ist.

So könnte man jedes Stück der Reihe nach weiter sezieren, konzentrieren wir uns aber auf das Gesamtbild: Wainwright hat mit seinem Schritt nach Berlin (persönlich) einiges gewagt – und gewonnen (weil die „große Liebe“ gefunden, wie man hört)! Musikalisch jedoch ist er den sicheren (und langweiligen) Weg gegangen. Wünschenswert wäre gewesen, hätte er seinen ursprünglichen Plan verwirklicht und (O-Ton) „ein absolut heruntergestripptes, fast schon skelettartiges“ Album aufgenommen. Hätte so schön werden können. Aber all den Kitsch, man kann (und will) ihn nicht mehr hören.

10 Punkte (von max. 15)

Daniel Höfelmann10.06.2007

TRACKLIST
1. Do I Disappoint You
2. Going to a Town***
3. Tiergarten***
4. Nobody's off the Hook
5. Between My Legs
6. Rules and Regulations***
7. Not Ready to Love
8. Slideshow
9. Tulsa
10. Leaving for Paris No. 2
11. Sanssouci
12. Release the Stars
[ *** Anspieltipps ]

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